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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Kopf nehmen!«
    »Wie Sie wollen.«
    Das Springmesser lag seit einigen Minuten in Gallaghers linker Hand. Der Arm fuhr herum, klickend klappte die Klinge heraus und zuckte im Lampenlicht auf, ehe sie im weichen Fleisch unter Kleists Kinn verschwand. Der Deutsche gab ei­ nen Schuss in die Wand ab, ließ die Waffe fallen, stürzte rück­ lings gegen den Tisch und versuchte noch, Gallagher das Messer aus der Hand zu reißen. Dann stürzte er seitlich zu Bo­ den, zuckte mit den Füßen und rührte sich nicht mehr.
    »Mein Gott!« Helen wandte sich ab. Sie stolperte in die Kü­ che und musste sich dort übergeben.
    »Hilf ihr«, sagte Martineau zu Sarah.
    Das Mädchen folgte der älteren Frau, und er bückte sich und nahm dem Toten die Walther aus der Tasche. Dann blickte er zu Gallagher auf. »Dieser Trick wird beim SOE-Tötungskursus gelehrt. Woher haben Sie ihn?«
    »Noch so ein Erbe von meinem Großvater«, antwortete Gal­ lagher.
    »Muss ein erstaunlicher Mann gewesen sein.«
    Er und Guido legten Kelso auf die Couch, während Gallag­
    her nach seinem Messer griff. Er musste mit voller Kraft zie­ hen, um es aus der Wunde rauszubekommen. Anschließend wischte er die Klinge am Mantel des Toten ab. »Ob dies ein offizieller Besuch war?«
    »Ich glaube nicht.« Martineau griff nach der leeren Schnaps­ flasche. »Er hat getrunken und wollte Blut sehen. Er kam her, um sich an Ihnen zu rächen. Er hat auf Sie gewartet.« Er schüt­ telte den Kopf. »Armer Kerl. Beinahe hätte er das große Los gezogen. Seine Karriere hätte einen ungeahnten Auftrieb be­ kommen.«
    »Aber was nun?«, wollte Kelso wissen. »Vielleicht ist schon alles verloren. Ich meine, wenn ein Gestapooffizier nicht zum Dienst erscheint, fängt doch gleich das große Suchen an.«
    »Kein Grund zur Panik.« Martineau nahm einen Teppich auf und bedeckte Kleist damit. »Es gibt immer einen Ausweg. Zu­ erst suchen wir seinen Wagen. Der muss irgendwo stehen.« Er nickte Guido und Gallagher zu und verließ als Erster das Haus.

    Zehn Minuten später fand Guido den Renault und pfiff die anderen herbei. Martineau und Gallagher erreichten die Fund­ stelle. »Was nun?«, fragte Guido.
    »Kelso hat Recht. Wenn Kleist morgen früh nicht zum Dienst kommt, stellt Müller die Insel auf den Kopf«, sagte Gal­ lagher.
    »Was machen wir?«
    »Wir geben den Deutschen Kleist zurück«, sagte Martineau entschlossen. »Er war betrunken und kam mit dem Wagen von der Straße ab, ganz einfach.«
    »Am besten eine Klippe runter«, sagte Guido.
    »Genau.« Martineau wandte sich an Gallgher. »Wüssten Sie eine geeignete Stelle? Nicht zu weit, aber doch weit genug ent­ fernt, dass man nicht gleich zwei und zwei zusammenzählt?«
    »Ja«, sagte Gallagher. »Ich glaube, ich weiß genau die rich­ tige Stelle.«
    »Gut. Sie fahren mit dem Renault voraus, und ich folge Ih­ nen im Kübelwagen.«
    »Soll ich mitfahren?«, fragte Guido.
    »Nein«, entschied Martineau. »Sie halten hier die Stellung. Ich gehe jetzt zum großen Haus und hole den Kübelwagen. Sie beide fahren den Renault zu Gallaghers Häuschen und verstau­ en Kleist im Kofferraum.«
    Er machte kehrt und verschwand im Wald.

    Als Martineau am kleinen Haus vorfuhr, befand sich Kleists Leiche bereits im Kofferraum des anderen Wagens, und Gal­ lagher war fahrbereit. Martineau fragte: »Wie lange brauchen wir?«
    »Es geht an eine Stelle auf der anderen Seite von La Moye Point.« Gallagher entfaltete eine alte Straßenkarte der Insel. »So spät in der Nacht brauchen wir höchstens zwanzig Minu­ ten.«
    »Müssen wir damit rechnen, angehalten zu werden?«
    »Hier draußen auf dem Land arbeiten unsere Polizisten eh­
    renhalber – Abenddienst gibt es für sie nur in Ausnahmefäl­ len.«
    »Und die Deutschen?«
    »Ab und zu eine Militärpatrouille, das ist alles. Wir haben gute Chancen, keiner Menschenseele zu begegnen.«
    »Gut, dann los.« Martineau schaute zu Guido und den beiden Frauen hinüber, die an der Tür standen. »Wartet hier auf uns. Wir haben einiges zu besprechen.« Dann fuhr er los.
    Gallagher behielt Recht. Die Fahrt von Noirmont nach Woodbine Corner und über die Hauptstraße nach Red Houses verlief ohne Zwischenfälle, und auf der ganzen Strecke zeigte sich kein anderes Fahrzeug. Schließlich bog Gallagher in einen schmalen Weg ein. Er stoppte den Renault und stieg aus.
    »Rechts unter uns befindet sich eine Geschützstellung bei Corbière, und links in Richtung La Moye Point eine Artillerie­

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