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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Bruder schnaubte. »Zwei Koffer für einen Wochenendbesuch, man sollte meinen, sie zöge wieder zu uns.«
    Der junge Mann wollte zu den Koffern hinübergehen, aber Samuel hob die Hand.
    »Da kommt ein ziemlich komischer Geruch raus, Ma’am.«
    Die blauen Augen der Frau weiteten sich. »Wirklich?«
    »Und wie«, sagte ihr Bruder naserümpfend. »Und irgendwas sickert da unten durch. Himmelherrgott, Jo, was hast du eigentlich da drin?«

    Bevor sie antworten konnte, trat Samuel an die Koffer heran.
    Er griff nach dem Klappverschluss und stellte fest, dass der Koffer abgeschlossen war.
    »Ma’am? Ich muss Sie bitten, die hier aufzumachen.« Jolynn starrte den Gepäckprüfer an, als habe sie ihn nicht verstanden.
    Victoria? Was soll ich jetzt machen?
    Sie wartete, aber ihre Freundin antwortete nicht. Sie musste sich einen Plan überlegt haben. Während Ricky und der Bahnangestellte warteten, wühlte Jolynn in ihrer Handtasche herum und tat so, als suchte sie nach den Schlüsseln.
    Victoria?
    »Ma’am, ich brauche die «
    »Warten Sie«, schnappte sie. »Ich suche gerade danach.«
    Victoria? Bitte, bitte, bitte. Wir haben ein Problem.
    Nichts.
    Victoria!
    Der Name hallte durch die Leere ihres Gehirns.

    10
    sie beförderte uns beide zurück in Janahs Zimmer,wo ich wartete, während er mit Janah redete in einer Sprache, die wohl ihre eigene sein musste. Sie beruhigte sich irgendwann, was vermutlich mehr an seinem Tonfall als an den Worten lag. Trsiel verfügte über zwei Stimmlagen. Die eine davon, wahrscheinlich seine natürliche Stimme, hätte den Verkehr zum Stehen gebracht. Man hörte sie und hielt inne mit dem, was man gerade tat, einfach, um zuzuhören, und man hätte zugehört, solange er redete, ohne ein Wort zu verstehen.
    Das war die Stimme, mit der er mich angesprochen hatte, und jetzt verwendete er sie, um Janah zu besänftigen. Aber wenn er zu seiner Version des Gesprächstons überging, hatte er eine normalere Stimme sie wäre immer noch der Traum jedes DJ gewesen, war aber nicht so betörend, dass man nicht mehr mitbekommen hätte, wovon er eigentlich sprach.
    Irgendwann ging er in meinem Interesse zum Englischen über. Er erklärte meine Aufgabe, und mit jedem Wort wurde Janahs Blick klarer, als ihr Geist sich der Sache annahm. Dann sah sie sich nach mir um, und ihre Augen wurden schmal.
    »Die wollen sie hinter ihr herschicken?« Sie schnaubte. »Und dann nennen sie mich verrückt.«
    Ich setzte zu einer Retourkutsche an, aber Trsiel schnitt mir das Wort ab.
    »Die Parzen wissen, was sie tun«, sagte er.
    »Nein, tun sie nicht. Sie wird versagen.«
    »Vielleicht, aber «
    »Sie wird versagen. Kein ›vielleicht‹. Dies ist eine Aufgabe für einen Engel, und sie ist kein Engel.«
    »Noch nicht.«
    »Noch nicht was?« fragte ich.
    »Das hier ist ihre Antrittsqueste?« Janah sprang auf. »Das ist nicht das kann nicht Narren!«
    Trsiel versuchte sie zu beruhigen, aber sie stürzte sich so schnell auf ihn, dass sie vor meinen Augen zu einem verschwommenen Fleck wurde. Trsiel rührte sich nicht. Sie blieb stehen, als sie nur noch Zentimeter von ihm entfernt war, und richtete sich zu ihrer vollen Größe auf. Damit reichte sie ihm eben bis zur Brust, was sie nicht davon abhielt, eine Tirade von Unfreundlichkeiten herunterzurasseln jedenfalls schloss ich das aus ihrem Tonfall, denn sie war wieder in ihre eigene Sprache zurückgefallen. Trsiel legte ihr die Hände auf die Arme, aber sie schüttelte ihn ab und stelzte zum Fenster zurück.
    »Ohne die Gabe wird sie versagen«, sagte Janah. »Bittet mich nicht, sie ins Verderben zu schicken. Ich werde es nicht tun.« Sie ließ sich mit einem Plumps auf den Fußboden fallen, zog die Knie an und drehte den Kopf zum Fenster. Noch vom anderen Ende des Raums her konnte ich sehen, wie ihr Blick leer wurde, als ihr Geist sich zurückzog.
    Trsiel legte mir die Hand auf den Unterarm, und wir verschwanden aus Janahs Zimmer.
    Trsiel brachte mich nicht zurück in das Foyer, sondern in eine Art Wartebereich, der bis auf zwei weiße Sessel leer war.
    »Sie hat recht«, sagte er, während er sich in einen davon fallen ließ. »Ohne die Gabe kannst du das nicht erledigen.«

    »Welche Gabe?«
    Er winkte mich zu dem zweiten Sessel, aber ich schüttelte den Kopf.
    »Welche Gabe?«, wiederholte ich.
    »Die Macht eines Engels. Die Reinblütigen besitzen sie. Die anderen erhalten sie, wenn sie aufsteigen. Die Parzen müssen wissen, dass du sie für dies hier bräuchtest, was können

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