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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
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Corinna zuvor.
    »Alles in Ordnung, Schatz«, sagt sie.
    Noldi fühlt sich wie im Theater. Was wird da gespielt?, fragt er sich. Auch Pauli beobachtet die beiden gespannt.
    Dann nimmt Kevin den Jungen am Arm und sie steigen wieder in das Auto. Noldi sieht, wie sein Sohn am Zündschloss fummelt, dann macht der Wagen einen Satz und verschwindet am anderen Ende des Gebäudes um die Ecke.
    »Ihr Mann kann es gut mit Kindern«, sagt Noldi zu Corinna.
    »Ja«, antwortet sie. »Zum Glück leidet er nicht darunter, dass ich unfruchtbar bin. Das habe ich ihm vor der Hochzeit klar gemacht, setzt sie hinzu. Aber ich glaube, er ist ganz froh, dass er mich nicht teilen muss.«

    Auf der Heimfahrt im Auto sagt Pauli fast ungläubig zu seinem Vater: »Du, der hat mich gleich mit seinem Auto fahren lassen. Das ist ein ganz Netter.«
    Er schweigt eine Weile, dann zieht er einen Hochglanzprospekt einer exklusiven Automarke hervor.
    »Da schau, was ich da habe«, sagt er wichtig.
    »Was willst du damit?«, fragt Noldi. »Meint Kevin, er kann uns so einen teuren Wagen andrehen?«
    »Vielleicht«, sagt der Junge, »jedenfalls ist ein Fingerabdruck von ihm vorne drauf. Den wirst du sicher brauchen.«
    Hut ab, denkt Noldi voll Stolz. Der Pauli, der ist super. Trotz der Aufregungen wegen der ersten Fahrstunde und das in einem Amerikanerschlitten, bringt er mir einen Fingerabdruck. Wie ein echter Detektiv.

    Abends kommt Peter, der ältere Sohn, überraschend zum Essen. Er ist ein eher seltener Gast im Elternhaus, seit er seine Banklehre in Zürich absolviert.
    Er hat seine Mutter angerufen und gefragt, ob er sich selbst einladen dürfe.
    Meret antwortete: »Das weißt du doch«, und sinniert seither, was dieser unerwartete Besuch zu bedeuten habe. Als Noldi mit ihrem Jüngsten von ›Kevins Blechparadies‹ zurückkommt, sagt sie zu ihm: »Glaubst du, dass Peter endlich eine Freundin hat und erst einmal das Terrain sondieren will, bevor er sie mitbringt?«
    »Du hörst wieder einmal das Gras wachsen«, antwortet gut gelaunt ihr Mann.
    Er ist gerade dabei, für Pauli das Foto auszudrucken, das er von ihm, Kevin und der Amerikanerkutsche gemacht hat. Er holt es aus dem Drucker, begutachtet es. Dann legt er es weg, nimmt seine Frau in den Arm.
    »Warum fragst du ihn nicht einfach?«
    Meret stemmt die Hände gegen seine Brust und beäugt ihn voller Zweifel.
    »Glaubst du, er würde es mir sagen?«
    »Mhm«, macht Noldi. »Ich weiß nicht. Ich jedenfalls würde dir alles sagen. Wenn du mich so anschaust, kann ich dir nicht widerstehen. Aber ich gebe zu, das ist vielleicht ein anderer Fall.«
    Meret zieht ihren Mann am Ohr.
    »Das ist genau der Fall«, lacht sie, »der zu dem Jungen geführt hat. Erinnerst du dich?«
    »Und ob«, antwortet Noldi lebhaft. »Du hast mich verführt. Eigentlich war ich im Dienst. Ich habe damals einen heftigen Rüffel vom Chef eingefangen.«
    »Wahrscheinlich«, fährt er dann ein wenig boshaft fort, »ist unser Sohn nur knapp bei Kasse und will sich bei dir gratis verpflegen. Vergiss nicht, es geht gegen Monatsende. Wenn er sich nach dem Essen noch Proviant für eine Woche einpacken lässt, dann weißt du, wie es um seine Finanzen steht.«
    Meret gesteht sich ein, dass an Noldis Überlegung etwas daran sein könnte. Sie kennt Peter. Er ist extrem sparsam, wenn nicht sogar geizig. Obwohl er bei der Bank recht gut verdient. Was er mit seinem Geld macht, ist ihr nicht ganz klar. Außer, dass er einiges für sein Hobby, das Fotografieren, ausgibt. Darauf war er schon als Kind verrückt. Sie schenkten ihm seine erste Kamera, noch bevor er in die Primarschule kam. Inzwischen hat er längst eine teure Ausrüstung angeschafft. Dazu ein Bildbearbeitungsprogramm für den Computer, das, wie er begeistert erzählt, alle Stücke spielt. Meret bekommt zu Weihnachten stets von ihm einen Satz Grußkarten mit schönen Blumenaufnahmen, die er eigenhändig auf farblich genau abgestimmte Briefkarten klebt.
    Für alle Fälle hat sie einen gewaltigen Eintopf gekocht, aus dem sie jetzt ihrem Sohn reichlich den Teller füllt.
    Sie sitzen alle einträchtig um den Tisch. Wohlgefällig mustert Noldi seine Familie.
    Sieht gut aus, der Junge, denkt er, als er bei Peter angelangt ist. Der knappe dunkelblaue Anzug steht ihm. Nur die blondierten Haarspitzen findet er affig. Auch er überlegt, wieso der Junge nie eine Freundin mitbringt.
    »Da schau«, kräht Pauli aufgeregt, »das bin ich«, und hält dem Bruder das Foto, das ihm der Vater

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