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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
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damals in Stuttgart gearbeitet habe. Nur ist Walter kein so seltener Name, und die lebten in Deutschland. Warum hätte ich mir Gedanken machen sollen? Außerdem war das alles lange her, ich erinnerte mich kaum mehr an die Zeit und daran, dass ich einmal ein Kind geboren hatte. Vielleicht habe ich es auch verdrängt. Erst als ich Bertis Ohren sah, bin ich nachdenklich geworden. Tatsächlich stimmte ihr Geburtsdatum mit dem Tag meiner Niederkunft überein.«
    »Könnte es nicht sein«, fragt Noldi, »dass Sie Berti wegen des Geldes umgebracht haben? Vielleicht fühlten Sie sich von dem Vater des Kindes ungerecht behandelt und haben jetzt Ihre Chance gesehen, an sein Geld zu kommen. Was halten Sie davon?«
    »Dass eine Mutter ihr Kind tötet, vor allem, wenn sie es nach vierzig Jahren eben erst wiederfindet, das glauben Sie doch selbst nicht«, sagt Elsbeth Wehrli mit einer Ruhe, die Noldi schaudern lässt.
    »Nein«, gibt er zu, »würde ich lieber nicht. Aber es schaut verdammt danach aus.«
    »Niemals«, sagt sie und reckt ihr Kinn vor.
    »Also, hören Sie zu. Dass Sie zur Tatzeit dort waren, haben Sie schon zugegeben«, erinnert er sie. »Außerdem gibt es dafür Zeugen.«
    »Na und?«, fragt sie. »Ich habe Berti die Unterlagen gebracht und bin wieder ab. Auch das habe ich Ihnen gesagt.«
    »Stimmt. Allerdings haben Sie, bevor Sie gegangen sind, Berti eine Überdosis Insulin gespritzt.«
    Elsbeth lacht.
    »Wie stellen Sie sich das vor? Sie glauben wohl nicht, die hält dabei einfach still. Sie war viel stärker als ich.«
    »Das«, gibt Noldi zu, »ist ein interessanter Punkt. Ich vermute, Sie haben ihr gesagt, dass Sie ihre Mutter sind. Dieses Überraschungsmoment dürfte gereicht haben.«
    Elsbeth Wehrli schaut ihn mitleidig an.
    »Ist das alles, was Ihnen dazu einfällt?«
    »Nicht ganz«, sagt Noldi. »Ich habe noch etwas.«
    »Und zwar?«
    Was für eine zähe kleine Person sie ist, denkt er. Die kämpft bis zum Letzten. Aber für wen? Nicht für sich selbst.
    »Sie haben etwas übersehen.«
    Jetzt huschen ihre Augen für einen Moment unsicher über sein Gesicht.
    »Sie haben eine alte Spritze Ihres Mannes benützt. Eine noch aus der Zeit in Neuseeland. Das ist ein Fabrikat, das es hier nie gegeben hat.«
    »Das beweist gar nichts. Mein Mann hat Berti einmal ausgeholfen.«
    »Wie das?«
    »Sie war mit Mariola zum Abendessen bei uns und trank zu viel. Zu allem Elend hatte sie ihr Insulin nicht dabei.«
    »Das werde ich überprüfen.«
    »Tun Sie das«, sagt Elsbeth kühl.
    »Da ist noch etwas«, sagt er. »Die Untersuchungen haben ergeben, dass sie sich die Überdosis nicht selbst gespritzt hat.«
    Elsbeth schaut ihn ruhig an.
    »Dann war es ein anderer. Sie hat auf einen Kerl gewartet. Das war eindeutig. Und der hat sie umgebracht. Warum hätte er sie sonst in den Wald schleppen sollen?«
    »Möglicherweise hat er so etwas vorgehabt. Sie haben ihm die Arbeit abgenommen.«
    »Sagen Sie, aber das müssten Sie erst beweisen.«
    Wo sie recht hat, hat sie recht, denkt Noldi und räumt zähneknirschend das Feld, schwört jedoch bei sich, dass er wiederkommt.

    Er geht und schon vor der Tür des Coiffeursalons zückt er sein Handy. Elsbeth soll keine Gelegenheit haben, ihren Mann zu präparieren.
    Karl Wehrli meldet sich. Er erinnert sich tatsächlich noch.
    »Meine Frau«, sagt er, »raste ins Badezimmer und brachte eine von meinen Spritzen. Ich verwende keine Pens. Ich traue diesen Instrumenten nicht. Berti Walter saß neben mir. Sie nahm die Spritze, schob ihren Rock ungeniert über die Oberschenkel hoch bis zum geht nicht mehr. Da habe ich weggeschaut. Es war irgendwie obszön. Keine Ahnung, was sie dann mit der Spritze gemacht hat. Ich wollte sie nicht zurück.«
    »Hat Ihre Frau Ihnen gesagt, dass Berti Walter ihre Tochter war?«
    »Ja«, antwortet Wehrli. »Ein verrücktes Zusammentreffen, nicht wahr?«
    »Und dass diese Tochter sehr bald darauf unter nicht geklärten Umständen stirbt, ist wohl noch so ein verrückter Zufall?«
    »Ja«, stimmt ihm Wehrli arglos zu.
    »Ist Ihnen noch nie der Gedanke gekommen, dass Ihre Frau an dem Zufall beteiligt sein könnte?«
    »Nein«, sagt Wehrli prompt. »Warum sollte sie?«
    »Berti Walter hinterlässt ein beträchtliches Vermögen und hat offensichtlich keine Nachkommen. Sie, als Erbschaftsberater, kennen sich sicher bestens mit dem Erbrecht aus.«
    »Zwangsläufig.«
    Noldi macht eine Kunstpause und auch Wehrli sagt nichts mehr.
    »Sie können das Geld gut

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