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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Katsuo erinnert sich an mich? In seinen Träumen vielleicht?« Ein breites Lächeln. »Ich hoffe es wirklich.«
    Ich sagte nichts.
    »Träumen Engel?«, fuhr er fort. »Haben sie Alpträume? Oder sind alle Träume wie das hier?« Er schwenkte die Hand zu der Wiese hin. »Wildblumen und sonniger Himmel. Wir träumen, weißt du. Wenn wir schlafen, öffnen sich die Risse in unserem Gedächtnis, eben weit genug, um hier und da ein Bild durchzulassen. Und es sind keine Wildblumen und keine sonnigen Himmel. Manchmal höre ich die anderen schreien. Es hält mich nachts wach.«
    »So ein Jammer.«
    Ein Haifischlächeln. »Ein Jammer allerdings. Du hast nicht vor, auch nur Mitgefühl zu heucheln, oder?«
    »Wenn du Mitgefühl willst, schicke ich Katsuo. Wenn du einen Deal willst, wirst du mit mir vorliebnehmen müssen.«
    »Ein Deal? Das klingt gut. Sehen wir mal . . . was sollte ich mir wünschen? Na ja, als Erstes will ich natürlich hier raus.«
    Ich lachte.
    »Oh, nicht dauerhaft. Nur ein Besuch, mit Begleitung natürlich. Ich «
    »Das könnte ich nicht arrangieren, nicht mal, wenn ich wollte.«
    »Dann also Bilder.«
    »Bitte?«
    »Als ich da draußen war, mit der Nixe, und wir jemanden getötet haben, hat die Polizei jedes Mal Bilder gemacht. Klick, klick, klick. Jeder Winkel, jede mögliche Nahaufnahme.« Er schloss die Augen und seufzte. »So viel Sorgfalt im Detail. Sogar ich war beeindruckt.«
    »Und diese Fotos willst du?«, fragte ich.
    »Nein, nein. An die erinnere ich mich. Und es waren ja auch nicht wirklich meine. Ich will meine eigenen die, an die ich mich nicht erinnere. Ich habe Zeitungsausschnitte von dem gefunden, was ich getan habe, aber es waren keine Bilder dabei.
    Wirklich enttäuschend.«
    »Damals hat die Polizei auch noch keine Tatortfotos gemacht«, log ich.
    »Nein?«
    Ich sah ihm in die Augen. »Nein.«
    »Ich verstehe. In diesem Fall nehme ich auch Beschreibungen. Diejenigen, die über meinen Fall berichtet haben, waren ausgesprochen knauserig bei den Details. Kein Wort darüber, was genau ich getan habe. Ich möchte «
    »Details«, sagte ich. »Ich hab’s schon verstanden. Aber kriegen wirst du sie nicht, weil ich sie nicht kenne, und das Einzige, was hier geboten ist, sind Dinge, die ich liefern kann.«
    »Dann setz deine Vorstellungskraft ein. Erzähl mir, was du glaubst, das ich mit diesen Mädchen gemacht habe. Oder vielleicht erzähle ich dir, was ich glaube, getan zu haben, was ich sehe, wenn ich die Augen schließe.«
    »In Ordnung, machen wir das. Du erzählst mir, was du getan zu haben glaubst, und ich höre zu. Du hast eine Stunde. Hinterher wenn ich dann noch da bin, nicht in die Ecke gekotzt habe und auch nicht zur Tür rausgerannt bin , erzählst du mir, wie du die Nixe gefangen hast. Und du wirst es mir erzählen, während ich eine LügendetektorFormel spreche.«

    Enttäuschung malte sich auf seinem Gesicht und erstarrte zu einem missgelaunten Stirnrunzeln, als ihm aufging, dass der Deal nicht so vergnüglich ausfallen würde, wie er gehofft hatte.
    Ich legte keinen Wert darauf, mir seine sadistischen Fantasien anzuhören, aber zuhören würde ich, und zwar ohne ihm die Reaktionen zu liefern, die er sehen wollte. Schließlich waren es bloß Worte, Worte, die mit mir nichts zu tun hatten, Worte, die nicht einmal auf Tatsachen beruhten, einfach nur die Fantasien eines kranken Schweins, das nie mehr Gelegenheit haben würde, sie in die Tat umzusetzen.
    »Vergiss das«, sagte er schließlich. »Ich habe etwas Besseres.
    Ein Spiel für zwei.«
    »Lass mich raten. Verstecken, und ich bin nicht derjenige, der bis fünfzig zählt.«
    Eine Spur Verwirrung, dann lächelte er. »Ja, Verstecken, wie du sagst. Du wirst wegrennen. Wenn ich dich fange . . . « Sein Blick glitt an mir herunter; seine Augen wurden dunkel. »Kann ich tun, was ich will. Und dann werde ich dir sagen, was du wissen willst.«
    »Wenn du mich fängst, in Ordnung, dann machen wir es so.
    Aber wenn du mich nicht fängst, dann hast du verloren und erzählst mir, wie man die Nixe fängt.«
    Er schüttelte den Kopf. »Wenn du auf diese Art spielen willst, dann hast du verloren, wenn ich dich fange. Ich mache, was ich will, und erzähle dir nichts.«
    »Abgemacht.«
    Er zog eine Braue hoch. »Du bist dir deiner Sache ziemlich sicher, was?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass du dich auf meine Bedingungen nicht einlassen würdest, und es hat keinen Zweck, lange herumzustreiten. Wir sollten einen Zeitpunkt festlegen«,

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