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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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alles.»
    «Das hast du gut gemacht», sagte Fenwick und drückte ihre Hand. «Du warst uns eine große Hilfe. Da sind nur noch ein paar Dinge, bei denen ich ganz sicher gehen will. Als du mit Ryan spazieren gingst, habt ihr da irgendwas gehört?»
    «Nein, nichts. Ein Fuchs hat geheult, und Ryan ist erschrocken, weil eine Eule gerufen hat, aber sonst haben wir nichts gehört.»
    «Ihr hattet also nicht das Gefühl, dass da draußen noch jemand war?»
    Sie schauderte, schüttelte jedoch den Kopf.
    «Nein. Nicht, bis wir die Leiche entdeckten. Alles war ganz ruhig, und der Nebel schien jedes Geräusch noch zu verstärken.»
    «Lass uns noch einmal auf die Leiche zurückkommen. Du sagtest, sie schwang hin und her?»
    «Ja, er hing am Baum, wussten Sie das nicht?» Lucy wirkte überrascht. «Er hatte ein dickes Seil um den Hals. Ich weiß, wir hätten versuchen sollen, ihn runterzuholen, doch in dem Moment habe ich daran nicht mal im Traum gedacht, und er war ja schon tot, da gab es überhaupt keinen Zweifel.»
    «Ihr habt das einzig Richtige getan, indem ihr ihn nicht angerührt habt. Bei einem plötzlichen Todesfall muss immer die Polizei eingeschaltet werden, und dann sollte alles so bleiben, wie es ist.»
    «Oh, gut. Ich hatte deshalb schon ein schlechtes Gewissen.» Sie wirkte erleichtert und gähnte.
    «Kannst du dich sonst an etwas erinnern? Welche Farbe hatte das Seil, wie war es befestigt? Vielleicht daran, wo seine Kleider lagen?»
    Sie überlegte angestrengt. «Nein, ich weiß nur noch, dass unter dem Baum Müll rumlag. Das ist mir noch aufgefallen, bevor ich die Leiche entdeckte.»
    Das war alles, was Lucy über das Auffinden der Leiche zu sagen hatte, und Fenwick befragte sie nun zu ihrer Rückkehr ins Haus. Offenbar war sie zu dem Zeitpunkt, als Alexander sie gefunden hatte, in eine Art Schockzustand geraten, der nur noch vage Erinnerungen zuließ. Sie wusste noch, wie besorgt Alexander sie zum Haus zurückgeführt hatte und wie ungläubig die anderen reagiert hatten, als sie berichteten, dass Graham tot war. Das Einzige, woran sie sich deutlich erinnerte, waren Sallys harte Worte, dass Graham wohl eher «stockbesoffen» sei, und wie gehässig es geklungen habe. Doch Jenny hatte ihnen gleich geglaubt. Sie hatte sich den ganzen Abend über Sorgen um Graham gemacht und war sich sicher gewesen, dass ihm etwas zugestoßen war.
    Er dankte Lucy und bat Constable Shah, sie zu ihren Eltern zu begleiten und Ryan hereinzubitten, ohne den beiden Gelegenheit zu bieten, miteinander zu sprechen.
    Ryan war ebenfalls siebzehn, und Fenwick bot ihm an, mit der Befragung zu warten, bis seine Eltern einträfen, doch der junge Mann lachte nur und forderte Fenwick auf fortzufahren. Er bestätigte Lucys Version und fügte noch ein paar Details hinzu, die ihm aufgefallen waren. Er wusste noch etwas genauer, wie das Seil um Grahams Hals ausgesehen hatte. Es hatte wie ein Henkerstrick ausgesehen, die Schlinge war sauber geknüpft gewesen; das lange Ende hing hinunter und war unter einer dicken, frei liegenden Wurzel auf der rechten Seite des Baumes hindurchgezogen. Was Lucy als Müll bezeichnet hatte, waren Pornozeitschriften gewesen, doch er wusste nicht, was für welche. Fenwick dankte ihm. Nachdem er Anweisung gegeben hatte, dass ein Dienstwagen ihn nach Hause fahren würde, verabschiedete er sich von ihm.
    Wen sollte er als Nächsten vernehmen? In welcher Reihenfolge sollte er vorgehen? Er beschloss, die Frauen zuerst zu befragen. Jenny als Erste, nicht zuletzt deshalb, weil er wissen wollte, was sie von Alexander und Sally hielt, ehe er diese befragte.
    Auf Shahs Arm gestützt, betrat Jenny den Raum. Die Polizeibeamtin führte sie zum Sofa und setzte sich neben sie. Jenny lehnte sich zurück in die Kissen und schloss die Augen. In der Halle schlug die Uhr Viertel nach drei. Bevor sie mit der Befragung beginnen konnten, klopfte es leise an der Tür, und Muriel Kemp betrat die Bibliothek, ein Tablett mit Tee und Keksen vor sich.
    «Ich dachte, Sie könnten vielleicht eine kleine Stärkung vertragen.» Sie lächelte scheu und platzierte das Tablett behutsam auf einem niedrigen Tisch vor dem Kamin. Fenwick dankte ihr und schenkte allen eine große Tasse heißen Tee ein. Er überging Jennys halbherzigen Protest und tat reichlich Zucker in ihre Tasse.
    Er betrachtete sie forschend, wie sie mechanisch an ihrem Tee nippte und hin und wieder ob der ungewohnten Süße des Getränks angewidert das Gesicht verzog. Mit ihrem dichten

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