Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
mit allen Kräften fernbleiben wollte.
»Dein Rat wäre also?«, fragte ich vorsichtig.
»Ruf ihn nicht an! Wenn er sich später drüber beschwert, war es meine Entscheidung. Es wird dir nicht passen, den Eindruck zu erwecken, dass ich das entschieden habe, aber so modern Benicio in mancher Hinsicht ist – er ist auch altmodisch genug, dass es ihn nicht weiter überraschen wird, wenn du dich dem Urteil von jemandem beugst, der älter und, ja, ein Mann ist.«
Ich konnte nur schnauben. Die Spur eines Lächelns erschien in Karls Augen, aber seine Lippen erreichte es nicht.
Er sprach weiter. »Du beteiligst dich an diesem Einbruch wie geplant. Danach erzählen wir Benicio, was ihr gefunden habt. Wenn ihr allerdings nichts findet und die Gang vorhat, diesen Angestellten wirklich zu verhören, dann lass es mich unauffällig wissen, und ich sage Benicio Bescheid.«
»Ich kann dir Namen und Adresse simsen.«
Er zögerte.
» SMS «, sagte ich. »Auf dein Handy.«
»Ah. Ja. Natürlich.«
Ich versuchte nicht zu lächeln. So technologiekundig Karl auch war, die SMS -Funktion hatte er noch nie verwendet. Für ihn hatte das Telefon nur in einer Richtung zu funktionieren, etwa um Hotelzimmer zu reservieren oder einen Kontaktmann zu befragen. Und wenn er irgendwo anrief, war seine eigene Nummer immer unterdrückt.
»Wenn du Benicio anrufst«, fuhr ich fort, »solltest du Lucas auch Bescheid sagen, einfach der Vollständigkeit halber. Er hat drum gebeten, dass ich ihn auf dem Laufenden halte, für den Fall, dass irgendwas schiefgeht.«
»In Ordnung. Also …«
Mein gangeigenes Handy klingelte.
»Tut mir leid«, sagte ich, während ich es von der Anrichte nahm. »Wahrscheinlich Jaz.«
»Jaz?« Er sprach es aus, als handelte es sich um ein Fremdwort.
»Jasper. Der …«
»Junge.«
»Er wollte sich mit mir treffen …«
»Das bezweifle ich absolut nicht.«
Ich warf ihm einen Blick zu. »Ich meine damit nicht, dass er …« Okay. Doch, natürlich war genau das der Grund, warum Jaz sich mit mir treffen wollte. Ich meldete mich.
»Hey.«
»Faith?« Es war Guy. »Ist Jaz bei dir?«
»Äh, nein. Ich hab ihn nicht mehr gesehen, seit er und Sonny zu diesem Auftrag verschwunden sind. Ist er noch nicht zurück?«
»Doch. Vor ungefähr einer Stunde. Dann sind sie zu sich nach Hause gefahren, weil sie sich für den Abend vorbereiten wollten. Ich hab anzurufen versucht, weil ich ihnen sagen wollte, sie sollten früher kommen, aber es geht keiner dran.«
»Na ja, also, Jaz’ Handy ist vorhin mal … runtergefallen.«
»Ich hab noch mit ihm telefoniert, nachdem du weg warst, und es hat tadellos funktioniert. Und Sonny geht auch nicht an seins. Ich mache mir Sorgen. Jaz kann ein bisschen dünnhäutig sein, und ich weiß, dass er nicht gerade glücklich war darüber, dass er heute Abend nicht dabei ist, aber meine Anrufe zu ignorieren …«
»Selbst wenn er’s täte, Sonny würde drangehen.«
»Ich versuch’s noch bei den anderen, und dann fahre ich vielleicht mal zu ihrer Wohnung.« Er zögerte. »Wenn ich das mache, könnte ich ein zweites Paar Augen brauchen, falls du Zeit hast.«
Etwas in meiner Brust zog sich zusammen. Wenn Guy einfach »ein zweites Paar Augen« bräuchte, könnte er ja auch einen von den anderen rekrutieren. Dass er mich fragte, bedeutete, er wollte etwas, was die anderen nicht bieten konnten: einen Chaosmelder.
Er fürchtete, dass Jaz und Sonny etwas zugestoßen war.
»Natürlich«, sagte ich, wobei ich dafür sorgte, dass meine Stimme fest blieb. »Ruf mich an, ich komme hin.«
Ich drückte auf die Austaste und ließ mich aufs Sofa fallen. Karl fragte nicht, was passiert war – er gehörte nicht zu den Leuten, die es vermeiden, Gespräche mitzuhören, oder so tun, als hätten sie nichts gehört.
»Vielleicht sind sie einfach in einer Gegend, wo sie keinen Empfang haben«, sagte ich. In Miami. Sehr wahrscheinlich. »Oder irgendwo, wo der Empfang blockiert ist, in einem Restaurant oder so. Ja, das wird es sein. Guy kann manchmal ein bisschen paranoid werden.«
»Gar kein schlechter Zug bei einem Anführer, vor allem wenn es um die Sicherheit seiner Gefolgsleute geht.«
Mein Handy klingelte wieder. Guy, der sich zurückmeldete. Er hatte bei Bianca und dann bei Rodriguez angefragt, der mit Tony und Max zusammen war. Keiner hatte Jaz oder Sonny seit dem letzten Treffen gesehen oder gesprochen. Guy gab mir eine Adresse. Ich versprach, in zwanzig Minuten dort zu sein.
Das Gebäude,
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