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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Stiefel und die Ohrringe blieben. Die Hosen tauschte ich gegen einen weiten Rock aus. Ich fügte noch ein paar Halsketten dazu und sah so piratenbrautmäßig aus, wie ich es zuwege brachte. Das Entermesser ich gab es wirklich nicht gern auf, aber ich rief mir ins Gedächtnis, dass ich es beschwören konnte, wann immer ich es brauchte.
    Ich kam wieder hinter der Hütte hervor.
    Der alte Pirat musterte mich mit einem zahnlückigen Grinsen. »Na, das ist doch schon viel besser, meine Schöne.« Er stieß Kristof in die Rippen. »Du hast da eine verdammt ansehnliche Braut, Junge.«
    »Äh, danke.«
    »Also dann, Sir«, sagte ich. »Wenn du einen Moment Zeit hast, könntest du uns freundlicherweise sagen, wie wir nach Roatan kommen?«
    »Roatan?« Er verzog das Gesicht. »Wieso wollt ihr nach Roatan? Hier ist doch viel mehr los, auf dieser Seite der Bucht.«
    »Vielleicht«, sagte Kris. »Aber wir müssen wirklich nach Roatan. Gibt es ein Schiff, das wir chartern können?«

    »Das ist kein Yachtklub hier, Junge. Ein Piratenschiff chartert man nicht. Wenn man eine Passage will, dann verdient man sie sich, indem man anheuert.«
    »Anheuert?«
    Der alte Pirat schlug Kris auf den Rücken. »Sich einer Mannschaft anschließt, Junge.«
    »Ich . . . verstehe. Vielen Dank für die Auskünfte. Können wir einen Spaziergang am Kai entlang machen?«
    »Macht den nur. Und wenn du dich einer Mannschaft anschließen willst, sag mir Bescheid, ich finde was für dich.« Er warf ein Grinsen in meine Richtung. »Und während du auf See bist, passe ich auch auf deine Braut auf.«
    Wir bedankten uns bei dem alten Piraten und gingen zum Kai hinunter. Wenn wir kein Schiff chartern konnten, würden wir wohl eins stehlen müssen. Aber unglückseligerweise wurde uns sehr schnell klar, dass alle Schiffe bewacht waren und außerdem so dicht beisammen lagen, dass die Wachen einander augenblicklich zu Hilfe kommen konnten.
    Ich wandte mich an Kristof. »Offiziell kann man vielleicht keins mieten, aber ich wette, wir finden jemanden, der mit sich reden lässt.«
    »In die Kneipen also?«
    Ich nickte.
    Wir entschieden uns für die größte unter den drei Spelunken an der Hauptstraße. Ein Schild an der Tür verbot den Einsatz von Waffen, Magie und paranormalen Kräften jeder Art. Kristof ließ seinen Degen diffundieren, öffnete die Tür und führte mich hinein.

    22
    I m Inneren kämpfte das Scheppern der Metallbecher gegen das Stimmengewirr an. Zigarrenqualm und Holzrauch hingen dick in der Luft. Als wir in den Schankraum traten, brach jede Unterhaltung in Türnähe ab. Das Schweigen rollte quer durch den Raum, bis jeder Mund sich geschlossen hatte und alle Augen die Neuankömmlinge musterten.
    Wenn in einem Laden wie diesem ein Neuer zur Tür hereinkommt, fragt sich im ersten Moment niemand, wie gut er Konversation macht, ob er sich beim Poker übers Ohr hauen lässt oder auch nur, ob man ihm ein paar Runden aus den Rippen leiern kann. Der Gedanke, der jedem Mann durchs Hirn geht, ist die Frage, ob er dem Neuankömmling in einem Kampf gewachsen wäre. Und die vorherrschende Antwort unter den Anwesenden lautete »Ja«. Kris war keine Konkurrenz groß genug, gut gebaut, aber zu alt, zu weich, und seht euch bloß die Hände an Herrgott, sind die manikürt?
    Als Nächstes wandte sich die allgemeine Aufmerksamkeit dem Stück lebendiger, potenzieller Piratenbeute zu. Ein paar sahen gleich wieder weg vielleicht mochten sie ihre Frauen kleiner, runder, blonder. Die meisten taten es nicht, und ein paar rutschten von ihren Hockern.
    »Das deine?«, bellte ein großer Mann, während ihm der Rum in den dicken schwarzen Bart lief.

    »Hm, also « Kristof warf einen Blick zu mir herüber, um abzuschätzen, wie viel Ärger die Antwort ihm später einbringen würde, dann antwortete er mit einem barschen »Aye« und manövrierte mich zum dunkleren Ende der Bar hinüber.
    »Bisschen groß geraten, was?«, rief der Mann hinter uns her.
    »Nicht für mich.«
    Ein großer dünner Blonder mit rotem Kopftuch stand von seinem Hocker auf und stellte sich uns in den Weg. »Für mich auch nicht.«
    Kris führte mich um ihn herum. Als wir an ihm vorbeikamen, packte der Mann mich am Hintern. Nicht, dass er mich gekniffen und sich dann verdrückt hätte er packte einfach mit beiden Händen zu und hielt mich fest. Ich drehte den Kopf langsam über die Schulter zu ihm hin, bis ich ihm ins grinsende Gesicht stierte.
    »Uhoh«, murmelte Kris mir ins Ohr. »Nicht aus der Rolle

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