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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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die schon übergetreten ist, und herausfinden, ob sie jetzt, nach ihrem Tod, noch eine Verbindung zu der Nixe hat. Dazu muss ich mit den Parzen reden, mir einen Besucherausweis für die entsprechende Höllendimension geben lassen . . . « Ich sah ihn an. »Willst du mitkommen?«
    Er lächelte. »Ich dachte schon, du würdest nie fragen.«

    Die Parzen schlugen meine Bitte um einen Besucherpass kurzerhand ab, versprachen aber immerhin, mir eine verlässliche Kontaktperson zu besorgen. Das allerdings würde eine Weile dauern, und so lange würde ich mich gedulden müssen.
    Und damit schickten sie uns nach Hause.
    Als wir in meinen altmodischen Korbschaukelstühlen auf der Veranda saßen, sagte ich zu Kris: »Die Parzen und Trsiel glauben, es ginge hier einfach darum, Spuren nachzugehen.
    Aber wenn man seine Beute fangen will, muss man sie verstehen.«
    »Du willst die Nixe besser verstehen lernen?«
    »Genau. Ich will mit jemandem reden nicht mit einer Partnerin, sondern mit jemandem, der sonst noch da war und gesehen hat, was passiert ist. Jemand, der bereit ist, mit mir zu reden. Einem Opfer vielleicht . . . «
    »Aber außer in Filmen verraten die wenigsten Killer ihrem Opfer ihre Beweggründe. Die Frauen, die die Parzen dir gezeigt haben, hatten beide männliche Partner. Der Erste davon ist noch am Leben, der andere ist vor etwa zehn Jahren im Gefängnis gestorben. Nach dem, was ich noch weiß, haben er und seine Frau nicht gerade ein Bild der ehelichen Harmonie geboten. Nachdem sein Urteil verlesen worden war, mussten sie ihn rausschleifen, während er sie verfluchte.«
    Ich grinste. »Vielleicht hätte er also gar nichts dagegen, sich mit ein paar unschmeichelhaften Geschichten zu revanchieren?«
    »Hoffen wir’s.«
    Jaime hob ihre Augenmaske an, um mich zu mustern. »Der erste freie Abend seit zwei Wochen, und du willst, dass ich ihn auf einem Friedhof fünfhundert Meilen von hier entfernt verbringe?«
    Ich ließ mich in den Sessel fallen und zog die Füße hoch.
    »Lassen wir den Besuch dort also, machen wir die Fernversion des Rituals.«
    »Du meinst die, die meine Kräfte für eine Woche erschöpfen und mich drei Tage völlig lahmlegen wird? Selbst wenn ich dazu Lust hätte was ich nicht habe , die Fernversion funktioniert nicht bei Leuten, die nicht in einer normalen Jenseitsdimension stecken.«
    »Na ja, es gibt ja noch eine Alternative.«
    »Gut.«
    »Wir könnten den Geist von Amanda Sullivans fünfjähriger Tochter kontaktieren, sie fragen, ob sie an Mommy irgendwas Merkwürdiges bemerkt hat, bevor sie ertränkt wurde.«
    Jaime stierte mich wütend an, dann nahm sie die Maske ab und schleuderte sie quer durchs Zimmer. »Ich gehe packen.«
    Ich brauchte selbst etwa zwei Stunden, um den Friedhof zu erreichen ich teleportierte mich so nahe heran, wie ich konnte, und legte den Rest der Strecke zu Fuß zurück. Während ich dort auf Jaime wartete, brachte ich eine Markierung an und sah rasch in Portland bei Savannah vorbei. Sie war in der Schule und brütete über einer Mathematikarbeit. Mathe war noch nie ihr bestes Fach gewesen, und ich hing eine Weile herum und versuchte ihr die Antworten telepathisch zu übermitteln, aber es ist leider eine Tatsache, dass Mathe auch mein bestes Fach nicht war. Hätte ich Erfolg gehabt, hätte ich ihr wahrscheinlich eine Fünf beschert, und so gab ich ihr nur einen VielGlückKuss und kehrte auf den Friedhof zurück. Die Nacht war klar und dank des Dreiviertelmondes, der am Himmel stand, nicht einmal sonderlich dunkel. Ich setzte mich auf einen Grabstein und wartete. Es war eins dieser Doppelgräber für ein Ehepaar nur dass die Frau noch nicht tot war; auf ihrer Hälfte standen nur der Name und das Geburtsdatum. Einigermaßen unheimlich, wenn Sie mich fragen.
    Der Mann war vor zwanzig Jahren gestorben, und jedes Mal, wenn sie zur Grabpflege vorbeikam, sah sie ihren Namen auf diesem Grabstein, den leeren Fleck, der nur darauf wartete, mit ihrem Sterbedatum gefüllt zu werden. Da rede noch einer von memento mori.
    Na ja, immerhin hatte sie überhaupt ein Grab. Mich hatte man irgendwo in einem Wald in Maine verscharrt. Was andererseits wieder den Vorteil hat, dass ich für die Nekromanten schwer zu finden bin.
    Um Punkt Mitternacht flankte eine in einen Umhang gehüllte Gestalt über die Mauer. Okay, es war vielleicht eher gegen halb eins, sie trug einen langen Mantel statt eines Umhangs, und sie fiel eher über die Mauer, als dass sie gesprungen wäre, aber ich versuche

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