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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Größe einer Bowlingkugel lag dort auf dem Boden.
    Ja sicher, ein Stein. Blödsinn. Ich wusste genau, was es war.
    Und ich wusste auch, was hier passiert war. Die Dorfbewohner hatten es getan waren auf einen der Ihren losgegangen und hatten ihn in Stücke gerissen. Dann hatten sie die Teile hier versteckt und die Höhle versperrt in der Hoffnung, die Parzen würden es nicht merken.
    Ich wandte mich schaudernd ab. Plötzlich hörte ich ein schwaches Klicken. Ich drehte mich um, eine eher instinktive als absichtliche Reaktion, und lenkte die Lichtkugel in die Richtung des Geräuschs. Der Kopf eines dunkelhaarigen Mannes lag dort; blaue Augen starrten zu mir herüber, leer und blicklos.
    Dann zwinkerte er.
    »Himmelherrg. . . !«, quiekte ich, während ich einen Satz rückwärts machte.
    Der Blick des Mannes richtete sich auf mich, und sein Mund öffnete sich, als wollte er schreien, und gab den blutlosen Stumpf einer Zunge frei. Seine Zähne klickten gegeneinander. Unterhalb des Halses zuckte etwas Langes und Weißes im Dreck seine Wirbelsäule, das Einzige, das noch mit dem Kopf verbunden war.
    Ich rannte aus dem Raum, schneller, als ich im ganzen Leben vor etwas weggerannt war. Draußen im Tunnel lehnte ich mich an die Wand, rieb mir übers Gesicht und versuchte das Bild aus meinem Gedächtnis zu verbannen. Natürlich gelang es mir nicht ebenso wenig, wie ich mein Hirn davon abhalten konnte, der Bedeutung des Bildes nachzugehen. Ich hätte wissen müssen, dass er noch am Leben war. Er war ein Geist. Geister können nicht sterben. Erst jetzt wurde mir das Entsetzliche dieser Tatsache klar. Wenn man nicht sterben konnte, aber nach wie vor Schmerz empfand, dann konnte man in Stücke gerissen werden und trotzdem noch leben.
    Mit einem Knurren zwang ich das Bild aus meinen Gedanken. Ich musste mich darauf konzentrieren, versteckt und in Sicherheit zu bleiben, nicht darauf, was sie mir antun konnten, wenn es mir nicht gelang.
    Ein Geräusch unterbrach meine Überlegungen. Noch während ich zu der Türöffnung zurücksah, wusste ich, dass es nicht von dort gekommen war. Das Geräusch wiederholte sich, ein dumpfer Aufschlag. Dann eine Art scharfes Flüstern, als würde etwas durch den Dreck gezerrt. Noch ein Aufschlag und noch ein Zerrgeräusch.
    Ohne nachzudenken, schoss ich um die Ecke und zurück in den Raum. Das Geräusch draußen kam näher. Zeit für einen Tarn. . . Scheiße! Die Lichtkugel. Ich löschte sie und sprach meine Tarnformel.

    Während ich die Beschwörung murmelte, spürte ich, wie das Ding mich beobachtete. Beobachtete es mich? Konnte es noch denken, empfinden, war es ein vollständiges Bewusstsein, gefangen in
    Himmeldonnerwetter! Der zerteilte Typ war ein gottverdammter Psychopath, sonst wäre er nicht hier unten. Aber es war gar nicht er, um den ich mir Gedanken machte, es war das, was er für mich bedeuten konnte. Als die Parzen gesagt hatten, ich würde mich in Gefahr begeben, wäre ich nicht im Leben auf den Gedanken gekommen
    Denk nicht dran. Schalt das ab und konzentrier dich.
    Das Geräusch war jetzt nah genug, dass ich noch etwas anderes hören konnte ein leises, wortloses Gemurmel. Eine Gestalt ging draußen vorbei. Es war so finster, dass ich kaum etwas erkannte, aber es war eine menschliche Gestalt, ein wuchtiger Klotz von einem Mann, der ein Bein nachzog.
    Er war fast an der Öffnung vorbei, als er innehielt; sein Kopf fuhr so schnell herum, dass ich fast zurückgefahren wäre und meinen Tarnzauber ruiniert hätte. Sein Gesicht hing dort wie ein dünner, heller Fleck in der Dunkelheit. Er schnüffelte, als versuchte er etwas zu wittern. Ein leises Brabbeln, irgendein unverständliches Kauderwelsch, dann ging er in die Hocke und schien den Boden zu mustern. Er strich mit den Fingern durch den Dreck, kicherte und schob sich in der Hocke vorwärts
    meinen Fußspuren nach.
    Ich bewegte mich nicht, aber meine Gedanken jagten. Würde mein Bindezauber funktionieren? War ich schneller als er?
    Und wohin sollte ich rennen? Ich hatte mich selbst eingesperrt.
    Aber es musste ja noch einen anderen Eingang geben den, durch den er hereingekommen war. Aber sobald ich das dachte, wusste ich, dass er nirgendwo hereingekommen war. Wenn er in dieser Dunkelheit meine Fußabdrücke sah, dann bedeutete das, dass seine Augen sich an die fast vollständige Schwärze angepasst haben mussten. Und das wiederum bedeutete, dass er nicht erst seit ein paar Minuten hier drin war.
    Es waren nicht die Männer im Dorf

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