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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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stürzten zur Treppe.
    Im Erdgeschoss knallten Türen, und Kinder stürmten von einem Kurs zum anderen. Wir gingen in Richtung Trainingsräume. Als wir um die Ecke bogen, durchschnitt ein schriller Schrei das allgemeine Stimmengewirr. Ich machte einen Satz durch die Wand und fand mich in einem Umkleideraum wieder, in dem zwei etwa zehnjährige Jungen einander mit nassen Handtüchern jagten und dabei vor Lachen schrien.
    »In einem Bogen zurück zum Foyer«, sagte Trsiel. »Und halt die Augen offen nach diesem jungen Mann Brett.«
    Als wir den Umkleideraum der Männer betraten, hörten wir ein lautes Krachen. Ein Mann, der in seinem Schließfach wühlte, fuhr so heftig zusammen, dass er mit dem Kopf die Metallkante rammte.
    »Verdammt!«, rief er. »Spielen die Jungen wieder mit Knallerbsen?«

    »Nein, das ist aus den Hörsälen gekommen. Naturwissenschaftsklub oder so«, sagte ein anderer Mann lachend. »Diese Kinder. Weißt du noch, als sie «
    Drei weitere Knallgeräusche. Dann ein Schrei. Als Trsiel und ich in Richtung Gang stürzten, schrie einer der Männer auf:
    »Da schießt einer! Oh mein Gott Brooke! Brooke!«
    Hinter der nächsten Wand lag ein weiterer Umkleideraum.
    Frauen schrien die Namen ihrer Kinder, während sie halb angezogen zur Tür stürzten. Jemand hatte das Handy in der Hand und tippte die Notrufnummer. Andere Frauen waren zum Notausgang gerannt, nur um festzustellen, dass er verschlossen war.
    Der Gang draußen war bereits verstopft mit Leuten, die den Haupteingang zu erreichen versuchten. Ich hatte Trsiel schon aus den Augen verloren, als ich spürte, wie seine Hand meine packte.
    »Dort entlang«, sagte er. »Die ersten Schüsse sind von dort gekommen.«
    Die Schreie klangen jetzt schriller, erfüllt von mehr als nur Panik. Jemand schrie vor Schmerzen.
    Wir platzten in einen Raum voller Trainingsräder hinein.
    Eine Frau lag zusammengekrümmt in einer Ecke und schrie, während eine zweite, ältere Frau ihren Oberschenkel abband, um die Blutung zu stillen. Fröhliche Musik drang aus den Lautsprechern; dann meldete sich eine gutgelaunte Männerstimme vom Band zu Wort und ermahnte die Anwesenden, schneller zu treten »aber nicht zu schnell spart eure Kräfte für den steilen Hang am Ende«.
    Am anderen Ende des Raums saß eine Frau in meinem Alter auf ihrem Rad und trat hektisch in die Pedale, hielt inne, begann wieder, die Augen im Schock weit aufgerissen. Blut tröpfelte aus einer Streifwunde unter ihrem Arm. Auch ihr Gesicht war blutbespritzt, aber es war nicht ihr eigenes Blut.
    Vor ihr war ein Mann auf seinem Rad nach hinten gekippt, die Füße noch in den Steigbügeln, ein Einschussloch im Auge. Und eine junge Frau wand sich auf dem Boden, während ein Mann im Trainingsanzug sich über sie beugte und auf sie einredete, ihr versicherte, es sei schon Hilfe unterwegs.
    Als ich mich in dem Raum umsah, wurde mir klar, was Lily wirklich gesagt hatte. Sie wollte beachtet werden. Sie wollte, dass man sich an sie erinnerte. Es ging nicht darum, den einen Mann umzubringen, der sie ignorierte. Es ging darum, jeden umzubringen, der sie ignorierte, und das bedeutete jeden, der ihr begegnete, jeden, den sie töten konnte.
    »Savannah!«
    Trsiel packte mich am Arm. Ich versuchte mich loszureißen, aber sein Griff war so fest und unnachgiebig wie der der Nixe.
    »Geh und vergewissere dich, dass Savannah in Sicherheit ist.
    Aber dann mach dich auf die Suche. Wenn du Lily siehst
    sie auch nur zu sehen glaubst , ruf mich. Versuch sie nicht aufzuhalten. Du kannst es nicht.«
    »Ich weiß.«
    Er ließ mich los, und ich jagte davon.

    28
    D ie Gänge hatten sich geleert ,alles drängte sich im vordersten Teil des Foyers bei den zu schmalen Eingangstüren.
    Ich hatte die Basketballhalle fast erreicht, als ich jemanden meinen Namen rufen hörte.
    »Eve!«
    Ich sah mich um und entdeckte Kris’ blonden Kopf.
    »Savannah«, sagte ich, während ich auf ihn zulief. »Wo ist sie?«
    »Ich hab sie nicht gefunden.«
    »Komm mit, sie «
    Er packte meinen Arm, als ich wieder losrennen wollte.
    »Dort ist sie nicht, Eve. Die Hallen sperren über Mittag zu.
    Sie muss in der Cafeteria sein. Wo ist die?«
    »Nein, Lucas hat sie gerade erst hergefahren. Wenn ihr Kurs am Nachmittag wäre, hätte sie vorher zu Hause zu Mittag gegessen. Sie . . . Zeichnen! Das ist es. Samstags hat sie Zeichnen.
    Letztes Jahr war das irgendwo in der Stadt, aber sie müssen es hierher verlegt haben. Die Kunsträume sind da hinten.«
    Ich drehte

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