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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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willst wissen, warum ich hier bin? Sieh dich mal um. Sieh dir das MännerFrauenVerhältnis an. Das hier ist Alaska ohne den Schnee.«
    Sie korkte die Flasche zu. »Und ihr, macht ihr Urlaub? Oder seid ihr auf der Durchreise?«
    »Durchreise. Wir wollten jemanden drüben auf Roatan besuchen, aber . . . « Ich sah mich um. Die meisten Gäste waren entweder gegangen oder suchten nach einem intakten, splitterfreien Sitzplatz. »Es scheint da ein Problem mit dem Transport zu geben. Ich nehme nicht an, dass du von einem Boot weißt, das wir mieten oder . . . borgen könnten?«
    »Beim Borgen stehen die Chancen am besten.« Sie senkte die Stimme und begann die Theke abzuwischen. »Nicht einfach, aber eine Möglichkeit gibt es. Die Trinity Bull. Gehört Pierre, dem Halbdämon mit den flinken Fingern. Er hat sie in einer Bucht westlich von hier liegen. Ziemlich abgeschieden und normalerweise nur ein Wachmann. Er ist neu.«
    Wir bedankten uns und hingen noch eine Weile an der Bar herum, um nicht aufzufallen; dann schlüpften wir hinaus und machten uns auf die Suche nach dem Boot.
    ∗ ∗ ∗

    Die Bucht war ein hübscher Ort zum Ankern, wenn man willens war, das Sicherheitsrisiko einzugehen. Das Boot war kaum größer als Kristofs Hausboot, und als ich es musterte, musste ich mir ein Lachen verkneifen. Es sah nicht gerade wie eine Galeone aus, eher wie eine Yacht . . . mit einer Totenkopfflagge am Mast. Es war tatsächlich nur ein Wachmann zu sehen, ein dünner, rothaariger Mann, der auf einem Stuhl an Deck saß, die Füße gegen die Reling gestemmt und eine Flasche neben sich.
    »Leichte Beute«, murmelte ich Kristof zu.
    Aber als wir nahe genug herangekommen waren, hielten wir beide inne. Der Mann redete. Ich konnte niemanden außer ihn selbst sehen. Kristof winkte mir, ich sollte zuhören.
    ». . . Wochen in dieser Scheißstadt, und ich bewache immer noch das Scheißschiff«, sagte der Mann gerade. »›Tut uns leid, Dannyboy, aber das sind nun mal die Regeln.‹ Dannyboy.« Er grunzte wütend. »Der nächste Wichser, der mich so nennt «
    Die Tirade sank zu einem Murmeln ab. Es war niemand sonst auf dem Schiff nur ein einziger, sehr gelangweilter, sehr ärgerlicher und etwas betrunkener Wachmann. Womit sich unsere Hoffnungen auf ein Entermesserduell wohl endgültig in Luft auflösten.
    Dannyboy hatte sich inzwischen auf seinem Stuhl zurückgelehnt und die Augen geschlossen. Während wir uns näher heranschlichen, erwog ich, ihn zeitweise mit Blindheit zu schlagen aber wenn er dann die Augen öffnete und nichts sah, würde er in Panik geraten.
    Wir erreichten die Anlegestelle. Das Klatschen der Wellen gegen den Bootsrumpf übertönte unsere Schritte. Wir hatten die Gangplanke hinter uns gebracht, ohne dass der Wachmann auch nur zuckte.
    »Eingeschlafen?«, formte ich mit den Lippen.
    Kristof deutete mit der Hand eine HalbehalbeWahrscheinlichkeit an und teilte mir dann mit einer Geste mit, ich solle einen Kreis schlagen und mich dem Wachmann von hinten nähern. Ich hatte gerade den ersten Schritt getan, als der Mann einen Seufzer ausstieß.
    »Seid ihr Typen jetzt bald an Deck?«, fragte er, ohne die Augen zu öffnen. »Wenn ihr noch lange braucht, schlafe ich wirklich ein.«
    Kristof griff an, den Degen erhoben. Der Wachmann sprang auf und wich aus. Ich verschwand hinter dem Kabinenaufbau.
    Als Kristof herumfuhr, riss der Wachmann sein Entermesser aus dem Gürtel. Kris’ ersten Stoß parierte er, den zweiten verfehlte er, aber es gelang ihm eben noch rechtzeitig, auszuweichen.
    Der bessere Fechter war unverkennbar Kris, aber der kleinere Mann war von einer mühelosen Gewandtheit und hielt sich immer gerade außer Reichweite. Irgendwann stand er mit dem Rücken zu mir, ich kam aus der Deckung und drückte ihm die Spitze meines Entermessers zwischen die Schulterblätter.
    »Noch einen Schritt, und ich spieße dich auf«, sagte ich.
    »Weh tun wird es nicht, aber es könnte unangenehm sein.«
    Er warf einen Blick über die Schulter, musterte mich und begann zu lächeln.
    »Hab schon immer eine Schwäche für Frauen gehabt, die auf sich selbst aufpassen können. Lasst mich raten, ihr beide wollt dieses Boot.«

    »Ja«, sagte Kristof. »Und entweder rückst du es raus, oder «
    »Nehmt es.«
    Als Kris zögerte, zuckte der Mann die Achseln.
    »Was zum Teufel geht es mich an? Es gehört mir nicht. Wenn ihr das Boot nehmt, kann ich aus diesem Loch weg, und glaubt mir, ich habe nichts dagegen, wenn ihr mir die Entschuldigung

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