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Nacht aus Rauch und Nebel

Nacht aus Rauch und Nebel

Titel: Nacht aus Rauch und Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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Eisfläche, grinste jedoch einmal kurz zu uns herauf. Die Mädels neben uns flippten aus. »Er hat mich angesehen!«, kreischte die Herzträgerin. Eine ihrer Freundinnen musste sie stützen. Ich lächelte in meinen Kakaobecher hinein.
    Das Spiel bestand aus Dritteln, und während die Moskitos im ersten klar mit vier zu null in Führung gingen, kämpften sich ihre Kontrahenten im zweiten wieder heran. Marian und seine Kollegen hatten alle Hände voll zu tun, um vorn zu bleiben, und gegen Mitte des letzten Drittels stand es schließlich fünf zu vier für die Heimmannschaft. Noch blieben zehn Minuten zu spielen.
    Neben mir krallte Ylva ihre Fingernägel in ihre Wangen und intensivierte ihre »Go, Marian« -Rufe, Wiebke und ich taten es ihr nach. Tatsächlich spielte Marian sich schon kurz darauf eine Chance heraus, indem er zwei Gegner austrickste, den Puck geschickt zwischen seinen Füßen hindurchlenkte und schließlich ganz allein mit der Scheibe auf das Tor zustürmte. Die Mädels neben uns hielten den Atem an und mit ihnen die gesamte Halle.
    Marian rauschte über die Eisfläche, den Puck am Schläger, nun war er nahe genug heran, holte aus und In diesem Moment zerriss ein vielstimmiges Wiehern die Luft über unseren Köpfen. Konnten das etwa …? Ich blinzelte, doch es waren wirklich die Spitzen dunkler Schwingen, die durch das Hallendach hindurchbrachen, gefolgt von glänzenden Pferdeleibern, geblähten Nüstern, Zylindern und ruckenden Gestalten in den Sätteln.
    Mindestens zwanzig Monster drehten ihre Runden unter der Decke und spähten ins Publikum, zweifellos auf der Suche nach uns.
    Ach du Scheiße!
    Sofort verließ Marian seinen Körper, der daraufhin ungebremst weiterraste und in die Bande prallte, bis er mit einem hässlichen Geräusch auf dem Eis zum Liegen kam. Sanitäter eilten herbei, um den »bewusstlos« gewordenen Marian vom Feld zu tragen.
    Der Schatten-Marian unterdessen schoss über die Köpfe der Fans hinweg und war einen Augenblick später bei uns.
    »Was wollen die?«, stammelte Ylva. Sie zitterte am ganzen Körper und klammerte sich an mich.
    »Ich schätze, jemand ist ziemlich sauer darüber, dass Flora aus einem gewissen Turm entkommen ist«, antwortete Marian und senkte grimmig den Kopf.
    Wiebke wandte sich zu mir um. Als Einzige von uns sah sie nicht, was vor sich ging, weil der Kanzler dieses Mal keine durch den Splitter des Weißen Löwen manipulierten Reiter geschickt hatte, die auch die Schlafenden angreifen konnten. Der Schock über Marians Unfall auf dem Eis stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Irgendwas passiert gerade, oder?«
    Ich nickte. »Schattenpferde! Sie sind überall. Dir können sie in diesem Zustand nichts anhaben, aber uns …« Ich deutete auf Ylva, Marian und mich.
    Wiebke verstand sofort. »Dann nichts wie weg hier.«
    Unsere Unterhaltung hatte nicht einmal fünf Sekunden gedauert, doch es war bereits zu spät. Die ersten Hufe donnerten geisterhaft durch die Körper der Fans, eine Peitsche züngelte vor meinem Gesicht. Marian warf sich vor mich. Ich wollte mich schon aus meinem Körper lösen, doch er schüttelte den Kopf. »Bring Ylva hier weg«, rief er mir über die Schulter zu, dann schnellte er in die Luft und stellte sich drei Schattenreitern gleichzeitig in den Weg.
    »Aber es sind so viele«, keuchte ich. »Bist du sicher, dass du allein –«
    »Bring Ylva hier weg!«, wiederholte Marian. Dieses Mal brüllte er es, während er einem Tritt in sein Gesicht auswich und zum Gegenangriff überging. »Mach schon, Flora!«
    »Okay«, sagte ich. »Okay.« Ohne nachzudenken, griff ich nach Ylvas Hand und zog sie mit mir durch die Menge. Wir rempelten uns zwischen den Teeniemädchen hindurch; Wiebke, die uns begleitete, schubste den Trommler gegen eine Brüstung, damit wir vorbeikonnten. »Sorry!«, rief sie. »Meiner Freundin hier ist schlecht.« Endlich erreichten wir die Rückseite der Tribüne und rannten los. Unsere Füße flogen über den gräulichen, von alten Kaugummis übersäten Boden.
    Doch schon nach ein paar Metern versperrten uns zwei der Reiter den Weg. Wie angewurzelt blieben Ylva und ich stehen, Wiebke hielt ich an ihrer Kapuze zurück.
    »Na sieh mal einer an«, zischte einer der beiden Schattenreiter. Seine Züge ruckten und zuckten, als habe er mehrere nervöse Ticks gleichzeitig. »Wenn das nicht die flüchtige Prinzessin ist.« Er lüpfte seinen Zylinder und zeigte ein eisiges Grinsen.
    »Die Prinzessin und das Monster«, ergänzte sein Kumpel

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