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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
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gekommen?«
    Ottilia rückt scheinbar nur ungern mit der Sprache heraus. Schließlich bequemt sie sich zu einer Antwort:
    »Angerufen hat sie nicht.«
    An ihren Mann gewendet setzt sie hinzu: »Das habe ich nur gesagt, damit du nicht denkst, ich durchsuche deine Sachen. Aber«, sagt sie dann wieder an Noldi gewandt, »ich habe seinen Anzug in die Reinigung gebracht. Als ich die Taschen geleert habe, war da ein Zettel mit der Telefonnummer.«
    Ihr Mann unterbricht sie.
    »Das hast du mir nie gesagt.«
    »Ja, ich weiß.«
    Sie schaut Rüdisühli mit halb gesenkten Wimpern an.
    »Hast du den Zettel noch?«, erkundigt er sich in neutralem Ton.
    Noldi kann weder ihren Blick noch seinen Ton deuten.
    Sie zieht prompt ein zerknülltes kleines Stück Papier aus der Tasche.
    »Meine Schrift ist das nicht«, konstatiert er nach einem Blick darauf eher angewidert.
    »Meine auch nicht«, ergänzt Ottilia schnippisch.
    »Vielleicht die von Frau Walter«, bietet Noldi an.
    »Keine Ahnung«, antwortet Rüdisühli. »Ich habe nie etwas Geschriebenes von ihr gesehen. Sie muss mir den Zettel in den Sack geschmuggelt haben. Anders kann ich mir die Sache nicht erklären. Ich habe ihre Festnetznummer nie benützt, sondern sie immer auf dem Handy angerufen.«
    Ottilia hängt an seinen Lippen.
    Jetzt, denkt Noldi, wird sie ihm gleich eine knallen.
    Doch er irrt sich. Sie ist zahm wie eine dressierte Krähe. Er muss fast lachen. Sein Vergleich gefällt ihm.
    »Also, fassen wir zusammen«, sagt er.
    »Sie, Herr Rüdisühli, behaupten, Sie sind Ihrer Frau gefolgt, als sie nach Weesen fuhr, und haben sie auf dem Parkplatz vor Berti Walters Haus beobachtet.«
    »Richtig«, bestätigt Rüdisühli.
    »Warum, in aller Welt, haben Sie dann gesagt, Sie seien beide zu Hause gewesen?«
    »Können Sie sich das nicht denken?«, fragt Rüdisühli zurück. »Ich wollte nicht, wenn Sie schon mich verdächtigen, dass Sie auch noch auf die Idee verfallen, meine Frau könnte es gewesen sein.«
    »Kann sie nicht?«, fragt Noldi.
    »Nein«, widerspricht Rüdisühli, »ich habe sie die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen.«
    »Vielleicht waren Sie es beide. Aber nehmen wir einmal an, es stimmt, was Sie behaupten. Und Sie haben die Frau ins Haus gehen sehen?«
    »Ja.«
    »Und es war die Frau auf dem Foto?«
    »Wahrscheinlich war sie es. Was meinst du?«, fragt Ottilia ihren Mann.
    Rüdisühli nickt ein wenig zögerlich mit dem Kopf.
    Noldi hat von dem Bild, das Berti mit den beiden Angestellten zeigt, Ausschnitte machen und vergrößern lassen.
    Jetzt legt er ihnen das Foto von Mariola vor.
    »War es vielleicht die?«
    »Nein, sie war kleiner.«
    »Und die?«, fragt er und haut auch Bertis Foto auf den Tisch.
    »Nie gesehen«, sagt Ottilia, während ihr Mann scharf die Luft einzieht.
    Sie schaut ihn von der Seite an.
    »Das stimmt nicht, Frau Rüdisühli«, mischt sich Noldi ein. »Das ist Berti Walter. Sie haben bereits ein Foto von ihr gesehen. Ich habe es Ihnen gezeigt.«
    Sie nimmt Bertis Bild in die Hand.
    »Ich verstehe dich nicht«, sagt sie milde zu ihrem Mann. »Was hast du an ihr gefunden?«
    »Das ist nur passiert, weil du so kalt zu mir warst«, verteidigt er sich.
    Ottilia wendet sich plötzlich an Noldi: »Haben Sie auch ein Foto von seiner Neuen?«
    In ihrer Stimme macht sich wieder diese gewisse Schärfe bemerkbar.
    »Schatz«, sagt Rüdisühli, »lass, auch das ist vorbei.«
    Noldi kommt es vor wie im Film. Er legt wieder Elsbeth Wehrlis Bild vor die beiden hin.
    »Ich möchte jetzt endlich wissen, ob es diese Frau war, die Sie gesehen haben.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde meint er, Ottilia habe es auf diese Frage angelegt.
    Doch ihr Mann kommt ihr zuvor.
    »Im Prinzip schon«, sagt er.
    Und sie erläutert: »Wir waren beschäftigt.«
    Noldi zieht die Augenbrauen hoch.
    »Mein Mann ist an mein Auto gekommen, hat mich herausgezerrt, auf den Rücksitz geworfen und …«
    Ottilia gluckst vor scheinbarer Verlegenheit.
    Noldi schaut Rüdisühli an. Sein Gesichtsausdruck erinnert ihn an einen Boxer, der zum Sieger erklärt wird, aber so benommen ist, dass er nicht weiß, wie ihm geschieht.
    Noldi sagt verwirrt: »Jetzt verstehe ich gar nichts mehr.«
    »Ich habe meine eigene Frau genötigt«, erklärt Rüdisühli, der nicht ganz so weggetreten ist, wie er vorgibt.
    »Das heißt also«, versucht Noldi die Sache auf den Punkt zu bringen, »Sie haben sich dort auf dem Parkplatz vor Bertis Haus versöhnt. Wozu, Frau Rüdisühli, dann die

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