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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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wird etwas ändern. Bald werden die Blinden sehen.
    Selbst dieser arrogante Junge wird verstehen.«
    Die Nixe fragte nicht, wer der arrogante Junge war sie hatte keine Lust, sich einen weiteren Monolog über die Unfähigkeit von Eliot Ness anzuhören, über den neuen jungen Polizeichef, der gerade mit den Spielhöllen und Mafiabanden aufräumte, gegen den umgehenden Serienmörder aber machtlos zu sein schien.
    »Sechs enthauptete Opfer«, wütete Agnes. »Aber sehen sie eine Verbindung? Oha, wir scheinen eine Welle von Enthauptungen in der Stadt zu haben!«
    »Allmählich merken sie etwas«, sagte die Nixe. »Artikel in jeder großen Zeitung. Die Angst breitet sich aus.«
    »Und wird sich weiter ausbreiten. Eine Welle der Angst soll die Stadt reinigen.«
    Die Nixe lächelte. Immerhin schon besser.

    »Der Zorn Gottes soll über sie kommen «
    »Agnes? Es wird bald hell.«
    »Oh?« Agnes sah zum Himmel auf. »Ja, richtig. Danke.«
    Die Nixe verlieh Agnes die Kraft, die Leiche des Landstreichers in zwei Hälften zu teilen.
    »Darf ich einen Vorschlag machen?«
    Ein abruptes Nicken, als Agnes die Beine abzusägen begann.
    »Wirf die Teile in den Fluss. Irgendjemand wird sie treiben sehen. Aber versteck den Kopf.« Sie überlegte. »Und die Hände auch. Dann werden sie den Fluss absuchen müssen, und das wird Aufmerksamkeit erregen.«
    Agnes hielt inne und starrte in die Nacht hinaus; dann nickte sie. »Ja, das werde ich tun. Danke.«
    »Ich helfe gern.«
    Der wahnsinnige Schlächter von Kingsbury Run. Agnes hasste den Namen, den die Presse ihr gegeben hatte. Die Nixe stimmte zu er war wirklich etwas krude. Wahnsinnig? Ja. Aber Schlächter das ging zu weit. Agnes hatte eine medizinische Ausbildung; spätestens bei der Autopsie hätten sie das merken müssen.
    Tatsächlich hatten mehrere Leute spekuliert, dass der Mörder Mediziner war, aber die Öffentlichkeit zog die Vorstellung von einem rasenden Fanatiker mit blutigem Hackebeil vor. Und wenn ihnen das mehr Angst machte, würde die Nixe sich nicht beschweren.
    Wenn sie durch Agnes’ Krankenhaus gingen, schwelgte die Nixe in den Angstgefühlen, die in der Luft hingen. In einer Ecke flüsterten zwei Wohnsitzlose etwas von einem Schatten, den sie aus der Erde hatten aufsteigen sehen, das Fleischermesser in der Hand. Zwei jüngere Männer in Arbeitsstiefeln tauschten
    »geheime« Details über die Verstümmelungen aus und versuchten sich gegenseitig zu überbieten, während eine junge Mutter ihren Kindern die Ohren zuhielt, ihre Augen waren dunkel vor Furcht.
    Agnes selbst merkte nichts von dem Chaos, das sie verursachte, sie dachte nur an ihre Aufgaben. Heilte die Leute am Tag, ermordete sie in der Nacht. Natürlich wäre es noch besser gewesen, wenn Agnes das Ironische der Angelegenheit hätte sehen können, statt das Töten mit der Begeisterung eines Fabrikarbeiters zu erledigen, der eine ZwölfStundenSchicht einlegen muss. Die Nixe hatte gehofft, sie bekehren zu können, ihr etwas von der Freude an Tod und Kummer und Chaos zu vermitteln, aber inzwischen wusste sie, es würde nicht dazu kommen.
    Wenn sie weiter drängte, würde sie zum ersten Mal von einer lebenden Partnerin verstoßen werden. Und das würde sie nicht riskieren dafür waren hier noch zu viele Schwelgereien zu erwarten.
    Agnes suchte gerade nach ihrem dreizehnten Opfer jedenfalls hoffte die Nixe dies. Man hatte den enthaupteten Mann und die Frau schließlich doch noch gefunden, die Leichen, die Agnes in der East Ninth Street hinterlassen hatte, und zum ersten Mal herrschte wirkliche Panik in der Stadt. Für die Nixe war offensichtlich, was Agnes jetzt tun sollte. Wieder zuschlagen, den nächsten Mord noch entsetzlicher gestalten. Aber Agnes sah die Dinge anders. Jetzt, nachdem man aufmerksam geworden war, wollte sie abwarten, ob die Stadt ihre Botschaft verstanden hatte. Sie hatten sich seit zwei Tagen über die Frage gestritten, und schließlich hatte die Nixe Agnes zu diesem Spaziergang überreden können.

    Als sie die Straße entlanggingen, sah die Nixe eine Gestalt durch den Schatten gleiten.
    »Da drüben«, sagte sie. »Links. Was ist das?«
    Agnes’ Blick flog so schnell hinüber, dass die Nixe noch ein Flackern auffing.
    Seit zwei Tagen hatte sie Agnes jetzt erklärt, dass jemand sie verfolgte. Der Verfolger hielt sich im Schatten, aber die Nixe hatte festgestellt, dass er selbst keinen Schatten warf, und das konnte nur eins bedeuten er war ein Geist. Wahrscheinlich ein Engel. Sie hatte schon

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