Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
Karl immer noch nichts.
Wir gingen wieder ins Freie, um Lucas Bericht zu erstatten.
Zehn Minuten später knackte Karl ein weiteres Schloss: die Tür zum Lagerhaus der Gang. Dieses Mal wurde er nicht nur von den Scharfschützen gedeckt, er hatte auch zwei Mitglieder des Sondereinsatzkommandos bei sich, die sich zu beiden Seiten der Tür an die Wand drückten.
Karl prüfte die Luft und sah dann mich an. Keinerlei Chaosschwingungen. Die Sicherheitsleute folgten uns ins Innere.
Diese Halle war in drei Bereiche aufgeteilt – zwei Nebenräume mit geschlossenen Türen und ein großer offener Lagerraum. Die Kabalenleute überholten uns und überprüften den offenen Bereich, dann wandten sie sich einem der beiden Räume zu. Er enthielt zwei Pritschen, ein Mikrowellengerät und einen kleinen Kühlschrank – ein Ort, an dem man im Notfall unterkriechen konnte. Auch hier war niemand zu sehen.
Einer der Männer öffnete die zweite Tür, und sie schwang nach innen. Ein Grunzen. Dann ein Winken, das uns mitteilte, dass keine Gefahr bestand. Dieser Raum allerdings war nicht leer. Max und Tony saßen sturzbetrunken und schlafend an einem Esstisch, eine Flasche Glenlivet Single Malt in Reichweite.
Ich bückte mich und las den Zettel, der auf den Boden geflattert war:
Partytime! Und ja, dieses Mal ist es wirklich das gute Zeug. Guy.
Ich flüsterte: »Und was jetzt?«
Karls Hand schloss sich um meinen Arm, und ich glaubte zunächst, er wollte mir bedeuten, dass ich leiser sein solle. Aber er zog mich nach hinten, und mir wurde klar, dass ich einfach nicht zu nahe herangehen sollte. Was nur richtig war – wahrscheinlich wollte ich wirklich nicht in Reichweite sein, wenn die Typen aufwachten.
Ich drehte mich um und wollte etwas zu Karl sagen. Dann sah ich seinen Gesichtsausdruck und fast im gleichen Augenblick über seine Schulter hinweg den von Tony. Der lag mit dem Oberkörper auf dem Tisch, die Arme ausgebreitet, aber seine Augen standen halb offen. Leere Augen …
Ich streckte die Hand aus, um ihn an der Schulter zu packen. Einer der Sicherheitsleute verhinderte es.
»… tot?«, brachte ich heraus.
Ich schaute mir Max an. Er hatte den Kopf auf die verschränkten Arme gelegt, und sein Gesicht war verborgen. Sein Körper war reglos.
Nein, es war nicht möglich. Wenn sie tot gewesen wären, dann hätte ich etwas gespürt. Ich hätte ihren Tod
gesehen.
Es konnte nichts Chaotisches passiert sein …
Mein Blick fiel auf die Flasche, und die Erinnerung an den vergangenen Abend kam zurück. Der Wachmann in Benicios Haus, der ausgesehen hatte, als sei er einfach eingeschlafen, den Kaffeebecher noch neben seiner Hand auf der Tischplatte. Ich hatte nicht einmal ein Ziepen gespürt angesichts seines Todes. Weil es nicht chaotisch gewesen war. Tot, bevor er auch nur merkte, was passiert war.
Karl beugte sich über die offene Flasche, wobei er sorgfältig darauf achtete, sie nicht zu berühren, roch an ihr und nickte. Einer der Sicherheitsleute hob das Funkgerät an den Mund.
Ich ging neben dem Zettel in die Hocke. Jemand musste dafür gesorgt haben, dass es aussah, als wäre er von Guy.
Die Wortwahl war perfekt. »Partytime.« Der Scherz darüber, dass er diesmal »das gute Zeug« spendieren würde. Sogar die Marke stimmte – es war ein Glenlivet gewesen, den Sonny aus den Vorräten des Easy Rider geholt hatte, als wir nach dem Überfall auf die Geburtstagsgesellschaft gefeiert hatten.
Nachdem auch der Rest des Teams hereingekommen war und das Gebäude gesichert hatte, stießen Lucas und Paige zu uns. Karl fragte mich leise, ob ich lieber ins Freie gehen wolle, widersprach aber nicht, als ich verneinte. Es gab kein Chaos hier, das mich aus der Bahn hätte werfen können, und ich fühlte mich besser bei dem Gedanken, in der Nähe von Max und Tony zu bleiben. Auf diese Weise konnte ich wenigstens dafür sorgen, dass sie wie Menschen behandelt wurden und nicht wie anonyme Todesfälle.
Ich würde mich von meiner Naivität verabschieden müssen. Guy hatte es verstanden, seine Gefolgsleute davon zu überzeugen, dass ihm ihr Wohl am Herzen lag, aber so sympathisch er mir auch gewesen war, im tiefsten Inneren war er so machtgierig und rücksichtslos wie jeder Kabalenmagier. Er hatte Rodriguez, Tony und Max ermordet und vielleicht auch Jaz und Sonny.
Lucas musste glauben, Carlos stecke hinter alldem; es konnte erklären, wie der Mörder so ohne weiteres in die Häuser Benicios und Hectors gelangt war und wie er William in
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