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Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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hätte am liebsten geschrien: Ja, bitte! Aber stattdessen studierte ich seinen Gesichtsausdruck, versuchte abzuschätzen, wie aufrichtig das Angebot war, wie sehr er hoffte, ich würde »Nein, schon okay« sagen.
    »Ich sollte es tun, Hope«, sagte er. »Ich kann dir ein paar Antworten finden. Du kannst hierbleiben und warten …«
    »Nein, ich komme mit.«
     
    Als wir zu der Wohnung zurückkehrten, war ich in einer merkwürdigen Stimmung – fast euphorisch. Jetzt würde ich herausfinden, was passiert war. Wenn ich früher an diese Möglichkeit gedacht hätte, hätte ich Karl wahrscheinlich sogar um Hilfe gebeten, aber er gab sich so viel Mühe, seine werwölfische Seite unter Verschluss zu halten, dass man leicht vergessen konnte, über welche Befähigungen er verfügte.
    Er würde keinen Mordschauplatz vorfinden. Wenn jemand die beiden umgebracht hätte, dann wären die Leichen noch dort gewesen. Das hätte mir klar sein sollen, aber ich war so wild entschlossen gewesen, diese Möglichkeit gar nicht erst in Betracht zu ziehen, dass ich mir nicht gestattet hatte, über die Sache nachzudenken.
    Wenn wirklich die Kabale dahintersteckte, dann hatte sie jetzt Jaz und Sonny. Sie waren in diesem Fall vielleicht nicht im Bestzustand, aber sie waren am Leben. Das Kidnapping wäre entweder geschehen, um Verhandlungen zu erzwingen, oder als Machtdemonstration.
    In dieser Verfassung und nachdem das Schreckgespenst von Jaz’ Tod so gut wie gebannt war, konnte ich mich entspannen. Karl würde mir helfen, dieses Rätsel zu lösen, und wenn es sich wirklich um ein Kidnapping handelte, konnten wir danach mit den Beweisen zu Benicio gehen und eine Antwort verlangen.
    Die Gebäudetür war unverschlossen wie zuvor, aber die Wohnungstür hatte Guy wieder abgeschlossen.
    Karl holte seine Dietriche heraus.
    »Darf ich?«, fragte ich.
    »Natürlich.«
    Es wäre schneller gegangen, wenn er es erledigt hätte, aber der Hausflur war menschenleer. Karl reichte mir seine Handschuhe – dünnes Material, das mir gestattete, Gegenstände zu betasten und fest zu umschließen, das aber keine Fingerabdrücke hinterlassen würde.
    Ich positionierte mich so, dass mein Körper jedem Menschen, der sich von rechts näherte, die Sicht versperrt hätte. Karl bezog auf der linken Seite Posten.
    »Du stehst mir im Licht«, sagte ich.
    »Kannst du ein Schloss nicht im Dunkeln knacken?«
    »Das musst du mir noch beibringen.«
    »Ich bring’s dir gerade bei.«
    Er blieb, wo er war, sodass sein Schatten auf meine Hände fiel. Ich schloss die Augen und arbeitete mit dem Tastsinn. Overkill, aber mein Herz begann bereits wieder schneller zu schlagen, und ich hatte gar nichts dagegen, die Herausforderung – und die Gefahr – noch ein Stück weit zu steigern.
    Nach einer Minute schloss seine Hand sich um meine. Meine Augen öffneten sich jäh.
    »Lass sie zu!«, murmelte er. Als ich sie wieder schloss, richtete er meine Finger aus und führte sie. »So, jetzt kannst du spüren …«
    Er leitete mich durch den ganzen Vorgang. Ich gab mir große Mühe, bei der Sache zu bleiben, aber seine Finger durch den dünnen Stoff zu spüren, die Wärme seines Atems, das überwältigende Gefühl seiner Nähe, nur wenige Zentimeter von mir entfernt … Sagen wir einfach, es war nicht nur der Chaosschuss vom Schlösserknacken, der mein Herz hämmern ließ.
    Schließlich war das Schloss offen. Ich stieß die Tür auf.
    »Hast du diese Schlösser noch, die ich dir zum Üben gegeben habe?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Du solltest bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen mit ihnen arbeiten.«
    »Willst du damit sagen, ich wäre noch nicht perfekt?«
    »Schockierender Gedanke, nicht wahr?«
    Er schob mich aus dem Weg und machte dann eine Runde durch den Raum, wobei er diskret schnupperte.
    »Ich glaube nicht, dass das ausreichen wird«, sagte ich.
    »Ich fange gerade erst an.«
    »Womit du sagen willst, du wappnest dich noch für den würdelosen Teil.«
    Ein Schnauben, aber er widersprach mir nicht, er setzte lediglich den Rundgang fort.
    »Geh einfach auf den Teppich runter!«, sagte ich. »Ich verspreche dir, ich werde kein Foto machen.«
    Er ging in die Hocke und warf dann einen verstohlenen Blick in meine Richtung.
    »Oh, Herrgott, jetzt geh schon auf alle viere!« Ich wandte ihm den Rücken zu und verschränkte die Arme. »Ist es so besser? Ich schwör’s, Karl, du würdest sogar in Miami noch Bonuspunkte für deine Eitelkeit gewinnen.«
    Wieder ein Schnauben. Wieder der

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