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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
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ausgedruckt hat, unter die Nase.
    Peter betrachtet es gutmütig. »Den kenne ich«, sagt er dann überrascht.
    Noldi vergisst schlagartig alle Betrachtungen über seinen Sohn und die Mädchen.
    Fast ungläubig fragt er: »Du kennst den Kevin Pfähler?«
    »Ja«, sagt Peter, »der hat mit mir den Samariterkurs in Winterthur besucht.«
    Jetzt meldet sich Pauli wieder: »Mich hat er mit seiner Amerikanerkutsche fahren lassen.«
    »Oh«, sagt der große Bruder, »und ist sein Auto jetzt auf dem Schrotthaufen?«
    Pauli pufft ihn in die Rippen, während sein Vater über den Zufall nachdenkt. Ausgerechnet heute kommt Peter zum Abendessen. An dem Tag, an dem er bei Pfähler war. Und ausgerechnet heute hat er Pauli mitgenommen und dieses Foto geschossen. Hätte alles auch anders kommen können. Hätte er dann je erfahren, dass Pfähler einen Samariterkurs besucht hat? Samariterkurs, ja, das passt, denkt er. Medizinische Ausbildung, aber keine wirklich fundierten Kenntnisse.
    »Und wie war der Pfähler so in diesem Kurs?«, erkundigt er sich.
    Peter schaut ihn überrascht an. »Was meinst du?«, fragt er zurück.
    »Außer nett?«
    Der Sohn überlegt. »Ich weiß nicht.«
    »Was weißt du nicht? Wie er war?«
    »Ja. Ach, irgendwie komisch.«
    »Das«, mischt Pauli sich ganz aufgeregt ein, »habe ich auch gefunden.«
    »Warte einen Moment«, beschwichtigt ihn Noldi. Er wendet sich wieder Peter zu.
    »Wie komisch?«
    »Keine Ahnung.«
    Peter wetzt auf seinem Stuhl. Der Vater nervt ihn. Dass er Kevin Pfähler kennt, ist ihm so herausgerutscht, als er ihn auf dem Foto mit Pauli und dem Wahnsinnsschlitten gesehen hat.
    Matt erkundigt er sich: »Was ist mit ihm?«
    Seine jüngere Schwester, die bisher geschwiegen hat, sagt unvermittelt: »Tu doch nicht so. Hast du noch nie etwas von einer Leiche im Neubrunner Wald gehört?«
    Peter zuckt mit den Achseln: »Ja, schon. Flüchtig.«
    »Vater und Onkel Hans haben sie gefunden.«
    »Und Bayj« wirft Pauli eifrig ein.
    »Jetzt muss Vater den Fall lösen. Und dein Kevin steckt da mit drin.«
    »Mein Kevin, mein Kevin«, protestiert Peter. »Er ist nicht mein Kevin.«
    »Lenk nicht ab.«
    Peter will jetzt wissen: »Ist er verdächtig?«
    Wie auf Kommando schauen alle Noldi an.
    Jetzt ist es an ihm, auf dem Stuhl herumzurutschen.
    »Ich weiß nicht. Bis jetzt«, sagt er nachdenklich, »sind alle und keiner verdächtig.«
    »Ah ja«, sagt Peter nun lebhafter. Dann fährt er fort: »Der Pfähler, er hat immer alles wissen wollen im Kurs. Aber nicht, dass er sich wichtig gemacht hätte. Er war so, so eifrig. Ehrlich interessiert. Ach, ich weiß auch nicht.«
    »Noch etwas«, sagt Noldi. »Habt ihr in dem Samariterkurs auch mit Insulin zu tun gehabt?«
    »Klar«, antwortet der Sohn. »Wir mussten lernen, wie man solche Notfälle versorgt.«
    »Mit Injektionen und allem, was dazugehört?«
    »Theoretisch schon, praktisch nein. Als Samariter darfst du keine Injektionen machen. Aber es gibt immer wieder Fälle, wo es nicht anders geht.«
    Er lacht ein wenig unsicher.
    »Manchmal kann es dringend sein. Dann fragt dich keiner, ob du darfst oder nicht. Hauptsache einer tut es.«
    »Hast du Kevin Pfähler später noch getroffen?«, will Noldi wissen.
    »Selten.«
    »Und kennst du auch seine Frau?«
    »Kaum«, sagt der Sohn und schaut auf die Seite.

    Peter ist dasjenige von Noldis Kindern, das sich am wenigsten für den Beruf des Vaters interessiert. Die anderen Geschwister, sogar Verena, nehmen regen Anteil an seiner Arbeit. Bei kniffligen Fällen fiebern und leiden sie mit und feiern ihn, wenn ihm die Aufklärung gelingt.
    Daneben geht das Leben der Familie seinen behäbigen Gang, ohne große Höhen und Tiefen. Die Oberholzers sind genügsame Leute, dankbar für jeden Tag und ihre gesunden Kinder. Im Übrigen brauchen sie nicht viel. Sie fühlen sich jeder Situation im Leben gewachsen, solange sie nur zusammen sind.
    Einzig Peter zeigte früh ein Bedürfnis, sich abzugrenzen. Die Stelle bei der Bank in Zürich suchte er sich selbst, obwohl er die Lehre auch in Winterthur hätte absolvieren können. Er berichtet bereitwillig von der Ausbildung, seinen Erfolgen und Aussichten. Er ist jung und offensichtlich ehrgeizig. Aber sonst haben sie wenig Ahnung, wie er lebt.
    »Ich weiß nicht«, sagt Meret an diesem Abend im Bett zu ihrem Mann. »Hast du gesehen, wie er weggeschaut hat, als du ihn nach der Frau von diesem Pfähler gefragt hast?«
    »Ja«, antwortet Noldi.
    »Und was denkst

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