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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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nützlich, wenn Sie alle Ihre Kom­ mandanten von meiner Anwesenheit unterrichteten.«
    »Selbstverständlich«, sagte Heine. »Da wäre allerdings noch etwas – ich muss nach Guernsey fahren, ebenso der Zivilkom­ mandeur. Eine Wochenendkonferenz mit General von Schmet­ tow.«
    Martineau wandte sich an Necker. »Vermutlich werden Sie solange das Kommando führen?«
    »Richtig.«
    »Dann sehe ich kein Problem.« Er stand auf und ergriff sei­ nen Hut.
    »Wir sehen uns, wenn ich wieder zurück bin?«, fragte Heine.
    »Durchaus möglich.« Martineau gab den beiden die Hand. »Es war mir ein Vergnügen, Herr Oberst. Ich überlasse Sie jetzt Ihren Dienstpflichten. Ich finde den Weg allein hinaus, Herr Major.«
    Die Tür schloss sich hinter ihm, und Heines Verhalten änder­ te sich schlagartig. »Bei diesen Schergen vom Sicherheitsdienst bekomme ich immer eine Gänsehaut. Felix, was will der Kerl hier?«
    »Das weiß der liebe Gott allein, Herr Oberst, aber seine Vollmacht…« Necker zuckte die Achseln. »Nicht nur von Himmler, sondern vom Führer persönlich unterzeichnet.«
    »Ich weiß.« Heine hob abwehrend die Hand. »Behalten Sie ihn bloß im Auge. Ich erkundige mich bei von Schmettow auf Guernsey, was er davon hält. Aber dass Sie mir den Mann bei Laune halten! Ärger mit Himmler wäre jetzt das Letzte, was wir brauchen könnten.«
    »Selbstverständlich, Herr Oberst.«
    »Gut. Jetzt führen Sie die braven Bürger des Lebensmittelkontroll-Komitees herein.«

    Martineau hatte noch Zeit und unternahm einen Spaziergang durch das Städtchen. Es waren viele Leute unterwegs, mehr Zivilisten als Soldaten. Die meisten sahen abgemagert aus, ihre Kleider alt und abgetragen. Die meisten Kinder waren vermut­ lich in der Schule, so dass er nur wenige zu Gesicht bekam – die aber schienen in besserer Verfassung zu sein als die Er­ wachsenen; für die meisten Eltern waren die Kinder ohnehin wichtiger als sie selbst.
    Die Jerseybewohner schlugen sich also durch. Helen de Ville hatte ihm von den Gemeinschaftsküchen und -bäckereien er­ zählt, mit denen Energie gespart wurde. Offensichtlich hatten es die Städter schwerer als die Leute auf dem Land. Martineau bog in die Queen Street ein und entdeckte vor einem Schaufen­ ster eine Menschenmenge.
    In der Auslage stapelte sich eine erstaunliche Fülle von Le­ bensmitteln. Konservendosen, Säcke mit Kartoffeln und Mehl, Schinken, Rotwein- und Champagnerflaschen. Stumm schau­ ten die Leute in das Schaufenster. Ein Schild verkündete: Schwarzmarktwaren. Dein eigener Nachbar kann der Feind sein. Hilf, ihn zu besiegen. Müller hatte den Text unterschrie­ ben. Auf den von Entbehrungen gezeichneten Gesichtern man­ cher Leute war ein unerträglicher Schmerz abzulesen. Martineau wandte sich ab und kehrte nach Charing Cross zu­ rück.
    Als er den Frisörsalon betrat, stand Sarah gerade vor dem Spiegel und setzte sich den Hut auf. Sie hatte wieder eine hüb­ sche Frisur. Er half ihr in den Mantel.
    »Zufrieden?«, fragte Emily Johnson.
    »Sehr.« Er öffnete die Brieftasche und zog einen Zehnmark­
    schein heraus.
    »Nein!« Die Friseuse bebte beinahe vor Zorn. »Ich will Ihr Geld nicht! Sie haben mir befohlen, ihr das Haar zu machen, und ich habe es getan.« Ihre Augen waren tränenfeucht. »Jetzt gehen Sie.«
    Martineau schob Sarah zur Tür und wandte sich auf der Schwelle noch einmal um. Seine Stimme klang erstaunlich sanft. Es war, als hätte er die Rolle des brutalen SS-Offiziers, die er so vorzüglich spielte, vorübergehend abgelegt. »Ich ver­ neige mich vor Ihnen, Mrs. Johnson«, sagte er. »Sie sind eine mutige Frau.«
    Dann schloss sie die Tür hinter ihm. Emily Johnson sank auf einen Stuhl, barg das Gesicht in den Händen und begann zu weinen.

    Martineau stellte den Kübelwagen vor dem Silvertide -Hotel in Havre des Pas neben mehreren anderen Fahrzeugen ab. »Es dauert nicht lange.« Sie lächelte. »Mach dir meinetwegen keine Sorgen – ich gehe auf der Mole spazieren. Als Kind bin ich hier oft geschwommen.«
    »Wie du willst. Bitte rede nicht mit fremden Männern.«
    Müller hatte seine Ankunft vom Fenster aus beobachtet. Als Martineau das Haus betrat, erwartete ihn bereits ein junger Feldgendarm in Zivil. »Standartenführer Vogel? Bitte hier ent­
    lang.«
    Er führte Martineau in Müllers Zimmer und schloss die Tür. Der Hauptmann erhob sich hinter seinem Tisch. »Es ist mir eine große Freude…«
    »Ich wünschte, ich könnte das auch sagen«, gab Martineau

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