Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
versuchte den anklagenden Ton aus meiner Stimme herauszuhalten und war mir nicht sicher, dass es gelang.
»Ich glaube nicht. Wir haben ihn in einem Durchgang erwischt und waren drauf und dran, ein paar Informationen von ihm zu bekommen. Offenbar wollte irgendwer das Risiko nicht eingehen.«
»Jemand aus der Gang?«
»Wir nehmen es an.«
Ich dagegen bezweifelte es. Guy hätte Rodriguez zugetraut, den Mund so lange zu halten, bis er wenigstens einen Befreiungsversuch unternommen hatte. Wahrscheinlicher war, dass es ein Kabalenscharfschütze gewesen war, der jetzt nicht wagte, Lucas gegenüber seinen Fehler einzugestehen. Wäre es jemand aus der Gang gewesen, hätte er auf diejenigen gezielt, die Rodriguez befragten.
Aber ich widersprach ihr nicht. Die Wahrheit würde ans Licht kommen. Die Kabalen ermordeten vielleicht ihre eigenen Leute, um sie am Reden zu hindern, aber ich war mir sicher, die Gang würde es niemals tun.
»Es gibt noch etwas, bei dem wir hoffen, dass du uns helfen kannst«, sagte Paige. »Vielleicht hast du gehört, dass die Gang irgendwo ein Lager unterhält, wo sie Vorräte und so weiter haben?«
»Ja, aber ich habe keine Ahnung, wo das ist.«
»Die Kabale hat die Adresse. Es ist in einem Lagerhauskomplex. Wir haben seit drei Uhr früh ein Team dort, das die Eingänge beobachtet. Gegen vier sind zwei junge Männer reingegangen. Sie sind seither nicht wieder aufgetaucht. Wir nehmen an, es ist ein Treffpunkt, und die anderen waren schon dort.«
Die anderen? Nach Rodriguez’ Tod waren jetzt nur noch drei Mitglieder übrig.
»Was ist mit Jaz und Sonny? Habt ihr irgendwas rausgefunden? Behauptet die Kabale immer noch, sie wäre nicht verantwortlich?«
Eine Pause.
Mein Herz begann zu hämmern. »Ihr habt sie gefunden? Die Leichen?«
»Nein, aber Lucas ist sich sicher, dass hinter dieser Sache nicht die Kabale steckt. Andernfalls hätte Benicio uns nach allem, was passiert ist, die Wahrheit gesagt – und wenn’s nur wäre, weil es bei der Aufklärung des Falls helfen könnte. Lucas ist …« Ein Summen im Telefon, als sei sie in Bewegung. »Er vermutet allmählich, dass sie überhaupt nie verschleppt worden sind.«
»Was?«
»Ich erklär’s dir später. Aber was das Lagerhaus angeht – Lucas will innerhalb der nächsten Stunde da rein, und wir dachten, du wärst vielleicht gern dabei, einfach um, du weißt schon, notfalls verhandeln zu können. Wenn es nicht so abläuft, wie wir hoffen … Lucas will wirklich nicht, dass das hier übel endet.«
Das war ihre taktvolle Art zu sagen, dass sie fürchteten, die Gangmitglieder könnten sich wehren, und das Ergebnis würde ein Blutbad sein.
»Wir kommen hin.«
[home]
Hope
Partytime
K arl knackte das Schloss des Lagerhauses neben demjenigen, das die Gang gemietet hatte. Scharfschützen deckten uns vom Dach des Nachbargebäudes aus. Ich wusste, das zu wissen hätte mich beruhigen sollen, aber so war es nicht. Die kugelsichere Weste, die ich trug, half auch nicht – ebenso wenig der Panikknopf in meiner Tasche.
Die Tür öffnete sich in eine weitläufige dunkle Halle voller Teppichrollen. Ich schaltete meine Taschenlampe ein, und wir suchten uns einen Weg zwischen den Rollen hindurch bis ans andere Ende des Raumes. Dort drückte Karl sich an die Wand, die uns vom Lagerhaus der Gang trennte, und horchte. Ich wusste, was ich hätte tun sollen: auf Visionen oder Chaosschwingungen achten. Aber ich hatte mich noch nicht ganz von der vergangenen Nacht erholt, und die ersten paar Minuten stand ich einfach nur da und umklammerte die Taschenlampe. Als nicht einmal ein Funken verirrtes Chaos aufblitzte, begann ich mich schließlich zu entspannen.
Ich sah zu Karl hinüber. Er schüttelte den Kopf. Keinerlei Geräusche von der anderen Seite.
Ich nahm mein Handy heraus und rief Guy an. Niemand ging dran, und Karl konnte in der Halle nebenan auch kein Klingeln hören. Ich versuchte es als Nächstes bei Max. Keine Reaktion. Bei Tonys Nummer das Gleiche.
Ich hinterließ Tony eine Voicemail-Nachricht, erkundigte mich, wo sie seien und was eigentlich los sei. Ich konnte mir durchaus Gründe vorstellen, warum sie auf meine Anrufe nicht reagierten – sie hatten keine Ahnung, ob ich entführt worden war oder sie verraten hatte, und wenn Guy nicht da war, wollten sie einfach kein Risiko eingehen. Aber sie würden mit Sicherheit darüber reden, dass ich sie zu erreichen versucht hatte, und wahrscheinlich auch die Mailbox überprüfen. Trotzdem hörte
Weitere Kostenlose Bücher