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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
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auf diesem Berg. Die sei in Verbindung einerseits mit der Kyburg und andererseits mit dem Breitlandenberg gestanden, wo es auch ein Schloss gegeben habe. Allerdings sei außer ein paar Mäuerchen, die man hier noch sehe, nichts mehr von dem Bauwerk übrig. Stattdessen zeigte er ihr den Alpenkranz. Fast war es, als hätte er die Berge extra für sie aufgestellt. Der Tag war föhnig, man sah tatsächlich bis in die Berner Alpen. Aber, sagte er, er habe noch ein Angebot. Wenn sie wolle, in seinem Rucksack steckten zwei Cervelats, zwei Bürli, und Bier habe er selbstverständlich auch dabei. Sie könnten hier ein Feuer machen und später das Alpenglühen anschauen. Sollte sie aber lieber in ein Gasthaus wollen, zurück ins Gyrenbad sei es nicht weit.
    Meret entschied sich, wie Noldi gehofft hatte, für Cervelat und Bier. Sie bewunderte seine Fertigkeit, mit ein paar Ästlein und sonst nichts in kürzester Zeit ein rechtes Feuer zu machen. Einträchtig verspeisten sie ihre Würste und tranken gemeinsam Bier aus der Flasche. Noldis sorgfältige Planung erwies sich als richtig. Bei Sonnenuntergang sahen sie das schönste Alpenglühen, das man sich vorstellen konnte. Und kaum war die Sonne weg, ging das große Geschmuse los, das Meret schweren Herzens erst beendete, als der Kragen ihrer Bluse vollkommen durchnässt war.
    Sie sagte: »Kannst du mir dein Taschentuch borgen?«
    Noldi, ganz Kavalier, antwortete: »Du kannst alles von mir haben.«
    Sie lachte, trocknete ihren Hals, den Noldi so hingebungsvoll geküsst hatte, und sagte: »Ich muss auf den Elfuhrzug, damit ich in Winterthur noch Anschluss habe.«
    Noldi entgegnete: »Wo denkst du hin, ich bringe dich.«
    Arm in Arm wanderten sie durch die helle Nacht ins Gyrenbad hinunter, wo er das Auto abgestellt hatte. Jedes Mal, wenn Noldi rief: »Kusspause!«, hielten sie an und küssten einander. Selbstverständlich fuhr Noldi mit Meret nach Marthalen. Dort wohnte sie immer noch im Elternhaus.
    Sie besitze, erzählte sie ihm auf der Fahrt, ein eigenes kleines Appartement, das ihr der Vater eingerichtet habe.
    »Ich weiß schon«, sagte sie, »dass er mich unbedingt unter Kontrolle haben möchte, nachdem meine ältere Schwester gegen seinen Willen geheiratet hat. Betti hat es tatsächlich nicht so gut getroffen.«
    »Betti?«
    Noldi horchte auf.
    »Ja, Betti Hablützel. Sie ist mit dem Wildhüter in Turbenthal verheiratet. Kennst du sie?«
    »Sie nicht«, erklärte Noldi eifrig, »aber ihn, den Hablützel. Das ist also dein Schwager. So ein Zufall.«
    »In so einem abgelegenen Tal kennt doch wirklich jeder jeden.«
    Noldi, der solche Sprüche über das Tösstal gewöhnt war, beeilte sich abzulenken.
    »Ein guter Mann, der Hablützel.«
    »Möglich, nur mit meiner Schwester ist er nicht besonders nett. Aber sie hat ihn sich in den Kopf gesetzt. Vater hat ihr die Heirat verboten, es hat ihm nichts genützt. Sie war volljährig. Deshalb wollte er es bei mir schlauer anfangen. Er fand, warum sollte ich für teures Geld eine eigene Wohnung nehmen, wo im Haus mehr als genug Platz sei. Und er war bereit, mir etwas zu bieten. Damit«, sagte Meret und kicherte, »meinte er einen separaten Eingang.«
    »Du hast einen eigenen Eingang?«, erkundigte sich Noldi hoffnungsvoll.
    »Oh ja«, sagte sie und küsste ihn etwas später vor eben dieser Tür ein letztes Mal. Dann wünschte sie ihm eine gute Nacht und war verschwunden.
    Doch Noldis Nacht war alles andere als gut. Er konnte nicht schlafen, wälzte sich im Bett hin und her und große Zukunftspläne in seinem Kopf. Gleich am nächsten Morgen rief er Meret in der Schule an.
    »Wir müssen reden«, sagte er, »so schnell wie möglich.«
    Sie fragte nicht, sondern sagte nur, sie habe bis elf Uhr Unterricht. Danach könne sie kommen.
    »Das ist gut«, sagte er, »ich bin im Dienst, aber mittags kann ich sicher kurz weg.«
    Meret wartete vor dem Polizeigebäude auf ihn. Sie gingen ins nächste Café. Noch bevor sie bestellt hatten, fing Noldi an, ihm falle es nicht leicht, darüber zu reden, aber er müsse etwas mit ihr besprechen. Dann druckste er noch eine Weile herum, sagte, so ginge es nicht weiter, er sei völlig durch den Wind. Er bekam einen roten Kopf und platzte endlich heraus: »Sag, warum heiraten wir nicht?«
    Meret sprang auf, fiel ihm um den Hals und hätte dabei fast das Tischchen zwischen ihnen umgerissen.
    »Genau«, rief sie, »davon habe ich die ganze Nacht geträumt!«
    Nach diesem Begeisterungssturm nahm Noldi ihre Hand

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