Nachruf auf eine Rose
Yarrell den Rücken zu und schloss die Tür des Besprechungszimmers hinter sich.
Mrs Dwight machte wirklich einen verstörten und nervösen Eindruck, und es kostete beträchtliche Mühe, sie dazu zu bringen, ihre Aussage zu machen. Im Grunde deckte sich das, was sie erzählte, mit dem der anderen Mitarbeiter, doch gewannen sie wenigstens einen Einblick in Arthur Fishs Büroalltag.
«Er war ein Gewohnheitstier. Er war jeden Morgen um Viertel nach acht hier und wollte die erste halbe Stunde nicht gestört werden. Ich kam immer kurz vor neun, kochte Kaffee und öffnete die Post. Dann diktierte er mir.»
«Kam er Ihnen in letzter Zeit nervös vor?»
Sie senkte den Blick auf ihre Hände, die ein tränennasses Taschentuch umklammert hielten.
«Nein», sagte sie zögernd, «er war wie immer. Obwohl er in den letzten Wochen ziemlich lange gearbeitet hat, und ich weiß, obwohl er es nie ausdrücklich gesagt hat, dass es mit seiner Frau schlimmer geworden war.»
«Woraus schließen Sie das?»
«Ach, aus vielen kleinen Dingen. Normalerweise ließ er die Tür zwischen unseren beiden Büros immer offen – wenn er nicht gerade eine Besprechung hatte, natürlich –, doch in letzter Zeit hielt er die Tür immer geschlossen.»
«Und wie lange ging das schon so?»
«Seit ein paar Wochen. Und gestern Abend, bevor er zu seinem Fakultätstreffen aufbrach, schloss er die Tür, um eine ganze Menge Diktate auf Band zu sprechen.» Bei diesen Worten hielt sie erschrocken inne. «Oh, die muss ich noch schreiben! Er hat doch ein ganzes Band vollgesprochen.»
«Und hat er sich sonst irgendwie anders verhalten, war er nervös oder aufgeregt?»
«Nein, eigentlich nicht.» Joan schüttelte energisch den Kopf, wobei sich keine Locke ihres dauergewellten Haares regte. «Das hätte ich doch gemerkt.» Sie verzog ihre Lippen zu einem Schmollmund.
Zum ersten Mal schaltete Cooper sich ein. Mit seinem weichen Sussexer Dialekt fragte er freundlich: «Haben Sie irgendwann erlebt, dass er reizbar oder schlecht gelaunt war, Mrs Dwight?»
Wieder füllten ihre Augen sich mit Tränen, und sie wurde über und über rot. Sie nickte kaum merklich.
«Erst kürzlich», flüsterte sie. «Ich glaube, die Krankheit seiner Frau hat ihm schwer zu schaffen gemacht. Sonst wäre er nie laut geworden mir gegenüber. Letzte Woche hat er mich angeschrien, richtig angeschrien!»
«Und Sie glauben, das war wegen seiner Situation zu Hause?»
«Was hätte es sonst sein sollen? Ich weiß natürlich auch, dass er und der neue Geschäftsführer nicht so gut miteinander auskamen, doch warum hätte ihn das so nervös machen sollen?»
Schlagartig wurde Mrs Dwight sich bewusst, was sie soeben gesagt hatte, und schien ihre Worte zu bereuen. Fenwick sah, wie sie sich ihnen gegenüber wieder verschloss.
«Sergeant, könnte ich Sie draußen kurz sprechen?»
Mrs Dwight unterbrach sie. «Ich muss jetzt wieder an die Arbeit. Die werden sich schon fragen, wo ich bleibe. Und dann muss ich noch dieses letzte Band schreiben.»
«Bitte bleiben Sie noch kurz. Es wird nicht mehr lange dauern.»
Fenwick und Cooper gingen hinaus, und Fenwick beugte sich zu Cooper und sprach mit gesenkter Stimme: «Warum übernehmen Sie die Befragung nicht? Ich scheine sie eher einzuschüchtern. Bitten Sie sie, Ihnen den Weg zur Kantine zu zeigen, und laden Sie sie dann zu einer Tasse Tee ein.»
Während Cooper ins Besprechungszimmer zurückging, entschied sich Fenwick dafür, dem neuen Geschäftsführer von Wainwright Enterprises einen Besuch abzustatten. Hinter sich hörte er, wie Sergeant Cooper Mrs Dwight ein Kompliment wegen ihres Pullovers machte und sie darob aufs Stricken zu sprechen kamen, bevor sich die Lifttür hinter ihnen schloss.
Fenwick durchschritt den langen Gang, der vom Besprechungszimmer zu den anderen Räumen führte. Er war neugierig darauf, was er über die Firma herausfinden würde. Im Erdgeschoss hatte er sich rasch umgesehen, hier befanden sich lediglich die Besprechungszimmer, die Poststelle, der Zugang zur Lieferrampe und ein kleiner Aufenthaltsraum für das Personal. Während er zu den Aufzügen trat, hatte ihn die äußerst wachsame Empfangsdame bereits erspäht.
«Kann ich Ihnen helfen?»
«Nein, danke.»
«Wo wollen Sie denn hin?»
«Ich möchte mich nur ein bisschen umsehen.»
«Es wäre uns lieb, wenn unsere Besucher auf dieser Etage blieben. Die Aufteilung der Räume ist ziemlich verwirrend.»
«Ich finde mich schon zurecht, danke.»
Ein Klingeln kündigte
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