Nachruf auf eine Rose
Schwierigkeiten, mit dem PC umzugehen.
«Na, das erklärt doch vieles.»
«Meinen Sie? Da bin ich anderer Ansicht. Die beiden Wainwright-Smiths waren zu schnell bei der Hand mit ihrer Theorie, es handle sich entweder um Selbstmord oder um einen Raubüberfall mit Todesfolge. Nach meiner Erfahrung kommen unschuldige Bürger, die nichts zu verbergen haben, selten auf solche Gedanken, vor allem dann nicht, wenn sie noch gar nichts über die näheren Umstände gehört haben.»
Cooper runzelte die Stirn, er schien Fenwicks Meinung nicht zu teilen.
«Glauben Sie nicht, dass Sie in Bezug auf Wainwright Enterprises etwas voreingenommen sind, Sir?», fragte Cooper respektvoll, aber zweifelnd. Fenwicks Antwort klang sehr bestimmt.
«Nein, Cooper, das denke ich nicht. Wir müssen mehr über Arthur Fish herausfinden. Mit seiner Bank, seinen Freunden, seinem Anwalt reden. Wie viel Vermögen hinterlässt er? Ich habe das Gefühl, dass Wainwright-Smith etwas zu verbergen hat, und seine Frau hat erst recht nichts rausgelassen. Ich traue ihr nicht.»
«Also haben Sie die berühmt-berüchtigte Sally kennen gelernt? Und Sie verstehen, warum Graham Wainwright ihr misstraut? Mrs Dwight hat mir alles über sie erzählt, und ich kann es kaum erwarten, sie endlich selbst zu treffen. Schade, dass keiner von uns beiden sie letzten Monat befragt hat. Ich möchte wissen, was Nightingale von ihr hält. Sie hat sie doch vernommen, oder nicht?»
«Ich glaube nicht. Wenn ich mich recht erinnere, war Sally doch krank oder so, und als es ihr wieder besser ging, hatten wir den Fall schon abgeschlossen.» Fenwick setzte den linken Blinker und verließ die Umgehungsstraße.
«Mrs Dwight sagte mir, sie stecke ihre Nase in alles. Ist erst seit einer Woche in der Firma und hat es schon geschafft, sich unbeliebt zu machen. Sogar Neil Yarrell soll sich vor ihr in Acht nehmen.»
«Warum um alles in der Welt arbeitet sie als Sekretärin für ihren Mann?»
«Mrs Dwight meint, aus Gründen der Kostenersparnis. Anscheinend hat Mrs Wainwright-Smith so eine Art Sparfimmel, obwohl sie und Alexander die Hälfte des Vermögens geerbt haben. Vorher hat Sally woanders gearbeitet, doch als sie das Anwesen von Alexanders Onkel bezogen haben, hat sie ihren Job aufgegeben. Zu Hause zu bleiben, war ihr wohl zu langweilig, und so hat sie ihre Aufmerksamkeit aufs Geschäft gerichtet. Jetzt hat sie ihre Finger überall drin und kürzt, wo es nur geht.»
«Also ist sie eigentlich gar nicht seine Sekretärin, das ist nur die offizielle Bezeichnung.»
«Nein, nein. Sie mag ja nicht sehr beliebt sein, aber Mrs Dwight sagt, sie arbeite wie eine Besessene. Und die Kürzungen machen auch vor der Chefetage nicht Halt. Sie hat inzwischen schon eine Chefsekretärin und eine Schreibkraft entlassen, ein Voicemail-System eingeführt und scheint nun mit eiserner Hand zu regieren. Sie hat eine Junior-Sekretärin, die für sie arbeitet, und Yarrells Sekretärin soll jetzt bei ihm im Zimmer sitzen.»
«Das mag ja billiger sein, aber sicher nicht effizienter. Als ich kam, war sie die Einzige im Büro, und sie war gerade erst eingetroffen. Wir müssen uns noch mal mit Graham Wainwright und dem Rest der Familie unterhalten. Das könnte die Gelegenheit sein, die Ermittlungen im Fall Alan Wainwright wieder aufzunehmen. Noch heute Nachmittag werde ich das mit dem Assistant Chief Constable besprechen.»
Fenwick hielt vor einer Bäckerei.
«Wie wär’s mit einem Sandwich? Wir werden kaum Zeit zum Mittagessen finden.» Cooper nickte zögernd und tröstete sich mit dem Gedanken, dass es seiner Figur nur gut tun würde, einmal auf sein Stück Fleisch mit Gemüse in der Polizeikantine zu verzichten. Und dann war da ja auch noch der Obstkuchen, den er bei dem Gespräch mit Mrs Dwight verdrückt hatte. Das würde noch eine Weile vorhalten.
23B 17
Der Bahnhof in Harlden lag weniger als einen Kilometer vom Polizeipräsidium entfernt, so dass es sich anbot, die Einsatzzentrale der Sonderkommission einen Stock über Fenwicks Büro einzurichten. Als Cooper und er von ihrem Besuch bei Wainwright’s zurückkehrten, war der Raum bereits voll ausgestattet mit Tischen, Telefonanlage, PCs, Druckern, einem Faxgerät und den unvermeidlichen Tafeln. Für zwei Uhr war eine Besprechung anberaumt worden, denn der Superintendent und der Assistant Chief Constable wollten, dass dieser Fall so schnell wie möglich gelöst würde. Jeder wusste, dass die Angelegenheit im Moment vor allem anderen Vorrang hatte,
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