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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
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klassischen Perlohrring.«
    »Vielleicht hat sie ihn verloren, gerade bevor das Foto gemacht wurde, und hat es noch gar nicht bemerkt.«
    »Kann sein«, sagt Meret wieder, »oder ihre Ohren sind ungleich.«
    In Noldis Gehirn beginnt etwas zu surren, ein Gedanke, den er nicht fassen kann.

    Die folgende Nacht kommt Noldi nicht zur Ruhe. Erst kann er nicht einschlafen, dann hat er einen verrückten Traum. Er sieht das Foto von Berti mit den beiden Frauen und hört seinen Sohn Pauli schreien, die sehen alle drei gleich aus. So ein Unsinn, will er sagen, doch als er genauer hinschaut, erkennt er, dass der Junge recht hat. Alle drei Frauen tragen dieselbe Fasnachtslarve und grinsen ihn an. Er fährt im Bett hoch.
    Meret fragt schlaftrunken: »Noldi, was ist, hast du schlecht geträumt?«
    »Ich weiß nicht, ich weiß nicht, wie man es nimmt«, antwortet ihr Mann und lässt sich zurück in die Kissen fallen. Aber an Schlaf ist jetzt noch weniger zu denken. Er liegt die ganze Zeit bis zum Morgengrauen wach. Dann steht er auf, kocht das Frühstück für die Familie. Er ruft nach seiner Frau und holt Pauli aus dem Bett. Fitzi hat sich das elterliche Wecken verbeten. Sie sei, so fand sie, alt genug, einen Wecker zu benützen. Sie ist die Erste in der Küche, frisch und rosig und schaut ihren hohläugigen Vater lächelnd an.
    »Nein«, sagt der, »du musst nicht fragen, mir geht es gut. Ich hatte nur einen dummen Traum. Aber eigentlich«, setzt er selbst überrascht hinzu, »war er sehr nützlich.«
    Er geht noch einmal in den oberen Stock, wo Meret unter der Dusche steht.
    »Frühstück.«
    »Du bist ein Held«, sagt Meret und fällt ihm nass und eiskalt um den Hals. Noldi schüttelt sich wie ein Hund. Er wickelt seine Frau ins Badetuch, reibt sie trocken. Dann zieht er den Morgenrock aus und geht selbst unter die Dusche.
    »Ich muss gleich los!«, ruft er unter dem Wasserstrahl hervor.
    Zwanzig Minuten später sitzt er im Auto und fährt zuerst nach Turbenthal. Er macht Halt beim Notar, stürmt in die Kanzlei, an der Sekretärin vorbei und stört Weideli bei seinem Morgenkaffee im Büro.
    »Nicht so hektisch, junger Mann«, sagt der Notar. »Willst du auch einen?«
    »Danke, ich habe zu tun«, antwortet Noldi. »Aber du kannst mir eine Frage beantworten.«
    Als Noldi ihm sagt, worum es geht, röhrt Weideli in seiner gewohnten Art: »Komische Sachen willst du wissen.«
    »Das bringt der Beruf so mit sich«, antwortet Noldi. »Aber frag jetzt nicht. Ich erzähle es dir später.«
    »Versprochen?«
    »Ehrenwort.«
    Weideli lacht schon wieder.
    »Ich zahl dir gern auch ein Bier.«
    Endlich wird er ernst und gibt Noldi in normaler Lautstärke die gewünschte Auskunft.
    »Dank’ dir«, sagt Noldi, verlässt im Eilschritt das Büro, fährt zum Polizeiposten, nur um die Post zu holen und den berühmten Zettel mit seiner Handynummer für dringende Notfälle an die Tür zu hängen. Dann macht er sich auf den Weg nach Weesen.
    Dort stellt er das Auto gewohnheitsmäßig auf demselben Parkplatz wie immer ab. Der Schwung, der ihn bisher getragen hat, lässt plötzlich nach. Er weiß, er sollte nicht hier sein. Wenn Beer von seinen Eskapaden Wind bekommt, wird er nicht mehr so glimpflich davonkommen wie bisher. Um sich abzulenken, rechnet er nach, wie oft er hier schon geparkt hat. Dann überfällt ihn wieder der Zweifel, ob er nicht einem nächtlichen Hirngespinst nachjagt, das bei Tage keinerlei Bestand mehr hat. Sein Schritt verlangsamt sich, er schleicht über die Seestraße, am Parkhotel Schwert vorbei die Gasse hinauf. In die Fischerstube, denkt er, sollte er Meret einmal einladen. Und zu einer Übernachtung im Hotel. Er sehnt sich nach einem ruhigen Wochenende mit seiner Frau. Aber solange ihn der Fall Berti Walter umtreibt, kann er das vergessen.
    Vor dem Restaurant wendet er sich nach links und hat nach wenigen Schritten den Coiffeursalon im Blick. Erst jetzt fällt ihm ein, dass es vielleicht zu früh ist, Elsbeth entweder noch nicht da oder doch schon Kundschaft hat. Fast erhofft er ein Hindernis, das ihn von seinem Vorhaben abbringen würde. Zumindest, nimmt er sich vor, wird er die Sache langsam angehen, diplomatisch. Kein Wort zu viel.
    Er betritt den Salon. Mariola scheint zum Glück noch nicht hier zu sein. Elsbeth aber hat tatsächlich schon eine Kundin, der sie eben die Haare föhnt.
    »Ich bin gleich so weit«, sagt sie zu Noldi. Und bittet ihn, schon einmal Platz zu nehmen.
    Nach knappen zehn Minuten schon schwebt die

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