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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
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mache ich Ihnen einen Vorschlag. Sie tragen das Kind aus, kümmern sich um nichts. Wir erledigen alles. Das Kind wächst in unserer Familie auf. Sie sind frei, bekommen Geld, ein neues Leben anzufangen. Sie sind noch jung.«
    »Wie viel?«, fragte Elsbeth.
    »Langsam, langsam Fräulein«, antwortete Frau Walter. »Wir machen alles schön Schritt für Schritt. Erst müssen wir Ihre Schwangerschaft gut über die Runden bringen. Mir wäre es lieber, Sie gingen nicht mehr aus, sobald man es Ihnen ansieht. Dann besorge ich eine Hebamme.«
    Die kam zur Geburt ins Haus und Elsbeth verließ es vier Tage später. Ohne ihr Kind jemals gesehen zu haben. Eugens Mutter meinte, das sei am besten so, da könne keine Bindung entstehen, die sie nur belasten würde.

    »Und ich habe mich daran gehalten. Verstehen Sie, Herr Inspektor?«, sagt Elsbeth Wehrli und schaut Noldi gerade in die Augen.
    »Die haben mir wirklich viel Geld gegeben. Einzige Bedingung war, dass ich mich weder Eugen noch dem Kind jemals nähere. Ich weiß nur, dass es ein Mädchen war, weil ich eine Bemerkung der Hebamme aufgeschnappt habe.
    Ich bin dann weg aus Stuttgart, zurück in meine Heimat, nach Drosendorf. Doch dort hielt ich es nicht aus, zog nach St. Pölten und machte eine Friseurlehre. Ich wollte nie wieder in einen Haushalt. Auf einem Fest habe ich meinen Mann kennengelernt. Er hat auf der Durchreise von der Schweiz nach Wien in St. Pölten Station gemacht. Es war Liebe auf den ersten Blick. Bei uns beiden, und ich liebe ihn immer noch. Er arbeitete für eine Versicherung, sah aber keine Aufstiegsmöglichkeit. Deshalb beschlossen wir, auszuwandern. Nach Neuseeland. Wir heirateten auf dem Schiff. Karl hatte sich das als Überraschung für mich ausgedacht. Er fand es romantisch, und das war es auch. Der Kapitän traute uns. Es gab ein Hochzeitsbankett, und wir tanzten bis zum Morgengrauen.
    Auf Neuseeland kauften wir einen Golfplatz. Wir steckten unser ganzes Vermögen hinein. Karl meinte, das sei die beste Kapitalanlage, aber der Platz wurde nie zu einem wirklichen Erfolg. Als wir merkten, dass unsere Einnahmen nicht reichten, um konkurrenzfähig zu bleiben, begann ich, Brot und Kuchen zu backen, die ich im Klubrestaurant verkaufte. Das sprach sich herum, brachte auch einiges ein. Dann schaffte ich zwei Pärchen Kaschmirziegen an. Sie waren der Hit. Ich konnte nicht genug Junge züchten. Außerdem verarbeitete ich die Wolle, gab Kurse für Spinnen, Färben und Weben. So konnte ich ordentlich dazuverdienen. Wir glaubten bereits, wir seien über dem Berg, doch als größere Unterhaltsarbeiten anfielen, die wir nicht finanzieren konnten, mussten wir einsehen, wir hatten keine Chance. Karl war so enttäuscht, dass wir wider besseres Wissen eine teure Hypothek abschlossen. Das brachte uns noch einmal ein gutes Jahr, doch die Belastungen wurden am Schluss so hoch, dass nicht einmal der Verkauf des Platzes sie decken konnte. Karl wollte in die Schweiz zurück. Wir zogen zuerst nach Buchs, wo er aufgewachsen ist, dann hierher nach Weesen, weil uns der Ort so gut gefiel. Er fing hier wieder im Versicherungsgeschäft an und spezialisierte sich bald auf Erbschaftsversicherungen.
    Dass Berti meine Tochter ist, fand ich nur durch Zufall heraus. Das war so: Sie ließ sich nie von uns im Frisco die Haare richten. Dazu fuhr sie stets nach Winterthur. Dort hatte sie ihren Coiffeur, zu dem sie, wie sie sagte, schon immer ging. Auch sei es besser so, sagte sie, wegen des Geschäfts. Eines Tages musste ihr Coiffeur einen Termin absagen, warum weiß ich nicht. Berti fragte mich, ob ich übernehmen wolle. Ich sagte, ja klar, mache ich. Da sah ich sie im Spiegel, unsere Gesichter genau über einander. Ich hatte ihr die nassen Haare zurückgekämmt, und ihre Ohren saßen am Kopf genau wie meine. In unserem Metier hat man einen Blick für solche Sachen.
    In der ersten Überraschung wäre ich fast damit herausgeplatzt, hielt aber den Mund. Ich erzählte niemandem etwas davon, auch meinem Mann nicht. Das Ganze konnte ein Zufall sein. Sicher gibt es mehr Leute auf der Welt, die asymmetrische Ohren haben.
    Dann ließ Berti die Unterlagen für die Geschäftserweiterung im Laden liegen. Ich fand sie und las, dass ihr Vater Eugen hieß. Sie hat zwar schon einmal bei irgendeiner Gelegenheit gesagt, mein Mann habe denselben Namen wie ihr Vater. Aber er heißt Karl Eugen. Deshalb habe ich angenommen, ihr Vater hieße Karl. Klar deckte sich ihr Nachname mit dem der Familie, bei der ich

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