Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
Vom Netzwerk:
Stich gelassen, fast jeder außer meinen Angehörigen, denen nichts übrigblieb, als sich anzusehen, wie ich litt, machtlos und unglücklich. Seit ich das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, fühlte ein Teil von mir sich gezwungen zu beweisen, dass ich es allein schaffte … und ein anderer Teil fürchtete sich davor, sich jemals wieder darauf zu verlassen, dass ein anderer Mensch mich auffangen würde, wenn ich stolperte.
    Bei Karl war noch meine Entschlossenheit dazugekommen, nicht zu einer weiteren Frau zu werden, die sich von ihm hat erobern lassen. Ich wollte etwas anderes sein, und so war ich in die entgegengesetzte Richtung gegangen, hatte getan, als könnte er morgen aus meinem Leben verschwinden, ohne dass es mir etwas ausmachte. Es war überraschend, dass er nicht einfach gesagt hatte »Scheiß drauf« und tatsächlich gegangen war.
    Andererseits – im Grunde war es ja genau das, was er getan hatte …
     
    Die Gedanken an Karl lenkten mich so lange ab, bis wir uns in meiner Wohnung wieder trafen. Dann musste ich ihm alles erzählen, was die Befürchtungen, die ich so gründlich weggedrängt hatte, wieder aufflammen ließ. Als ich zum Ende kam, zitterten mir die Hände, und ich schob sie in die Taschen meiner Jeans, damit Karl es nicht sah. Es gab nichts, das ich im Hinblick auf meine schwankende Stimme tun konnte.
    »Wahrscheinlich ist es bloß ein Missverständnis«, sagte ich. »Die könnten im Moment gerade in den Club spaziert kommen und sich zum Dienst melden. Ich bin auch schon ohne Handy und Brieftasche aus der Wohnung gerannt – wenn ich nur schnell in den Laden an der Ecke wollte oder mir einen Kaffee holen. Wer sagt denn, dass sie nicht noch einen Schlüssel haben.«
    »Wir sollten Lucas Bescheid sagen.«
    »Warum?« Meine Stimme überschlug sich, und ich räusperte mich. »Das würde sich nach Überreaktion anhören.«
    Ich ging zum Sofa und nutzte dabei jede Stütze, die sich unterwegs bot.
    Irgendetwas war Jaz zugestoßen.
    Ich ließ mich aufs Sofa fallen; eine Hand umklammerte die Armlehne, als würde sie sonst abfallen.
    Ich hatte keine Chaosvision gesehen. Hatte keine Schwingungen aufgefangen. Wenn in diesem Wohnzimmer etwas wirklich Ernstes passiert wäre, dann hätte ich es gewusst.
    Oder?
    Ich war schließlich die Erste, die immer sagte, dass meine Kräfte nicht unfehlbar waren.
    Karl setzte sich neben mich. Die Hände auf den Oberschenkeln, den Rücken kerzengerade. Dann streckte er den Arm aus und tätschelte mir das Bein, eine fürchterlich verlegene Geste, wie man sie bei einer Fremden versuchen würde, während man gleichzeitig darum betete, dass man nicht in die Lage kommen würde, mehr tun zu müssen.
    Er sah zu mir herüber. Unsere Blicke trafen sich, und ich sah … Panik. Als würde ich mich möglicherweise gleich in seine Arme werfen und hemmungslos zu schluchzen anfangen. Ich sah hastig weg.
    »Ich … ich gehe und nehme ein Bad. Versuche mich zu entspannen.«
    Ich hoffte, er würde sagen »Nein, bleib hier und rede drüber!« Aber er murmelte: »Gute Idee.«
    Ich stemmte mich vom Sofa hoch und rannte ins Badezimmer.
     
    Eine Viertelstunde später klopfte Karl an die Tür.
    »Darf ich reinkommen?«
    »Ich bin noch in der Wanne.«
    »Also nicht?«
    Vor wenigen Stunden hatte er sich noch kalt geweigert, mit mir zu reden, solange ich nur ein Handtuch trug, und jetzt wollte er hereinkommen, während ich ein Bad nahm?
    »Wenn du unbedingt willst, meinetwegen«, sagte ich. Die Worte kamen langsam und widerwillig heraus.
    Der Türknauf drehte sich. Ich legte mir einen Waschlappen über die Brüste. Ja, er hatte sie bei anderen Gelegenheiten bereits gesehen, aber ich würde den Teufel tun und hier eine Vorführung arrangieren, die er unverkennbar nicht wollte.
    Er schloss die Tür hinter sich, als müssten wir mit Störungen rechnen. Zum zweiten Mal an diesem Abend wirkte er ungewohnt verlegen. Seine Haare waren zerrauft, als wäre er mit allen zehn Fingern hindurchgefahren.
    »Ja, Karl?«
    Sein Blick glitt zu mir herüber und dann schnell wieder weg. »Ich dachte … Ich könnte helfen. Wenn du magst. Ich kann zu der Wohnung gehen und …« Sein Kiefer mahlte an den nächsten Worten herum, kaute auf ihnen und spuckte sie schließlich aus, als mache er ein peinliches Geständnis: »Ich könnte wittern. Nachsehen, ob es Anzeichen von … Gewalt gibt.«
    »Blut, meinst du.«
    »Und ich kann nach Spuren suchen … Vielleicht finde ich raus, wo sie hingegangen sind.«
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher