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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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nur diesen einen Fahrweg, der sich auf jeder Seite nach ein paar Dutzend Metern verlor in der Wiese auf einer Seite, in einem Waldstück auf der anderen.
    Ich sah mich um, aber meine Vorsicht war überflüssig es war niemand da. Ich ging den Fußweg zur Tür des Hauses zu meiner Linken hinauf. Sie war ebenerdig; es gab keine Veranda, kein Vordach, nur die Tür zwischen zwei leeren Beeten mit jeweils einem Fenster darüber. Ich spähte durch das linke Fenster ins Innere. Ein Schlafzimmer . . . das nahm ich zumindest aufgrund des Mobiliars an. Das einzige Möbelstück im Raum war ein Doppelbett oder vielmehr eine nackte Matratze auf einem Bettgestell. Sehr gemütlich.
    Ich ging zu dem Fenster auf der anderen Seite der Tür hin
    über. Ein Wohn und Esszimmer mit einem Sofa, einem kleinen Tisch und einem einzigen Stuhl. Mein Blick fiel auf zusammengeknülltes Bettzeug in einer Ecke. Ein Laken und eine Bettdecke, die zu einem improvisierten Schlafplatz angeordnet waren, wie ihn ein Hund hätte bauen können.
    Ich sah zurück zur Straße. Wenn es hier einmal Hunde gegeben hatte, waren sie längst fort. Die Geisterwelt war in dieser Hinsicht nicht anders als die Städte der Menschenwelt; es wimmelte nicht gerade von Tieren, aber wenn man genau hinsah, entdeckte man sie. Ein Kaninchen, das über den Rasen huschte, ein Hund, der auf einer Vortreppe schlief. Aber hier sah ich nicht einmal ein Phantomeichhörnchen. Eine leere Welt. Nur dass es dann keine Erklärung für dieses Deckenlager gab . . .
    Als ich mich wieder zum Haus umdrehte, glaubte ich das Spiegelbild eines Gesichts hinter einem Fenster gegenüber zu sehen. Ich fuhr herum, versuchte instinktiv, meinen Blick zu schärfen, und fluchte, als es nicht funktionierte. Ich musterte die beiden Fenster dort drüben, wartete auf einen Schatten, die Spur einer Bewegung. Nichts.
    Wo zum Teufel blieb eigentlich Trsiel? Ich griff in die Tasche.
    Als meine Finger sich um die Ampulle mit dem Höllenbann schlossen, raschelte etwas neben mir. Ich fuhr herum und sah einen großen Zierstrauch an der Hausecke, ein paar Meter entfernt. Der leichte Wind flüsterte in den Blättern. War es das, was ich gehört hatte? Es musste wohl so sein, aber
    Ein Dielenbrett knarrte. Mein Kopf fuhr hoch. Ich konnte das Knarren unmöglich durch die Steinmauer des Hauses hindurch gehört haben. Also w. . . ? Mein Blick fiel auf die hölzerne Veranda des Nachbarhauses. Leer. Ich horchte mit angespannten Muskeln und hörte nichts. Nichts, nicht einmal die Vögel. Ich drehte mich wieder zum Fenster um.
    »Was bist du?«
    Ich fuhr herum. Ein. Mann stand hinter mir, ein kleiner Mann, eins sechzig groß und dünn, mit brauner, ledriger Haut, die straff über seine Knochen gespannt war. Sein Gesicht war ein fleischfarbener Schädel mit spärlichen Büscheln von eisengrauem Haar. Als er mich studierte, legte er den Kopf schief, erst nach einer Seite und dann nach der anderen, die Bewegung war ruckartig wie bei einem Vogel. Seine Augen hoben sich zu meinen; sie waren trübe graue Scheiben, die nicht zwinkerten, als sein Kopf mit ebenso ruckartigen Bewegungen auf und ab zu wippen begann, um mich von Kopf bis Fuß zu mustern.
    »Was bist du?«, wiederholte er. »Antworte. Jetzt.«
    Ich hörte ein Geräusch hinter mir, sah mich um und entdeckte einen weiteren Mann, der im Wohnzimmerfenster stand.
    Durchschnittsgröße, jung nicht älter als Anfang zwanzig , mit dunkelblondem Haar, das ihm in die blauen Augen fiel.
    Seine Augen tasteten meinen Körper ab und erwiderten dann meinen Blick, seine Oberlippe zog sich nach oben und gab den Blick auf spitz zugefeilte Eckzähne frei. Er fuhr sich mit der Zunge über die Zähne.
    Noch ein Rascheln weiter links, und ein dritter Mann kam von der Veranda des Nachbarhauses herüber. Er war rundlich und hatte ein Babygesicht mit großen braunen Augen, einer kleinen Nase und fliehendem Kinn. In seiner Hand baumelte eine große hölzerne Keule. Er hob sie und lächelte mich an.
    »Anscheinend hat Trsiel es doch nicht vermasselt«, murmelte ich.
    Der Vogelmann versuchte es zuerst. Er sprang mir in die Seite und legte einen Arm um meinen Hals, um mich zu Boden zu werfen. Ich vereitelte dies mit einem heftigen Stoß in seine Rippen, und er kreischte und fiel zurück.
    »Es kämpft«, sagte der Mann mit dem Knüppel, während er über den Rasen geschlendert kam. »Wie gut kämpft es?«
    »Verdammt gut«, sagte ich. »Aber ihr werdet mir das wahrscheinlich nicht einfach so

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