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Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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sagte ich. »Ich wüsste mehrere …«
    »Der hier wird’s tun.«
    Er bog in eine Bar ab, in der sich die Pendler drängten, um sich für den Flug – oder die Heimfahrt – zu stärken. Auf den ersten Blick nicht der geeignetste Schauplatz, wenn man Fragen paranormalen Inhalts besprechen wollte, aber ein öffentlicher und gut besuchter Ort war tatsächlich sicherer als ein weitgehend leerer Raum, wo die Worte hallten und die Nachbarn möglicherweise hinreichend gelangweilt waren, um die Ohren zu spitzen.
    »Wo ist Hope?«, fragte Paige, als Karl ihr einen Barhocker zurechtschob; es wirkte eher wie ein Reflex als wie eine höfliche Geste.
    »Nachdem dieses Mädchen gestorben ist, hat Benoit – das ist der Gangchef – sie zu sich gerufen. Sie haben sich jetzt alle im Club verschanzt und planen die nächsten Schritte. Keiner verlässt den Laden.«
    Das erklärte dann wohl seine brüske Art. Er wollte dies so schnell wie möglich hinter sich bringen und dorthin zurückkehren. Die Eile war gerechtfertigt. Sollte Hope in diesem Moment auf ihren Panikknopf drücken, würde er eine halbe Stunde oder mehr brauchen, um sie zu erreichen.
    Karl zog einen Packpapierumschlag aus seiner zusammengefalteten Zeitung und nahm ein paar Fotos heraus. Großformat, aber körnig; die Auflösung war schlecht.
    »Hope hat mit dem Handy die Originale fotografiert und mir die Bilder durchgeschickt«, erklärte er.
    Das oberste Bild zeigte zwei junge Männer. Beide waren auf Stühlen festgebunden und saßen vorgebeugt da, als seien sie so erschöpft, dass nur die Fesseln sie noch aufrecht hielten. Der Dunkelhaarige hatte eine hässliche Schramme über einem Wangenknochen; die Backe war mit einer Schicht von getrocknetem Blut bedeckt. Der blonde junge Mann hatte ein blaues Auge und eine aufgeschwollene Lippe.
    »Jaz und Sonny, nehme ich an.«
    Karl nickte. »Das Originalfoto hat neben der Leiche der jungen Frau gelegen.«
    »War eine Nachricht dabei?«
    »Drei Worte auf der Rückseite:
Bis auf witeres.
«
    Das konnte alles bedeuten, von »weitere Informationen später« über »weitere Misshandlung der Gefangenen« bis zu »es wird mehr Opfer geben«. Absichtlich vieldeutig, damit die Empfänger das Beste hofften, während sie das Schlimmste befürchteten.
    »Und der Mörder hat behauptet, er überbrächte eine Nachricht von meinem Vater, nicht nur in Form des Fotos, sondern auch durch den Tod dieser jungen Frau? Die Cortez-Kabale verwendet sehr selten die Methode des Kidnapping. Das Ergebnis ist immer ungewiss. Schlägt die Aktion fehl, muss man die Opfer umbringen. Gelingt sie, hat man lebende Zeugen. Gelingt sie, und man tötet die Zeugen trotzdem, ist die eigene Glaubwürdigkeit bei Verhandlungen irreparabel beschädigt. Eine so unmissverständliche Botschaft zu senden und einen Beweis für eine Verwicklung in die Sache zu hinterlassen …« Ich schüttelte den Kopf. »Das ist nicht …«
    »Dein Vater.«
    »Nein, ich wollte sagen, dass es nicht der Stil meines Vaters ist.«
    Karls Finger trommelten auf die Tischplatte. »Kommt auf dasselbe raus. Der springende Punkt …«
    »Nein, entschuldige die Unterbrechung, aber es kommt nicht auf dasselbe raus. Wenn mein Vater eine kriminelle Tat zu begehen wünscht, die später seinen Ruf beschädigen könnte, dann hat er erwiesenermaßen schon Methoden gewählt, von denen er wusste, dass sie für ihn uncharakteristisch sind.«
    Als Karl die Stirn runzelte, erklärte Paige: »Wenn ihm später also die Tat angelastet wird, dann sagen sogar seine Feinde ›Das ist nicht Benicio Cortez’ Stil.‹ Ergo kann es nicht Benicio Cortez gewesen sein.«
    Die meisten Leute wären angesichts dieses Maßes an Hinterlist entsetzt gewesen. Karl dagegen sah ganz so aus, als fertige er in Gedanken eine Mitschrift an.
    Ich sagte: »Du wirst die Möglichkeit Hope gegenüber vielleicht nicht erwähnen wollen, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass diese beiden jungen Männer nicht mehr am Leben sind. Nichts auf dieser Fotografie weist darauf hin, wann sie aufgenommen wurde. Wenn ein Kidnapper beweisen will, dass das Opfer noch am Leben ist, nimmt er in der Regel …«
    »Eine Zeitung mit ins Bild.«
    Karl selbst hatte einmal an einem Kidnapping mitgewirkt, einer brutalen Entführung von Clayton während des Aufstands gegen das Rudel, an der er beteiligt gewesen war. Als er jetzt den Blick abwandte, um einige Passanten zu beobachten, fragte ich mich, ob in der kurzen Unaufmerksamkeit eine Spur von Unbehagen

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