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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
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Niemand hat gern, wenn man in seiner Schmutzwäsche und erst in seinen Geschäften wühlt und an den Fassaden schabt. Damit muss ich leben. Aber wollen Sie mir jetzt nicht endlich erzählen, was zwischen Ihnen und Berti war? Ich kann auch anfangen, mich, ganz diskret natürlich, in Winterthur umzuhören, was man so über Sie klatscht. Das wirkt Wunder, nur vermute ich, es wird Ihnen wenig Freude bereiten.«
    »Hören Sie auf.«
    Niederösts Lächeln wirkt auf einmal nicht ganz so ungezwungen. Er schaut Noldi giftig an.
    »Also gut, ich erzähle Ihnen etwas, und Sie behalten die Sache für sich.
    »Wissen Sie«, beginnt er, »Berti, war ein durchtriebenes Stück, auch wenn man ihr das nicht zutraute. Einmal brachte sie mich tatsächlich dazu, von Winterthur nach Weesen zu rasen. Sie rief mich an und sagte mit ganz dünner Stimme, irgendetwas sei nicht in Ordnung mit ihr. Sie sei schon drei Mal gestürzt, habe sich verletzt und kaum mehr ans Telefon schleppen können. Ich sagte ihr, sie solle den Notarzt anrufen. Doch sie antwortete, meine Praxisnummer sei die einzige, die sie auswendig wüsste, und lesen könne sie nicht. Mit ihren Augen stimme auch etwas nicht. Dann gurgelte sie und ließ den Telefonhörer fallen. Natürlich bin ich hin. Was hätte ich tun sollen, ich bin Arzt. Als ich an der Haustür läutete, ging sofort der Summer. Das machte mich bereits misstrauisch, aber sobald ich aus dem Lift steige, reißt Berti die Wohnungstür auf und steht lachend vor mir, halb nackt. Sie trug nur ein dünnes rosarotes Negligé. Ich nehme an, es ist dasselbe, in dem Sie sie im Wald gefunden haben. Das hat mich schockiert, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Noldi nickt.
    Niederöst fährt fort: »Ich sehe sie heute noch, wie sie mich anschaut und sich an den Hals greift. Dann dreht sie sich um und wackelt auf ihren hochhackigen Pantöffelchen vor mir her. Da hätte ich gehen sollen. Aber ich war beunruhigt, zugleich fasziniert und ratlos. Ich bin ihr nach in die Wohnung. »Berti«, fragte ich, »was ist mit dir?«
    Sie sagte: »Ich bin Salome.«
    So etwas Dummes hatte ich selten gehört. Ich war wütend, dachte, was bildet die sich ein. Mich den ganzen Weg hier her zu hetzen für einen solchen Mummenschanz.
    »Worum geht es?«, schnauzte ich sie an.
    Sie warf den Kopf in den Nacken, lachte und drehte sich einmal um sich selbst. Dabei öffnete sich ihr Negligé und sie hatte darunter nichts an als ein viel zu knappes Spitzenhöschen und um den Hals ein Lederband mit einem Anhänger. Sie warf mir einen Blick zu, unverfroren und zugleich naiv, ich dachte, ich könne meinen Augen nicht trauen. Und ich war hin und weg von ihr. Sie war so plump, so unbeholfen, dermaßen schamlos und verführerisch, dass mir die Luft wegblieb. Verstehen Sie mich recht, ich sehe jeden Tag genug Fleisch, um nicht beim Anblick einer nackten Brust gleich den Verstand zu verlieren, aber dieser Frau verfiel ich. Von einer Sekunde auf die andere.«
    »Haben Sie mit ihr geschlafen?«, erkundigt sich Noldi mit neutraler Stimme.
    »Nein. Nie. Obwohl, es wäre das Klügste gewesen. Dann hätte ich die Angelegenheit abhaken können. So bin ich gegangen und dieser Anblick hat mich verfolgt.«
    Niederöst mustert sein Gegenüber mit unergründlichem Blick.
    Jetzt, denkt Noldi, taxiert er mich, ob ich mir den Bären aufbinden lasse.
    Schließlich ist er ihm schon einmal auf den Leim gegangen, als der Doktor davon geflunkert hat, wie Berti ihm als jungem Studenten ihre Erdbeeren hat zeigen wollen. Egal, ob die Geschichte wahr ist oder nicht, denkt er belustigt, sie ist gut.
    Er schnellt von dem Patientenstuhl auf, in dem er gesessen hat, geht zur Tür.
    »Ich kann beweisen, dass ich damals in Weesen war!«, ruft Niederöst ihm nach. »Ich habe Berti diesen Hausbesuch teuer verrechnet. Der Beleg findet sich in meinen Unterlagen.«
    »Auf Wiedersehen, Herr Doktor«, sagt Noldi und verschwindet.
    Soll sich der gute Doktor ruhig den Kopf zerbrechen, was er, Noldi, jetzt vorhat, denkt er mit einer gewissen Schadenfreude, während er zu seinem Auto geht. Allerdings hat er mit Niederöst im Moment gar nichts vor. Er wird jetzt erst einmal an Wehrli dranbleiben.
    Er fährt zum Polizeiposten Winterthur, überlegt, dass er bei der Kantonspolizei St. Gallen eine Überprüfung von Wehrli beantragen sollte.
    Er will wissen, ist irgendetwas über den Mann bekannt, was er treibt, wie er lebt, er kommt viel herum. Aber er muss die Ergebnisse bald haben. Er hat keine Ahnung,

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