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Nacht

Nacht

Titel: Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Melodia
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vor, entschuldige. Bin bald wieder da.«
    Ich lasse Jenna stehen und mache die Tür vor ihrer Nase zu.
     
    In der Frittierstube Gustibus scheint alles seinen normalen Gang zu gehen, trotz des schweren Schlags, der sie getroffen hat. Durch die Scheiben sehe ich Gad mit seiner enormen Schürze, wie er dampfende frittierte Gerichte auf großen, mit saugkräftigem Papier ausgelegten Tabletts serviert. Kurz darauf erscheint auch Tea hinterm Tresen. Eine Wange ist über dem Jochbein geschwollen und die Oberlippe aufgeplatzt.
    Sie hat keine halben Sachen gemacht. Bravo.
    Offenbar arbeitet sie weiter im Lokal, um keinen Verdacht zu erregen. Ich schätze, sie wird noch eine Weile durchhalten, ehe sie ihren Vater mit der ganzen Arbeit und den Schulden sitzenlässt.
    Als ich hereinkomme, sind sie beide wie vom Donner gerührt. Gad hat mich seinen Laden noch nie betreten sehen, ohne dass Jenna mich mitgeschleppt hätte, und Tea fällt absolut kein Grund ein, weshalb ich herkommen sollte, außer um ihr Ärger zu machen.
    »Alma! Na, so eine Überraschung …« Gad empfängt mich trotz allem mit einem Lächeln.
    »Ich war gerade in der Gegend und dachte, warum soll ich das nicht ausnutzen?«
    Tea glotzt mich misstrauisch an.
    »Schön. Was kann ich dir anbieten?«
    »Ein paar Kroketten wären prima. Und ein Glas Mineralwasser mit Kohlensäure. Danke, Gad.«
    »Setz dich an den Tisch dort. Tea bringt dir alles.«
    Sie wirkt nicht gerade begeistert.
    Wenige Minuten später sind die Kroketten fertig. Tea kommt mit einem brutzelnden Teller und dem Glas Wasser.
    »Danke.« Mein Ton ist scharf.
    »Bitte.« Ihrer ebenso. Sie will gleich wieder verschwinden.
    »Kann ich dich was fragen?«
    Sie bleibt stehen und sieht mich wachsam an, schon in der Defensive.
    »Ich habe nicht viel Zeit.«
    »Nur eine Minute. Wie geht es deinem Freund Tito?«
    »Du kennst Tito?«
    »Nein, aber er kennt eine Freundin von mir, und meine Freundin ist jetzt nicht sehr glücklich darüber, seine Bekanntschaft gemacht zu haben. Mir scheint, Tito hat sich sehr schlecht benommen. Und ich wette, du weißt genau, wovon ich rede.«
    Ich klinge jetzt drohend.
    »Ach ja?«
    »Ja, und man hat mir beigebracht, dass jemand, der sich schlecht benimmt, bestraft wird.«
    »Red keinen Quatsch.« Sie wendet sich ab, aber ich packe sie am Handgelenk und halte sie zurück.
    »Wenn es dir lieber ist, können wir auch über den Raub reden, den du zum Schaden deines Vaters organisiert hast.«
    Sie befreit sich aus meinem Griff und starrt mich hasserfüllt an. Ich fühle, wie die Wut in ihr hochkommt und zugleich die Angst, entdeckt zu werden, die sie wahrscheinlich von Anfang an nicht losgelassen hat.
    »Ich habe keine Ahnung, was du von mir willst. Ich habe gar nichts organisiert.«
    Sosehr sie sich auch bemüht, selbstsicher zu erscheinen, ihre Angst ist unübersehbar und macht ihre Stimme blechern.
    Ich rede leise weiter, um sie zu zwingen, näher heranzukommen. »Du hast einen schönen Überfall inszeniert, Kompliment. Alle haben es geglaubt – außer mir. Ich kenne die Wahrheit und weiß, wozu diese Wichser von deinen Freunden fähig sind.«
    »Du weißt überhaupt nichts, denn wenn du meine Freunde wirklich kennen würdest, würdest du dich nie gegen uns stellen.«
    »Ach ja, und sonst? Was macht ihr mit mir? Mir Drogen spritzen und Zigaretten auf mir ausdrücken?«
    Bei diesen Worten erstarrt Tea noch deutlicher, sie schnaubt ihre Wut aus sich heraus wie ein giftiges Gas, bis sie leer und erschöpft auf der Bank vor mir zusammensinkt, ein schlaffer Luftballon.
    »Was willst du?«
    »Ich will wissen, wo ich Tito finden kann.«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Er ist doch ein Freund von dir?«
    »Schon, aber nur ganz wenige wissen, wo er wohnt. Er traut niemandem.«
    »Das war zu erwarten. Hör mal«, fahre ich fort, »durch seine Schuld ist eine meiner Freundinnen im Krankenhaus gelandet und hat jetzt nicht einmal mehr die Kraft, sich in der Schule blicken zu lassen. Sie verbringt ihre Tage zwischen den Wänden ihres Zimmers und auf der Couch eines Seelenklempners.«
    »Das tut mir leid.«
    Es ist mir egal, ob sie es ehrlich meint.
    »Mir tut es auch leid, aber noch mehr leid tut mir, dass Tito weiterhin machen kann, was ihm passt. Er ist ein Krimineller, ich weiß nicht, was er noch anrichten wird oder schon angerichtet hat.«
    »Was soll das heißen?«
    »Tea, deine Freunde sind eine Meute von Durchgeknallten, die sich einen Spaß daraus machen, Mädchen zu quälen und ihr

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