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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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demnächst sowieso wieder dort.«
    Kris hob einen behandschuhten Mittelfinger in seine Richtung.
    »Er hat recht«, sagte ich, während ich das warme Gefühl abschüttelte und zurücktrat. »Zeit zu spielen, nicht zu reden.
    Ich wollte bloß sagen, dass es mir leidtut, dass ich so spät dran bin. Ich hatte zu tun, und ich hab’s komplett vergessen.«
    Ein leiser Seufzer, als das Grinsen verblasste. »Was hat Savannah jetzt wieder gebraucht?«
    »Sav. . . ?«
    Über den Tagen, die ich in dem zeitverlangsamten Thronsaal und in dieser Höllendimension verbracht hatte, hatte ich vergessen, dass in Wirklichkeit nur ein paar Stunden vergangen waren, seit ich Kristof das letzte Mal gesehen hatte.
    »Nein, es geht nicht um Savannah«, sagte ich. »Die Parzen haben mir einen Job verschafft. Anscheinend bist du nicht der Einzige, der meint, ich bräuchte was zu tun.«
    »Die Parzen? Was «

    Ein Ruf von einem seiner Mannschaftskameraden unterbrach ihn. Er winkte zurück, um ihnen zu sagen, dass er gleich kommen würde.
    »Geh schon«, sagte ich. »Ich kann’s dir später erzählen.«
    »Von wegen. Du schmeißt mir nicht diesen Brocken hin und rennst dann weg. Bleib, wo du bist.«
    Er glitt auf seinen Kufen zurück zu seinen Kumpels, und ein paar Minuten später hatte er die Schlittschuhe ausgezogen und steckte er wieder in Straßenkleidung. Wir gingen hinaus, um zu reden.
    »Kopfgeldjagd für die Parzen also, ja?«, fragte er, während wir uns auf ein Paar Schaukeln vor der Eishalle setzten. »Na ja, wenn es dich davon abhält, wie besessen « Er verschluckte den Rest des Satzes. »Wenn du wissen willst, wie man mit Heimsuchern fertig wird, bist du an der richtigen Adresse.«
    »Du hast das schon mal gemacht?«
    »Überrascht dich das?«
    Ich lachte. »Eigentlich nicht.«
    »Hab’s mal ausprobiert. Ich weiß nicht, was so toll daran sein soll. Ein Hobby für Feiglinge und Typen, die gern Machtspielchen spielen. Aber ich habe genug mitgekriegt, um dir bei diesem Kerl helfen zu können. Als Erstes müssen wir dir beibringen, wie du an den Erdspukern vorbeikommst, ohne dass sie dich gleich als Geist erkennen.« Er sprang von der Schaukel, kam ungeschickt auf, fing sich aber, bevor er das Gleichgewicht verlor. »Geisterlektion Nummer eins.«
    »Du brauchst nicht «
    »Weiß ich.«
    Seine Finger schlossen sich um meine, und wir verschwanden.

    Im Inneren der Eishalle wechselten wir zurück in die Welt der Lebenden. Auf der anderen Seite der Plexiglasscheibe torkelte eine Gruppe von Vorschulkindern auf winzigen Schlittschuhen vorbei. Die Kinder steckten in Skianzügen, in denen sie so breit wie hoch aussahen, und sie wippten und schwankten wie eine Herde betrunkener Pinguine, als sie versuchten, die paar Meter Eisfläche zwischen ihnen und der Lehrerin zu überqueren. Ein kleines Mädchen in der Mitte der Gruppe stolperte und brachte noch ein paar Mitschüler zu Fall. Geschrei brandete auf, und eine Gruppe von Eltern kam angestürzt, woraufhin ein paar Kinder am Rand der Gruppe ebenfalls hinzufallen beschlossen, um auch etwas von dem Mitleid abzubekommen.
    »Du musst Sean und Bryce beigebracht haben, wie « Ich brach ab, als mir auffiel, dass ich allein war. »Kris?«

»Eve!«
    Kristof rutschte auf die Mitte der Eisfläche hinaus, die Arme über dem Kopf, und drehte in Straßenschuhen eine Pirouette.
    Ich verschluckte ein Lachen.
    »Test Nummer eins«, schrie er zu mir herüber. »Woran merkst du, dass ich ein Geist bin?«
    »Daran, dass du in Trotteurs und einem Golfhemd mitten auf der Eisbahn stehst, und keiner brüllt: ›Hey, kann einer den Trottel da vom Eis holen?‹ «
    Er grinste und kam auf den Schuhsohlen zu mir herübergerutscht. Als er den Eingang erreichte, packte er die Kante mit beiden Händen und sprang. Fünfzehn Jahre zuvor wäre er mühelos darüber hinweggesegelt, in voller Hockeyausrüstung.
    Heute, okay . . .
    »Na, aber immerhin bist du drübergekommen«, sagte ich, als er aufstand.

    »Weißt du, ich will ja nicht meckern«, sagte er, während er sich etwas unsichtbaren Dreck von der Hose klopfte. »Die Parzen nehmen einem diese ganzen kleinen Beschwerden und Alterserscheinungen, und das ist toll, aber würde es sie umbringen, einem auch ein bisschen Beweglichkeit zurückzugeben?«
    Ich schwang ein Bein hoch und legte den Fuß auf die Bande.
    »Kann mich nicht beklagen.«
    Ein gespieltes Stirnrunzeln. »Angeber sind unbeliebt, Eve.
    Und ich könnte jetzt darauf hinweisen, dass ich, wenn ich mit

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