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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Aufspüren. Ich war nach der Hexe geschickt worden, in deren Geist sie als Erstes wohnte.«
    »Und das zweite Mal?«
    »Hm?«
    »Du hast gesagt, du hättest ein paarmal mit ihr zu tun gehabt.«
    Er zögerte. »Stimmt. Aber da gibt es nicht viel zu erzählen.«
    Er stand auf. »Ich werde dich jetzt arbeiten lassen. Wenn du etwas brauchst, pfeif einfach.«
    »Sie können doch pfeifen, oder nicht?«, fragte ich in meiner besten LaurenBacallStimme.
    Einen Moment später hätte ich mich vor den Kopf schlagen können, weil ich es bei einem Engel mit einem Filmzitat versuchte. Aber Trsiel lächelte.
    »Bogie und Bacall«, sagte er. »Haben und Nichthaben.«
    »Sehr gut. Und als er gestorben ist, hat sie ihm eine goldene Pfeife in den Sarg gelegt, auf der stand ›Wenn Sie mich brauchen pfeifen Sie‹.«
    Einer seiner Mundwinkel zuckte, womit aus dem Lächeln ein schiefes Grinsen wurde. »Das habe ich nicht gewusst.«
    »Na, jetzt weißt du es«, sagte ich. »Wenn ich dich also brauche . . . « Ich grinste. »Mache ich den Mund spitz und . . . pfeife.«
    Was ich daraufhin tat. Machte den Mund spitz, pfiff und verschwand. Nicht mal die Bacall hätte mit diesem Abgang mithalten können.

    12
    I nzwischen war es fast zwei Uhrmorgens, also deutlich außerhalb der nekromantischen Sprechzeiten. Es wurde Zeit für meinen lang aufgeschobenen Besuch bei Savannah. Ich machte einen Abstecher nach Portland, wo ich sie schlafend antraf. Im Erdgeschoss hörte ich Paige und Lucas reden, irgendetwas von einem neuen Fall, einer Ungerechtigkeit, die behoben werden musste. Und wenn irgendwer mir seinerzeit erzählt hätte, dass ich einmal das Gleiche tun würde, hätte ich mir vor Lachen in die Hose gemacht.
    Ich blieb eine Minute bei meiner Tochter sitzen und bekam Fetzen der leidenschaftlichen Diskussion im Wohnzimmer mit, dann küsste ich Savannah auf die Stirn und ging.
    Mein erster Gedanke war, Kristof aufzutreiben und mir anzuhören, was er zu der ganzen Sache zu sagen hatte. Aber nachdem ich bei einem seiner Kinder vorbeigeschaut hatte, würde ich es jetzt auch noch bei den anderen tun. Kris selbst beschränkte sich auf einen Besuch im Monat; er war der Ansicht, es sei besser so. Ich war selbstverständlich anderer Meinung, aber ich versuchte seinen Standpunkt zu verstehen und erledigte seinen Teil noch mit.
    Kris’ jüngerer Sohn Bryce schlief in der Villa seines Großvaters in Kalifornien. Er hätte am College sein sollen, aber er hatte das Studium letztes Jahr abgebrochen. Kristofs Tod hatte sich auf unterschiedliche Art auf seine Söhne ausgewirkt, vielleicht auch anders, als man hätte erwarten können.
    Bryce war immer das schwierigere Kind gewesen; er hatte sich schon vor der Teenagerzeit von seinem Vater zu lösen begonnen, und Kris hatte diese Rebellion akzeptiert und war trotzdem immer für seinen Sohn da gewesen. Bei Kris’ Tod war Bryce Musikstudent im ersten Jahr gewesen nachdem er erklärt hatte, er habe keinerlei Absicht, seinem Vater in das Familienunternehmen zu folgen. Danach allerdings hatte er das Studium abgebrochen und in Teilzeit für die Kabale zu arbeiten begonnen. Jetzt war er Assistant Vice President, lebte bei seinem Großvater, dem Hauptgeschäftsführer, und würde im Herbst an die Universität zurückkehren aber nicht zum Musikstudium nach Berkeley, sondern zur Politikwissenschaft an die Harvard University und danach an die juristische Fakultät die Laufbahn, die auch Kris damals eingeschlagen hatte.
    Als Nächstes ging ich nach New York, wo Sean gerade sein Managementstudium absolvierte. Er teilte sich eine Wohnung mit seinem Cousin Austin, aber nur Austin war da; er saß vor dem Fernseher und sah CNN. Ich wollte gerade wieder gehen, als die Wohnungstür sich öffnete, so langsam, dass ich zuerst glaubte, mir etwas einzubilden, und Sean um die Tür herumspähte.
    Ich musste jedes Mal lächeln, wenn ich ihn sah. Er erinnerte mich so sehr an Kris zu der Zeit, als wir uns kennengelernt hatten, groß, hager und breitschultrig, mit dichtem blondem Haar und großen, umwerfend blauen Augen. Den hageren Körperbau hatte Kris seither eingebüßt und die Hälfte seiner Haare ebenfalls, aber die Ähnlichkeit war immer noch unverkennbar. Ihre Persönlichkeit dagegen hätte nicht unterschiedlicher sein können aber Sean teilte die Wertvorstellungen seines Vaters. Er war der einzige Nast, der sich die Mühe gemacht hatte, Savannah kennenzulernen und nicht nur das, er war zu einem Teil ihres Lebens geworden, trotz der

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