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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Hand.
    »Wenn du mich hören kannst in einer Minute ist es vorbei«, sagte ich. »Das Feuer, meine ich. Das brennende Gefühl, das wird noch eine ganze Weile anhalten. Da wirst du etwas Bettruhe brauchen, und zu der kann ich dir verhelfen.«
    Ich ging hinter ihm in die Knie, packte mit einer Hand sein Bein und machte mich daran, ihm die Kniesehne durchzuschneiden. Wenn ich hier gestrandet war, bis jemand mich rettete, dann durfte ich Dachev keine Gelegenheit zur Vergeltung geben. Während er brüllte und sich wand, schnitt ich ihm das Hosenbein auf.
    »Was hat es mit ihm gemacht?«, fragte eine Stimme hinter mir.
    Der Knüppelmann stand in der Tür, seine Keule in der Hand.
    Er starrte Dachev mit einem Stirnrunzeln auf seinem babyglatten Gesicht an. Dann sah er mich an und begann zu lächeln, wobei er einen kieferorthopädischen Traum an schiefen Zähnen sehen ließ.
    »Ich hab gedacht, es ist weg«, sagte er, während er ins Zimmer kam.
    »Vielleicht ist es zum Spielen geblieben.« Der Messermann kam herein, eine selbstgemachte Klinge in jeder Hand.
    Ich sprang auf die Füße, ohne das Messer loszulassen.
    »Habt ihr gesehen, wie ich spiele?«, fragte ich mit einer Handbewegung zu Dachev hin, der immer noch stöhnte und sich krümmte. »Wenn ihr beide jetzt geht, vergesse ich vielleicht, dass ich euch gesehen habe, und «
    Der Knüppelmann stürzte sich auf mich. Ich sprach einen Bindezauber, aber meine Kräfte waren zu erschöpft, und er erstarrte nur eine Sekunde lang, bevor er sich losmachen konnte.
    Unmittelbar hinter ihm waren der Messermann, der Werwolf und ein rothaariger Mann, den ich noch nie gesehen hatte.

    Ich fuhr herum, setzte mich in Bewegung und sprang geradewegs durch die Fensterscheibe. Ein durchaus dramatischer Abgang, wobei ich lieber gar nicht gegangen wäre. Aber ich hatte inzwischen genug Erfahrungen mit den Typen, um zu wissen, dass ich mich in den Wald verziehen und mir eine Möglichkeit überlegen sollte, wie ich es zurück in meine eigene Dimension schaffen konnte.
    Als ich um die Hausecke rannte, hörte ich Schritte hinter mir. Der Messermann hatte es bereits ins Freie geschafft . . .
    und als ich ihn den Arm mit dem Messer heben sah, rannte ich geradewegs in einen riesigen Sandsack.
    Ich stolperte nach hinten und erkannte, was der Sandsack in Wahrheit war ein Mann mit einem Dreifachkinn und einem Bauch wie von einer überfälligen Schwangerschaft.
    »Willst du irgendwo hin?«, knurrte er.
    Ich sprang aus seiner Reichweite . . . und stellte fest, dass ich umzingelt war. Sogar der Vogelmann hatte sich inzwischen eingefunden, die zerrissenen Lianen baumelten ihm noch von den Handgelenken. Ich sah mich um, fand die Stelle, an der sie am wenigsten dicht beieinanderstanden, und machte einen Satz in diese Richtung, während ich zugleich einen Tarnzauber sprach.
    Als ich auf dem Boden aufkam, verschwand ich. Auch diesmal erstarrten alle in einem Augenblick der Verwirrung. Bevor sie sich gefangen hatten, sprang ich auf und rannte in Richtung Wald.

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    A ls ich los rannte, waren die Schritte der Verfolger unmittelbar hinter mir, aber bald fielen sie zurück. Ich hoffte, sie würden ganz verklingen, aber ich hätte es besser wissen sollen.
    Diese Typen hatten seit Jahrzehnten, vielleicht Jahrhunderten kein Opfer mehr gesehen; sie würden bestimmt nicht aufgeben, sobald die erste Kandidatin davonrannte.
    Ich konnte es nicht mit allen aufnehmen. Trsiel hatte gesagt, die Parzen würden jemanden schicken, wenn ich nicht zurückkam. Das Einzige, was ich noch mehr hasste als das Wegrennen, war, herumzuhängen und auf Rettung zu warten, aber dies war nicht der beste Zeitpunkt für eine Demonstration meiner Eigenständigkeit. Ich musste ein Versteck suchen und warten. Das schmerzte mich in meinem Stolz
    aber die Alternative würde noch mehr weh tun. Außerdem war es meine eigene Schuld, dass ich überhaupt gerettet werden musste. Ich war dem Taschenspielertrick eines Zauberers aufgesessen ich könnte jetzt sagen, das sei der Tiefpunkt meiner bisherigen Karriere gewesen, aber dann würde ich lügen.
    Als ich tiefer in den Wald lief, wurde es wirklich Nacht. Ich versuchte den Lichtkugelzauber. Er funktionierte matt, aber stetig. Die Mattigkeit hatte ihr Gutes, denn in voller Stärke hätte die Lichtkugel nur meinen Verfolgern den Weg gewiesen.

    Noch besser wäre meine Nachtsichtfähigkeit gewesen, aber ich hatte die Hoffnung aufgegeben, dass die sich noch melden würde.
    Als ich die Weggabelung erreichte,

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