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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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einmal mit einem zu tun gehabt und war ohne weiteres mit ihm fertig geworden, aber sie war nicht dumm genug, die Bedrohung zu ignorieren.
    Es war ein Engel gewesen, der sie seinerzeit in diese paranormale Höllendimension geschleudert hatte, in der sie zwei Jahrhunderte verbracht hatte. Es konnte wieder geschehen. Als QuasiDämonin war sie für die verdammten Richterschwerter unverletzlich gewesen, aber seit sie einmal menschliche Gestalt angenommen hatte, hatte sie diesen Schutz verloren.
    Agnes hatte ihre Warnungen mit einem Gleichmut abgetan, der die Nixe mit wortloser Rage erfüllte. Solange es dem Verfolger nicht um sie selbst ging, interessierte er Agnes nicht. Die Nixe sah ihre Vermutung bestätigt, dass sie für Agnes nicht mehr sonderlich wichtig war.
    Agnes suchte sich einen Weg eine mit Müll übersäte Straße hinunter, als sie stehen blieb und die Luft einsog.
    »Rauch«, murmelte die Nixe. »Irgendwas brennt hier.«
    Agnes rannte stolpernd weiter. Als sie um die nächste Ecke bogen, wurde der Himmel orange. In der Ferne stiegen Flammen in den Nachthimmel.
    »Nein«, flüsterte Agnes. »Nein.«

    Sie stürzte weiter. Hobotown stand in Flammen. Feuerwehrautos waren bereits ringsum aufgestellt, doch die Feuerwehrmänner standen einfach da, lehnten sich auf ihre Schaufeln, saßen auf umgedrehten Eimern und sahen zu, wie die Barackenstadt brannte.
    Die Nixe horchte auf die Schreie der Sterbenden. Es gab doch nichts Besseres, als lebendig zu verbrennen. Aber sie konnte nichts als die Rufe und das Lachen der Polizisten und Feuerwehrleute ausmachen. Irgendwann fing sie schließlich einen willkommenen Laut auf ein Schluchzen. Dort hinten wurden Männer in eine Reihe von Polizeitransportern verfrachtet.
    Während sie noch hinübersah, kam ein junger Mann in einem langen Mantel hinter der Reihe von Autos hervor. Eliot Ness
    die Nixe kannte ihn von den Zeitungsartikeln, über denen Agnes brütete.
    »Abfackeln bis auf die Grundmauern«, sagte er. »Wenn sie keinen Ort zum Zurückkommen mehr haben, ist das Problem gelöst.«
    »Nein«, flüsterte Agnes.
    Sie taumelte. Die Nixe spürte einen scharfen Schmerz. Agnes krallte die Hände in die Brust, keuchte und sank zu Boden.
    »Nein!«, rief die Nixe. »Steh auf!«
    Agnes lag auf dem Rücken, ihr Mund öffnete und schloss sich, ihre Augen waren aufgerissen, sahen aber nichts mehr.
    Die Nixe heulte auf vor Frustration, während ihr Geist sich bereits von Agnes zu lösen begann. Aber sie konnte sich nicht endgültig losreißen. Agnes starb, und die Nixe war gefangen, an Agnes’ irdische Gestalt gebunden. Sie kämpfte, und dann trat eine Gestalt durch die Wand des Gebäudes neben ihnen.
    Ein dunkler, attraktiver Mann.

    »Nein!«, kreischte sie. »Ich gehe nicht!«
    Der Mann blieb stehen, legte den Kopf zur Seite, studierte ihr Gesicht. Als sie ihm in die Augen sah, wurde ihr schlagartig klar, dass er kein Engel war.
    Er kam näher und ging neben ihrer Geistgestalt in die Hocke.
    »Du scheinst ein Problem zu haben, meine Schöne«, sagte er auf Bulgarisch.
    Die Nixe fauchte und versuchte sich frei zu winden.
    »Ich bin geschickt worden, um dich einzufangen«, sagte er.
    »Und man hat mir eine schöne Belohnung versprochen. Ich brauche nichts weiter zu tun, als den Engel zu rufen, mit dem ich zusammenarbeite, und es ist vorbei.« Er lächelte. »Es sei denn, du kannst mir ein besseres Angebot machen.« Er setzte sich ganz auf den Boden. »Sie scheint zum Sterben eine ganze Weile zu brauchen. Sollen wir uns währenddessen über meine Bedingungen unterhalten?«

    16
    I ch verspürte einen Stich von schlechtem Gewissen, weil ich das Gefängnis verlassen hatte, ohne mich von dem kleinen Jungen zu verabschieden. Jetzt war es zu spät, aber ich würde zurückkommen, wenn alles erledigt war.
    Ich traf Kristof bei mir zu Hause an und erzählte ihm, was passiert war.
    »Warum bringt man sie nicht einfach um?«, fragte er, als mein Bericht zu Ende war.
    Ich warf die Hände in die Luft. »Genau! Wieso ist das anderen Leuten eigentlich nicht so klar wie uns?«
    Er legte die Füße auf die Ottomane, eine Haaresbreite von meinen entfernt. »Diese Janah hat gesagt, du sollst die letzte Partnerin finden. Ist das die Einzige, die dir nützen kann?«
    »Nein, ich glaube, das war bloß, weil sie am einfachsten zu finden ist. Bei den anderen weiß ich nicht mal, ob sie noch am Leben . . . « Mein Kopf fuhr hoch, unsere Augen trafen sich.
    »Ich verstehe. Ich könnte mir auch eine suchen,

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