Nacht der Hexen
dies zu bezahlen, Paige. Das ist eins der grundlegenden Probleme der juristischen Praxis: diejenigen, die unsere Hilfe am meisten verdienen, können sie sich oft nicht leisten.«
»Es ist nicht, dass ich es mir nicht –«
Er hob die Hand, um mich zu unterbrechen. »Ich verstehe schon. Wirklich. Es ist schwer, all das jemandem aufzubürden, der nur versucht, das Beste für ein Kind zu erreichen. Es wäre nicht fair, Sie diese Summe zahlen zu lassen. Ich wollte Ihnen nur zeigen, wie viel so etwas kosten kann.«
Ich schob mich auf meinem Stuhl etwas nach hinten. »Okay. Also –«
»Unglücklicherweise ist das die Summe, von der mein Vater und Lacey erwarten werden, dass ich sie Ihnen in Rechnungstelle. Wir sollten uns also noch mal über die Frage unterhalten, Möglichkeiten finden, wie man die Kosten reduzieren könnte.« Er sah auf die Uhr. »Ich habe in zwanzig Minuten den nächsten Mandanten, jetzt geht es also nicht. Wie wäre es, wenn ich diesen Termin abhake, und wir treffen uns irgendwann zum Mittagessen und sprechen über die Rechnung?« Er holte seinen Planer heraus. »Montag vielleicht?«
»In Ordnung.«
»Gut. Wir suchen uns irgendwas Nettes – irgendwas in Boston. Haben Sie eigentlich das Kleid noch, das Sie bei dem Picknick am Memorial Day getragen haben? Ziehen Sie das doch an.«
»Kleid –?«
»Und suchen Sie sich jemanden, der sich am Nachmittag um Savannah kümmert. Wahrscheinlich werden wir vor dem Abend ja nicht fertig sein.«
»Abend –?«
Er lächelte. »Ich mag lange Verhandlungen. Sehr lange. Sehr engagierte.« Er beugte sich vor, sein Bein rieb an meinem.
»Ich weiß, wie schwierig es für Sie sein muss, Paige. Hier zu leben, in East Falls. Sich um ein Kind zu kümmern. Nicht viele geeignete junge Männer in der Nachbarschaft, und ich bezweifle, dass Sie oft Gelegenheit haben, auszugehen und sich mit jemandem zu treffen. Sie sind eine sehr attraktive junge Frau. Sie brauchen jemanden, der Ihre … Bedürfnisse anerkennt. Es könnte ein sehr einträgliches Verhältnis sein, und ich spreche nicht nur von kostenlosem Rechtsbeistand.«
»Oh, jetzt verstehe ich – Sie meinen, wenn ich mit Ihnen schlafe, verzichten Sie auf das Honorar.«
Die Hälfte der Gäste in dem Café drehte sich zu uns um.
Cary beugte sich vor, um mich zum Schweigen zu bringen.
»Aber die Rechnung, das sind doch nicht mal zweitausend«, sagte ich. »Dafür könnten Sie doch froh sein, wenn ich Ihnen einen runterhole.«
Er gestikulierte hektisch; seine Augen schossen unruhig umher, während er herauszufinden versuchte, wer alles zugehört haben könnte.
»Weiß Lacey eigentlich über dieses kreative Finanzierungskonzept Bescheid?«, fuhr ich fort. »Vielleicht sollte ich anrufen und sie fragen? Mich erkundigen, ob sie überhaupt bereit ist, auf diese Einnahme zu verzichten, nur damit ihr Mann jemanden flachlegen kann?«
Ich holte das Handy aus der Handtasche. Cary griff danach, aber ich hielt es aus seiner Reichweite und drückte auf ein paar Tasten. Er warf sich über den Tisch, die Arme ausgebreitet wie ein Passempfänger, der sich auf den möglicherweise spielentscheidenden Pass stürzt. Ich schob meinen Stuhl nach hinten und ließ das Handy wieder in die Tasche fallen. Ein paar Sekunden lang lag Cary noch quer über dem Tisch; dann richtete er sich langsam auf, schob sich die Krawatte zurecht und sah sich um, als versuchte er sich einzureden, dass nicht das gesamte Café zugesehen hatte.
»Ich hasse es, nach dem Essen gleich wieder loszurennen«, sagte ich im Aufstehen, »aber ich muss Savannah abholen. Für den Fall, dass Sie es nicht erraten haben, die Antwort ist nein. Nehmen Sie’s nicht zu schwer. Es liegt nicht nur daran, dass Sie verheiratet sind. Es liegt auch daran, dass Sie schon länger verheiratet sind, als ich auf der Welt bin.«
In meinem Rücken hörte ich ein Prusten, gefolgt von einem schlecht verhohlenen Kichern. Als ich an der Theke vorbeikam, hob Nellie, die Kassiererin, verstohlen den Daumen.
Savannah ging um halb zehn widerspruchslos ins Bett, nachdem sie mir den Abend über bei den Graphiken für eine Website geholfen hatte, die ich gerade erstellte. Jawohl, wir verbrachten nicht nur Zeit miteinander, sondern sie stellte mir sogar ihre künstlerische Begabung zur Verfügung, ohne auch nur scherzhaft eine Entschädigung zu fordern. Es war einer dieser vollkommenen Abende, von denen es ungefähr einen in einer Million gibt, eine Entschädigung des Schicksals für den ganzen
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