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Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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euch nicht gerade nahegestanden, aber es tut mir leid. Wie geht es deinem Dad?«
    »So weit gut.«
    »Und …« Er drehte sich zu Griffin um. »Ihr Kollege, stimmt’s? Troy?«
    »Er erholt sich, vielen Dank, Sir.« Griffins Antwort war höflich, aber ich hörte einen Unterton von Schärfe heraus. Nichts gegen Sean persönlich – es war vielmehr das, was er war, und das, worauf sein Auftauchen hier vorausdeutete.
    »Dein Großvater ist auch da, wenn ich recht verstehe«, sagte ich. »Und deine Onkel.«
    »Yeah. Ich hab einfach … Ich wollte dir einfach vorher Bescheid sagen.«
    »Dass sie nicht hier sind, um zu kondolieren.«
    »Na ja, doch, theoretisch sind sie das schon. Aber …«
    »Aber was sie wirklich umtreibt ist nicht die Tragödie in meiner Familie, sondern die Frage, was sie für die Kabalen bedeutet. Zwei Cortez-Brüder tot, der dritte … nicht greifbar, der Seniorchef in Trauer und der illegitime Querschläger der Familie am Ruder.«
    »Hm, ja, das trifft’s ziemlich genau.«
    Ich fluchte.
    Seans Lippen zuckten. »Und ich hab immer gedacht, das wäre das eine Wort, das du
nicht
kennst.«
    »Die letzten vierundzwanzig Stunden haben mein Vokabular erweitert.«
    Den Nasts dicht auf den Fersen würden die beiden übrigen Kabalen auftauchen – die Boyds und die St. Clouds. Alle würden sie eine Bestätigung hören wollen, dass wir nach wie vor die Führungsposition in der Kabalenwelt innehatten. Alle würden sie darauf warten, uns diesen Titel zu entreißen, wenn wir auch nur das kleinste Anzeichen von Schwäche erkennen ließen.
    Als der Aufzug zum Stehen kam, gaben meine Knie nach, und eine Sekunde lang hatte ich das Gefühl, der Fußboden wäre im Begriff, sich unter meinen Füßen zu verflüchtigen. Eine Welle der Erschöpfung ließ mir die Hände zittern.
    Ich war dem nicht gewachsen. Ich sah kein Land mehr. Konnte das sinkende Schiff nicht retten. Welches Klischee auch immer hier passen mochte.
    Dies war nicht meine Welt. Ich
bekämpfte
diese Welt. Und jetzt erwartete man von mir, dass ich sie vor dem Zusammenbruch bewahrte. Alles in mir sagte: Lass sie zusammenbrechen! Aber mit dem Zusammenbruch der Cortez-Kabale würde die Institution selbst nicht verschwinden. Die Geier kreisten schon in der Hoffnung, den Kadaver unter sich aufteilen zu können.
    Ich verließ den Aufzug und telefonierte nach oben.
    »Angehörige der Nast Corporation werden in Kürze eintreffen. Bitte sorgen Sie dafür, dass man sie ins Sitzungszimmer führt und ihnen ein Mittagessen serviert. Mein Cousin Javier soll ihnen während des Essens Gesellschaft leisten und ihre Fragen beantworten. Ich werde innerhalb der nächsten halben Stunde dazustoßen.«
    »Es tut mir leid, Lucas«, sagte Sean, als ich das Gespräch beendete. Ich wusste, er meinte es aufrichtig. Er war ein Nast, aber er war auch Savannahs Halbbruder und das einzige Mitglied ihrer Familie, das sie anerkannte, sogar den Kontakt zu ihr aufrecht hielt. Im Verlauf der letzten Jahre hatten sich seine Loyalitäten verschoben, und er hatte sich zunehmend von dem Familienbetrieb gelöst – er hatte nach wie vor die Position eines VP dort, tat aber nur das Nötigste und hielt dabei nach anderen Möglichkeiten Ausschau.
    »Gibt es irgendwas, das ich tun kann?«, fragte er jetzt.
    Ich war im Begriff, nein zu sagen, als mein Blick auf den Notizblock fiel, den ich immer noch in der Hand hielt. »Die Abteilung Sondergenehmigungen.«
    »Was ist mit der?«
    »Wer ist das, was genau machen die dort, und welchem anderen Abteilungsleiter kann ich sie vorübergehend unterstellen?«
    Er lächelte. »Kann nichts versprechen – die Cortez-Struktur ist wahrscheinlich ein bisschen anders als unsere –, aber ich kann’s ja mal versuchen.«
     
    Ich sah bei Paige vorbei, bevor ich zu dem Treffen mit den Nasts ging – eine willkommene Gelegenheit, meine Gedanken zu sortieren. Sie lieferte mir eine kurze Zusammenfassung ihrer Arbeit. Neben dem Blendwerkzauber hatte sie nur zwei mögliche Erklärungen gefunden. Carlos konnte vorübergehend von einem Dämon besessen gewesen sein – was immerhin erklären würde, weshalb er bestritt, an den Mordschauplätzen gewesen zu sein. Bei Guy war die einzige Erklärung die Zombiefizierung, was zugleich die großzügige Verwendung von Eau de Cologne erklären würde – um den Leichengeruch zu überdecken. Aber eine Kugel ins Zentralnervensystem hätte es ihm unmöglich gemacht, normal zu gehen, ganz gleich, was ein Nekromant ihm

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