Nachsuche
irgendwo versteckt halten. Aber auch dazu fällt ihm nichts ein.
Seufzend macht er sich an die Arbeit. Systematisch wühlt er sich durch Bertis Hinterlassenschaft, beziehungsweise, was davon übrig ist. Er blättert die Buchhaltung durch, schüttelt die Bücher aus, von denen es nicht allzu viele gibt. Dafür war Berti Leserin der Gemeindebibliothek. Er findet die Mitgliedskarte im Regal neben einem Stapel DVDs, die sie ausgeborgt hat. Scheinbar bevorzugte sie historische Filme und Familiengeschichten. Fotoalben kann er auch diesmal keine entdecken, ebenso wenig wie Erinnerungsstücke. Sein Verdacht, dass da einer aufgeräumt hat, verfestigt sich. Aber wer? Der Mörder? Sollte es tatsächlich Kevin Pfähler gewesen sein, warum kommt er heute noch einmal, obwohl er die Wohnung damals schon halb ausgeräumt hat?
Ganz zum Schluss, als er schon aufgeben will, wird seine Ausdauer doch noch belohnt. Er findet unter der Schreibtischunterlage ein großes Kuvert. Es trägt Bertis Namen und enthält zwei Röntgenaufnahmen und zwei CT-Scans. Zuerst will er es frustriert zurücklegen, dann zieht er die Bilder doch heraus und betrachtet sie näher. Dabei entdeckt er, dass die CT-Scans einen anderen Namen tragen. Corinna Pfähler steht darauf. Noldi wundert sich, schaut sie genau an, doch er kann nichts erkennen. Trotzdem nimmt er sie mit. Es ist das Einzige in der Wohnung, das er als ungewöhnlich empfindet.
Bevor er das Haus verlässt, klingelt er an allen Türen. Immerhin erreicht er diesmal noch drei weitere Bewohner. Keiner von ihnen hat etwas gesehen oder gehört und keiner an dem Tag eine Reinigungsfirma bestellt. Die Leute, an deren Türen er vergeblich klingelt, will er anrufen. Nachfragen wegen der Reinigungsfirma wird auch telefonisch möglich sein. Er ist nicht zufrieden, aber, denkt er, es hätte schlimmer kommen können.
Unterwegs auf der Autobahn fällt ihm noch etwas ein. Kevin Pfähler ist der Einzige in diesem Fall, auf den Schildknechts Beschreibung passt. Was, wenn er zuerst die Reinigungsfirmen in Sirnach abklappert? Vielleicht ergibt sich dort eine Spur.
Stefanie Niederöst beneidet ihre Freundin Felizitas, weil deren Vater bei der Polizei ist. Das findet sie cool, während Arzt nur öd ist. Fitzi, die Praktische, die sich mit solchen Überlegungen nicht aufhält, genießt die Bewunderung, von der auch etwas für sie abfällt. Sie lädt die Freundin nach Turbenthal ein, um ihr Noldis Polizeistation zu zeigen. Zuerst gehen sie aber zum Ehriker Beck und vertilgen jede zwei der berühmten Cremeschnitten. Dann führt Fitzi Stefanie stolz in die Wachstube.
Für Noldi ist es eine Überraschung, als seine Tochter und deren Freundin bei ihm auftauchen. Er hat, wie könnte es anders sein, gerade über den Fall Walter gegrübelt. Auf dem Tisch liegen die Unterlagen, die er aus Bertis Wohnung mitgenommen hat. Wenig genug, und er ist eben dabei, seine Listen nachzuführen.
Die Mädchen bringen auch ihm eine Cremeschnitte mit. Doch er kommt nicht zum Essen. Ausgerechnet an diesem Nachmittag sind sie zu seinem Ärger nicht die einzigen Gäste. Kaum haben sie sich niedergelassen, öffnet sich die Eingangstür erneut. Noldi ermahnt die beiden, ruhig zu sein, und verschwindet in den vorderen Teil des Büros. Am Tresen steht ein alter Mönch in roter Robe, offenbar einer aus dem Kloster in Rikon. Er hat eine Buße wegen Geschwindigkeitsübertretung eingefangen. Es handelt sich gerade einmal um zwei Stundenkilometer, die er zu schnell unterwegs war, und der schuldbewusste Übeltäter muss vierzig Franken bezahlen.
Noldi grinst in sich hinein, während der alte Mann aus den Tiefen seiner Gewänder zwei klein zusammengefaltete Geldscheine kramt. Bekümmert legt er sie vor Noldi hin. Der schreibt ihm eine schöne Quittung und zieht das Geld ein.
Als er in sein Büro zurückkommt, studieren die Mädchen gerade einen CT-Scan. »Siehst du«, erklärt Stefanie sachkundig, »das ist ein Mann.«
Noldi schnappt sich die Aufnahme aus Stefanies Fingern.
»Was habt ihr Hühnchen da auf meinem Schreibtisch zu picken?«, sagt er halb lachend, halb ärgerlich.
Dann erst erfasst er, was Stefanie eben gesagt hat.
Was heißt das, denkt er verständnislos, ein Mann. Auf dem Bild steht oben links eindeutig der Name von Corinna Pfähler.
»Woher weißt du, dass es ein Mann ist?«, fragt er Stefanie.
»Keine Eierstöcke, keine Gebärmutter«, antwortet sie prompt.
»Du bist richtig gut, ganz professionell«, sagt er anerkennend.
Man
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