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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Startlinie stand, vor einer Zuschauermenge, zu der meine Mutter und alle Ältesten des Hexenzirkels gehörten. Ich begab mich in Position und wartete auf den Startschuss, dann warf ich mich nach vorn . . . und mein Schnürsenkel verfing sich im Block. Ich landete platt auf dem Bauch. Und das war so ziemlich die Art, wie ich mich im Moment fühlte. Mein erster wirklicher Job in der Geisterwelt, und ich schluckte gleich an der Startlinie Staub. Das Schlimmste daran war, dass mein Fehler nicht zu entschuldigen war
    wie wenn man vergisst, seinen Laufschuh zuzubinden. Dieser ErdspukRausschmeißer hatte unverkennbar gemerkt, dass ich ein Geist war; deshalb hatte er mir den Weg versperrt. Woher hatte er das wissen können? Ich hatte sorgfältig darauf geachtet, durch nichts hindurchzugehen. Und warum hatte ich nicht gemerkt, was er war? Grundlegende Fähigkeiten im Jenseits. Es war Zeit, mir einzugestehen, dass ich Unterstützung brauchte.
    Mein Haus lag in der historischen Altstadt von Savannah. Vor der Geburt meiner Tochter hatte ich die paranormale Welt nach Quellen größerer Macht abgesucht, und dabei war ich mehrmals nach Savannah gekommen. Die Stadt hatte mir gefallen.
    Savannah war die Verkörperung des kultivierten, altmodischen Südstaatencharmes, und in mir steckte kein Gramm Kultiviertheit oder altmodischer Charme, was mir nur recht war. Aber irgendetwas an dieser Stadt schien zu mir zu sprechen, so sehr, dass ich meine Tochter nach ihr benannte. Und nach meinem Tod, als ich mir den Wohnort aussuchen konnte, wählte ich Savannah.

    Mein Haus war eine Stadtvilla aus der Vorkriegszeit mit zwei Stockwerken und Veranden auf dünnen, mit Efeu umrankten Säulen. Ein schmiedeeiserner Zaun umgab den winzigen Vorgarten, der so mit Palmen, Farnen und Rhododendren bewachsen war, dass ich dort noch nie einen Grashalm gesehen hatte.
    Kristof sagt, es sei das Haus einer Südstaatenschönheit, und lacht jedes Mal dabei. Wenn er mich damit aufzieht, brauche ich ihn nur daran zu erinnern, wohin es ihn verschlagen hat. Da haben wir einen Mann, der sein Leben in Penthousewohnungen mit ein paar hundert Quadratmeter Wohnfläche verbracht hat, jede nur denkbare moderne Annehmlichkeit in Reichweite und Schwärme von Angestellten, die diese Annehmlichkeiten für ihn bedienen, wenn ihm besagte Reichweite einmal nicht nah genug sein sollte. Und wo hat er das Jenseits zu verbringen beschlossen? Auf einem Boot. Nicht einer dreißig Meter langen Luxusyacht, sondern einem winzigen Hausboot, das knarrt, als würde es gleich auseinanderbrechen.
    Aber im Moment war Kris sicherlich nicht auf seinem Hausboot. Er würde vielmehr da sein, wo er fast jeden Abend der letzten zweieinhalb Jahre verbracht hatte. In meinem Haus. Er hatte sich das Vorbeikommen angewöhnt, sobald er gemerkt hatte, dass wir uns in derselben Dimension befanden. Nicht einmal eine Woche nach seinem Tod war er auf meiner Türschwelle aufgetaucht, war hereingekommen und hatte es sich bei mir gemütlich gemacht, ganz so, wie er es dreizehn Jahre zuvor in meiner Wohnung getan hatte.
    Ich hatte zunächst nicht gewusst, was ich davon halten sollte, hatte es auf den Sterbeschock geschoben und hatte ihm in aller Höflichkeit erklärt, dass ich das nicht für eine sonderlich gute Idee hielt. Er ignorierte mich. Und blieb dabei, mich zu ignorieren, auch als ich zu weniger höflichen Formen der Zurückweisung überging. Nach einem Jahr machte ich mir nicht mehr die Mühe, mit etwas Nachdrücklicherem als einem tiefen Seufzer zu reagieren, und er wusste, dass er gewonnen hatte.
    Inzwischen rechnete ich damit, ihn dort zu sehen ich freute mich sogar darauf.
    Als ich durch das vordere Fenster ins Innere spähte, sah ich eine Sekunde lang exakt das, was ich zu sehen erwartet hatte.
    Kristof saß in seinem üblichen Sessel vor einem knisternden Kaminfeuer, hatte sich einen SingleMaltScotch eingegossen und amüsierte sich mit seiner Abendlektüre, einem Comicband oder einer alten Ausgabe von Mad. Dann zerstob das Bild, und was ich sah, waren ein leerer Kamin, ein leerer Sessel und eine Karaffe, in der der Stöpsel steckte.
    Ich versuchte eine Welle der Panik zurückzudrängen. Kris war immer hier, verlässlich wie die Gezeiten. Na ja, außer am Donnerstag, aber das lag daran, dass wir an den Donnerstagen
    Mist! Heute war Donnerstag, oder?
    Ich sprach eine Reiseformel, und mein Haus verschwand.
    Ein Schwall kalter Luft schlug mir entgegen. Die lähmende Kälte des Zementbodens kroch durch die

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