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Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)

Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition)

Titel: Nachspielzeit: Eine unvollendete Fußballkarriere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Heinze
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miteinander verabredet. Wir haben auch keine Handys mitgenommen, mit denen wir absagen könnten. Außerdem haben wir nicht annähernd genügend Kohle dabei, um uns hier ein Zimmer leisten zu können, sogar für das Mittagessen wurde es schon knapp. Zu allem Überfluss fährt heute kein anderes Boot mehr zurück als dieses, das wir gerade drohen zu verpassen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als in Windeseile unsere Sachen zu packen, den beiden Grazien neben uns und allen anderen wunderschönen Geschöpfen au revoir zu sagen und davonzulaufen wie Forrest Gump vor den bösen Jungs auf den Fahrrädern. Was für eine ungerechte Welt! Während wir zum Boot rennen, fluchen wir wie verrückt auf alles, was uns einfällt, und müssen doch gleichzeitig lachen, weil die Situation einfach zu komisch ist. Der kleine Steg ist bereits deutlich zu sehen, doch müssen wir auch erkennen, dass das Boot gerade im Begriff ist abzulegen. Die Leinen sind schon los, und das Schiffchen setzt sich soeben überpünktlich in Bewegung. Wir aber sind noch gut und gerne zweihundert Meter weit weg. Ich setze in Flip-Flops einen Spurt über den staubigen Gehweg an, der jedem 100-Meter-Läufer Ehre machen würde.
    Zu Beginn der Rückrunde machten wir einen Sprinttest. Ich kannte diese Form zur Überprüfung der Schnelligkeit schon aus meiner Zeit bei den Bayern. Man läuft aus dem Stand dreißig Meter so schnell wie möglich. Mehrere Lichtschranken messen auf das Tausendstel genau die Zeit. Ich war immer einer der Schnellsten bei diesem Test gewesen, nie schlechter als Dritter innerhalb der jeweiligen Mannschaft. Doch auf dieses Ergebnis hier war ich gespannt, denn ich hatte schon seit einer Weile bemerkt, dass ich im Training in Laufduellen fast nur noch den Kürzeren zog. Das Resultat war ernüchternd. Ich war, unglaublich, aber wahr, der zweitlangsamste Spieler im gesamten Team. Auch wenn ich eine nicht optimale Zeit befürchtet hatte, das traf mich schon sehr unerwartet. Gerade mein dynamischer Antritt war immer eine meiner großen Stärken gewesen.

    Die dynamische Sprinthaltung stimmt noch, die Geschwindigkeit nicht mehr so ganz.
    Man kann nicht rational erklären, wie so etwas möglich ist. Innerhalb von nur rund zehn Monaten wurde aus einem überdurchschnittlich schnellen Spieler ein langsamer. Ohne Verletzungen oder längere Pausen, die als Erklärung hätten herhalten können. Auch allein schlechte Tagesform und ordentlicher Gegenwind rechtfertigten diese Zeit nicht annähernd. Vorher war ich beim Sprinten förmlich explodiert, jetzt hatte ich den Antritt einer Wanderdüne. Das wollte ich nicht auf mir sitzenlassen, so viel stand fest. Daher organisierte ich mir ein professionelles Schnelligkeitstraining in einem Fitnesscenter, das mit dem Verein kooperierte. Fleißig schob ich dort wochenlang Zusatzschichten neben dem normalen Training. Ich setzte alles daran, mich zu verbessern, es war eine Art letztes Aufbäumen für mich und meine Karriere. Doch es trat keine wesentliche Besserung ein. Ich unterhielt mich mit den renommierten Trainern in dem Center, die sich die Sache auch nicht erklären konnten und ratlos waren.
    Noch bei meinem letzten Test beim FC Bayern lief ich eine Zeit im Bereich von drei Komma neun Sekunden und ein paar Hundertsteln auf dreißig Metern. Jetzt waren es vier Komma zwei plus ein paar Hundertstel. Auch wenn das nach wenig klingen mag, aber eine Differenz von drei Zehnteln auf dieser kurzen Distanz bedeutet einen Unterschied wie Tag und Nacht. Als ob man aus einem Ferrari aussteigt und in einem VW-Käfer weiterfährt. Zu meiner Abiturzeit mit neunzehn lief ich die hundert Meter in elf Komma sechs Sekunden, jetzt waren es auf einmal zwölf Komma vier.
    Doch es war nicht nur die Schnelligkeit, auch die Ausdauerleistung wurde immer schlechter. Das ging allerdings schon länger so. Mein Laktatwert verschlechterte sich nach meiner einjährigen Verletzungspause kontinuierlich von Saison zu Saison. Obwohl ich immer brav in den Wald zum Joggen ging und das mir aufgetragene Programm für die jeweiligen Trainingspausen gewissenhaft durchzog. Zwar hatte ich seltener Probleme mit der Luft, wenn ein Ball im Spiel war, das war eigentlich nie das große Problem. Aber bei reinen Ausdauertests wurde ich regelmäßig vom Großteil der Mannschaft abgehängt, obwohl ich sehr wohl in der Lage war, mich bis zum Äußersten oder gar darüber hinaus zu quälen. Auch das war früher anders gewesen.
    Diese Entwicklungen meines

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