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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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verbrachten die nächsten zwei Stunden damit, das Gebäude abzusuchen.
    Das Problem dabei war, dass sich an einem Ort wie diesem niemand lange an einem bestimmten Fleck aufhielt. Kinder rannten vom Schwimmunterricht zur Cafeteria und von dort in den Modellbaukurs. Erwachsene waren von den Trainingsräumen zum Hockeyspiel ihrer Kinder und danach ins Stehcafé unterwegs. Wohin man auch ging, wenn man eine Stunde spä
    ter wiederkam, waren neunzig Prozent der Gesichter neu.
    Irgendwann hatten wir den Hausmeister gefunden einen älteren Mann. Von seiner Mitarbeiterin keine Spur.
    Nach der vierten Runde durch das Gebäude hielten wir in der Kindertagesstätte im ersten Stock kurz inne. Durch das große Fenster konnten wir sehen, dass der Betrieb vor dem Gebäude schwächer geworden war es war jetzt fast Mittag.
    Eine kurze Pause, und es würde von vorn losgehen.
    »Lily ist also gar nicht da?«, fragte ich Trsiel. »Oder rennen wir einfach dauernd an ihr vorbei?«
    »Wir haben überhaupt noch keine Putzfrau gesehen. Und das war ganz entschieden eine Frauenjacke da unten.«
    »Aber hängt die erst seit heute da? Es ist Frühling. Man kann mit einer dicken Jacke zur Arbeit kommen, und bis zum Abend ist es so warm, dass man sie einfach hängen lässt. Mist! Was, wenn «
    Aus den Augenwinkeln bemerkte ich ein Motorrad, das gerade die Auffahrt hinunterfuhr. Ein weiterer, schärferer Blick mit meiner AspicioFähigkeit, und ich jagte zur Tür.
    »Was ist los?« Trsiel war bereits hinter mir.
    »Dieses Motorrad. Das gehört Lucas. Lucas Cortez. Savannahs Vormund. Sie ist hier. Savannah ist hier.«
    »Keine Panik, Eve«, sagte Trsiel hinter mir. »Vielleicht ist es ein ähnliches Motorrad «
    »Es ist seins. Eine richtige Antiquität. Sehr selten. Er restauriert die Dinger selbst.«
    »Vielleicht hat er auch seine Frau abgesetzt. Paige. Hast du nicht gesagt, sie kommt hierher «
    »Hinten auf dem Motorrad war kein Helm.«
    »Bitte?«
    »Paige hätte den Helm zurückgelassen. Savannah ist fünfzehn. Sie nimmt ihn mit rein.«
    An Trsiels Schweigen erkannte ich, dass er die Erklärung nicht verstanden hatte, aber ich würde ihm nicht gerade jetzt den Coolnessfaktor eines herumgeschleppten Motorradhelms erläutern.

    Ich rannte durch eine geschlossene Mauer von Teenagern hindurch, die auf dem Weg in die Cafeteria waren, und stürmte die Treppe hinunter. Leute kamen mir entgegen und verstellten mir die Sicht. Ich kletterte aufs Treppengeländer, um besser zu sehen.
    »Eve«, sagte Trsiel, während er die Hand gegen mein Bein legte, um mich abzustützen, »wenn wir als Erstes Lily finden, wird sie niemandem mehr schaden können, auch Savannah nicht.«
    »Dann such du nach Lily. Ich finde «
    »Ich brauche deine Augen, Eve.«
    Eine Gestalt schimmerte weiter unten und wurde deutlicher.
    Kristof sah zu mir auf.
    »Oh, Gott sei Dank«, flüsterte ich. »Kristof, es ist Sav. . . «
    »Ich weiß«, sagte er und streckte die Arme aus, um mir herunterzuhelfen. »Ich finde sie. Findet ihr die Nixe.«
    Ich drückte ihm die Hand. »Danke.«
    Trsiel packte mich am Ellenbogen und zog mich mit sich.
    »Basketballhalle«, schrie ich zu Kristof zurück und gestikulierte zur Nordseite des Gebäudes hin. »Da entlang!«
    Kris nickte und trabte davon.
    Wir begannen mit der erneuten Suche dort, wo wir auch zuvor schon angefangen hatten in den Kellerräumen. Als wir den Gang entlangrannten, hörte ich irgendwo ein Telefon klingeln.
    Trsiel bog zur Seite ab, und ich stürzte noch vor ihm durch die Tür des Hausmeisterbüros. Am anderen Ende des Raums stand eine dünne Gestalt, das Telefon in der Hand. Der alte Hausmeister. Ich wollte mich schon abwenden und wieder gehen, als ich ein paar Worte auffing.

    ». . . sollte nicht abgeschlossen sein. Ich habe heute Morgen überall aufgeschlossen.« Pause. »Welcher Raum ist es denn?«
    Pause. Ein Seufzer. »Ich schicke Lily rauf.« Er legte auf und murmelte. »Wenn ich sie finden kann.«
    Er hob ein Funkgerät zum Mund. Trsiel und ich blieben stehen in der Hoffnung, eine Zimmernummer zu hören zu bekommen und Lily dort abpassen zu können. Aber der Hausmeister drückte viermal hintereinander auf die Taste und bekam nichts als ein Störgeräusch.
    »Zu faul«, murmelte er und ging zur Tür. Er zog an der Klinke, aber sie öffnete sich nicht. Ein kräftigerer Ruck. Die Tür blieb zu.
    Ich ging hindurch, in den Gang hinaus. Jemand hatte einen Besenstiel durch die Klinke geschoben. Trsiel und ich sahen uns an und

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