Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)
Dorf herum, die auch alle besucht werden wollen. Da ich Ubud morgen verlassen werde, danke ich Made für alles und verabschiede mich von ihm, nachdem er mich nach Hause gefahren hat. Er dreht sich noch einmal lächelnd mit einem kurzen Wink zu mir um, bevor er davonbraust und sich während des Beschleunigens seinen allenfalls bauarbeitertauglichen Helm über den Kopf zieht.
Fußball wird im Kopf entschieden. Zugegeben, ein abgedroschener Spruch und durchaus würdig für einen Münzwurf ins Phrasenschwein. Aber er stimmt. Natürlich gehören zu einem guten Spieler Attribute wie Technik, Athletik oder taktisches Verständnis. Die wichtigste Komponente dürfte allerdings die psychologische Leistungsfähigkeit sein. Hier trennt sich häufig die Spreu vom Weizen. Besonders im absoluten Spitzensport. Je höher das Niveau und je geringer die Leistungsunterschiede, desto entscheidender ist die mentale Stärke.
Generell ist es sehr schwierig und im Grunde auch immer heikel, Menschen in Schubladen zu stecken. Dennoch würde ich aus meiner eigenen Erfahrung behaupten, dass man Fußballer grob in vier Kategorien aufteilen kann:
1. Der Dumme
Entgegen allen Vorurteilen über die kickende Zunft eine relativ kleine Gruppe. Oder anders ausgedrückt: Diese Gattung ist unter Fußballern im Verhältnis nicht wesentlich größer als in der normalen Bevölkerung auch. Der Dumme macht sich einfach keinen Kopf, denn im selbigen befindet sich ohnehin nur Luft. Er hält sich nicht lange mit Fehlern oder Nachdenken auf. Das hat für ihn den Vorteil, dass er immer befreit aufspielt und sich somit leichttut, gute Leistungen abzurufen. Dazu verfügt gerade der Dumme überdurchschnittlich oft über ein begnadetes, von Geburt an gegebenes Talent für den Fußball. Warum auch immer das so sein mag. Probleme hat der Dumme auf dem Rasen nur dann, wenn ihm neben der Klugheit außerhalb des Platzes auch noch die Spielintelligenz abgeht und er einfach nicht kapiert, was der Trainer und die Mannschaft von ihm verlangen. So oder so bleiben Schwierigkeiten im Alltag für diese Spezies Fußballer nicht aus. Denn mit plötzlichem Ruhm und dem vielen Geld kann er einfach nicht umgehen. So läuft es häufig darauf hinaus, dass selbst nach einer sehr erfolgreichen Karriere von der Kohle nichts mehr übrig bleibt für den Dummen.
2. Der Hochmütige
Egal, was in der Realität wirklich ablief, der Hochmütige hat gut gespielt. Und zwar immer. Er ist einfach der geilste Typ überhaupt. Fehler macht er nicht. Wenn, dann sah es nur so aus, weil ihn ein anderer reingeritten hat und der eigentlich Schuldige ist. Jeder, der was Gegenteiliges behauptet, hat keine Ahnung. Du denkst dir, Wahnsinn, hat der Hochmütige heute grottenschlecht gespielt. Der aber klagt dir allen Ernstes sein Leid darüber, dass er frühzeitig ausgewechselt wurde, obwohl er doch einer der Besten auf dem Platz war. Ich habe mich immer gefragt, ob dieses dermaßen übergroße Selbstbewusstsein gespielt war, um sich möglichst gut darzustellen, oder ob es wirklich die pure innere Überzeugung war. Vermutlich gibt es beide Sorten. Übrigens muss der Hochmütige nicht zwingend den IQ eines Toastbrotes haben wie der Dumme aus der ersten Gruppe. Auch intelligente Spieler können in diese Kategorie fallen. Selbst wenn es mal schlecht läuft, der Hochmütige kommt immer erhobenen Hauptes daher und lässt sich einfach nicht herunterziehen. Zumindest nach außen hin nicht. Allerdings ist er kaum fähig zur Selbstkritik und kann seine Leistung dadurch nur schwerlich weiterentwickeln. Ganz abgesehen von der fehlenden Glaubwürdigkeit. Denn wirklich ernst kann ihn in der Mannschaft niemand nehmen.
3. Der Denker
So etwas wie der kleine Philosoph unter den Fußballern. Er ist intelligent und reflektiert permanent seine eigene Leistung, die er realistisch, bisweilen sogar zu negativ, bewertet. Seine Fehler auf dem Platz erkennt er und will sie mit allen Mitteln abstellen. So gesehen ist der Denker, von seiner Einstellung her betrachtet, der Traum eines jeden Fußballlehrers. Auch um seine momentane Situation macht er sich viele Gedanken. Was seine Stellung innerhalb der Mannschaft betrifft oder wie der Trainer zu ihm steht, der Denker ist einfach immer klar im Bilde. Er weiß mit Erfolg umzugehen und bleibt stets auf dem Boden. Dazu ist der Denker prinzipiell in der Lage, Dinge schnell zu erlernen und seine Leistung zu steigern. Allerdings steht er sich in seiner Entwicklung selbst im Weg. Denn auch auf
Weitere Kostenlose Bücher