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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Badewanne sitzen.
    Ich versuchte mein Bewusstsein von Sullivans loszureißen, und das Bild wurde dunkel.
    Hass strömte durch mich hindurch. Nicht mein eigener Hass auf sie, sondern ihr Hass auf jemand anderen. Ich war wieder in Amanda Sullivan, und die Nixe war fort.
    Weg, das Miststück! Sie hat mich im Stich gelassen. Hat mich alleingelassen. Sie hat versprochen, ich würde nicht erwischt werden. Versprochen, versprochen . . .
    Ringsum wurde es hell. Die Litanei von Schuldzuweisungen und Selbstmitleid kreiste immer noch in meinem Kopf.
    Vor mir saß ein sympathisch aussehender Mann im Anzug.
    »Diese Stimme . . . «, sagte er; seine eigene Stimme war ein ruhiger Bariton. »Erzählen Sie mir mehr darüber.«
    »Sie hat gesagt, ich soll es tun. Sie hat mich dazu gebracht.«
    Die Augen des Mannes musterten Sullivan durchdringend; er glaubte ihr keine Sekunde lang. »Sind Sie sicher?«
    »Natürlich. Sie hat mir gesagt, ich soll es tun.«
    »Aber der Polizei gegenüber haben Sie gesagt, sie hätte Sie ermutigt. Das ist nicht das Gleiche.«
    »Meine Kinder waren tot. Tot! Und ich hab das falsche Wort verwendet, dann zeigen Sie mich doch an dafür. Ich war so am Boden zerstört.« Ein routiniert klingender Schluchzer. »Meine Welt . . . in Trümmern.«
    »Durch Ihre eigene Schuld.«
    »Nein! Sie hat es getan. Sie . . . Es war ihre Idee.«
    »Sie haben gesagt, es wäre Ihre Idee gewesen. Dass Sie darauf gekommen sind «

    »Nein!« Sullivan sprang auf. »Bin ich nicht! Es war ihre Idee!
    Ganz allein ihre!«
    Wieder wurde es dunkel. Weitere Szenen jagten vorbei. Die abgelehnte Freilassung auf Kaution, die Anhörung, bei der ein Versuch der Verteidigung, Unzurechnungsfähigkeit geltend zu machen, abgeschmettert worden war, zwei Attacken von Mitgefangenen, die sie ebenso sehr hatten bestraft sehen wollen wie ich selbst. Dann war es zu Ende.
    Trsiel ließ meine Hand los.
    »Nichts«, sagte er. »Die Nixe ist wieder übergetreten.«
    »Uh?«
    »Sie ist in die Geisterwelt zurückgekehrt, wahrscheinlich unmittelbar nach der Tat. Solange sie dort ist, bleibt die Verbindung zwischen ihr und dieser Partnerin unterbrochen.«
    »Und wenn wir sie umbringen?«
    Jetzt war Trsiel mit dem »Uh?« an der Reihe, wobei er es nur durch ein verwirrtes Stirnrunzeln ausdrückte.
    »Wenn wir Sullivan umbringen, geht sie in die Geisterwelt und tut sich dort wieder mit der Nixe zusammen.«
    Er runzelte immer noch die Stirn.
    »Was denn?«, fragte ich. »Meinst du, es würde nicht funktionieren?«
    »Ja nun, ich bin mir nicht sicher, ob es tatsächlich funktionieren würde, aber ich bin noch bei der ersten Hälfte dieser Maßnahme.«
    »Sie umbringen? Oh bitte. Komm mir nicht mit irgendwelchem Blödsinn darüber, die menschliche Gerechtigkeit ihren Lauf nehmen zu lassen. Sie hat ihre Kinder umgebracht. Für so was ist das große Schwert doch da, oder? Um der Gerechtigkeit Genüge zu tun?«

    »Ja sicher, aber «
    »Du willst es nicht tun? Lass mich. Ich tu’s mit Vergnügen.«
    Sekundenlang starrte er mich einfach nur an. Dann schüttelte er scharf den Kopf.
    »Wir können es nicht tun. Selbst wenn sie tot wäre, ist nicht sicher «
    »Und? Versuchen kann man’s ja. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass es nicht klappt.«
    »Nein, Eve. Es geht nicht.«
    Ich ging zu der Gittertür hinüber und starrte hindurch. »Ihr Leben ist also mehr wert als das der nächsten Opfer dieser Nixe? Dieses mörderische Miststück umzubringen wäre falsch, stimmt’s? Scheiß drauf. Weißt du was, du hast mich gewarnt.
    Du hast deine Aufgabe erfüllt. Wie wär’s, wenn du jetzt zu deiner Wolke zurückfliegst oder wo ihr Typen eben eure Freizeit verbringt, und ich erledige meine Aufgabe.«
    »Das kannst du nicht.«
    »Ich kann ihre Gedanken nicht lesen. Weiß ich. Und in ihre Dimension folgen kann ich ihr auch nicht. Das ist deine Sache.
    Ich liefere sie euch einfach nur an.«
    »Wie? In der Menschenwelt kannst du nichts bewirken. Ich verstehe, dass du die Nixe daran hindern willst, weitere Opfer zu finden, aber solange sie in der Geisterwelt ist, kann sie niemandem schaden. Wir müssen nur warten, bis sie wieder auftaucht «
    »Dann sitzen wir also einfach rum und tun gar nichts?«
    Sein Blick hielt meinen fest. »Dies ist schon früher passiert und wird wieder passieren. Alle ihre Verfolger hatten dieses Problem. Bevor sie nicht aus der Geisterdimension zurückkommt, ist sie unauffindbar. Wir müssen nur ein Auge auf sie halten.« Er deutete auf Sullivan.

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