Nacht der Leidenschaft
ihrer selbstsicheren Haltung verlor. „Darf ich fragen, wieso Sie mir das Manuskript persönlich bringen?“, fragte er und wies auf das Päckchen.
„Oh, es tut mir Leid, falls es Ihnen lieber gewesen wäre …“
„Nein, das wäre es nicht“, sagte er barsch. „Ich wollte nur wissen, ob Sie einen besonderen Grund hatten, mich heute aufzusuchen.“
„Ja. Ehrlich gesagt, ja.“ Amanda räusperte sich unbehaglich. „Ich werde heute Abend eine Party besuchen, die mein Anwalt, Mr. Talbot, gibt. Ich nehme an Sie haben eine Einladung erhalten. Er deutete an, Sie tünden auf seiner Gästeliste.“
Jack hob die Schultern. „Sehr wahrscheinlich, dass ich einen Schrieb bekommen habe, aber ich bezweifle, dass ich hingehen werde.“
Aus irgendeinem Grund schien sie diese Antwort zu beruhigen. „Ich verstehe. Dann ist es vielleicht das Beste, wenn Sie die Nachricht jetzt gleich von mir erfahren. Angesichts unserer … da Sie und ich … Ich möchte nicht, dass es Sie unvorbereitet trifft, wenn Sie erfahren …“
„Was erfahren, Amanda?“
Die Röte in ihrem Gesicht verdunkelte sich. „Heute Abend auf Mr. Talbots Fest werden Mr. Hartley und ich unsere Verlobung bekannt geben.“
Mit dieser Nachricht hatte er zwar gerechnet, aber dennoch überwältigte in seine Reaktion. Eine große, gähnende Schlucht öffnete sich in seinem Inneren. Schmerz und Zorn brachen hervor. Die Vernunft sagte ihm, dass er kein Recht habe, wütend zu sein, aber er war es. Der glühende Zorn richtete sich gegen Amanda und Hartley, aber zum größten Teil gegen ihn selbst. Verbissen versuchte er, sich äußerlich nichts anmerken zu lassen, und zwang sich, unbeweglich stehen zu bleiben, auch wenn ihm die Hände bei dem dringenden Bedürfnis zitterten, Amanda bei den Schultern zu packen und durchzuschütteln.
„Er ist ein guter Mensch“, sagte sie, als wollte sie ihn oder sich verteidigen. „Wir haben so vieles gemeinsam. Ich werde sehr glücklich mit ihm werden.“
„Sicherlich“, murmelte er.
Mühsam sammelte sie sich wieder und straffte die Schultern. „Und ich hoffe, Sie und ich werden weiterhin befreundet bleiben.“
Jack wusste genau, was sie meinte. Sie würden die Fassade der Freundschaft beibehalten, gelegentlich miteinander arbeiten und streng darauf achten, möglichst unpersönlich miteinander umzugehen. Als ob er ihr niemals die Unschuld genommen hätte. Als ob er sie nie berührt, an den intimsten Stellen geküsst und nie die Süße ihres Leibes kennen gelernt hätte.
Sein Kinn senkte sich zu einem angedeuteten Nicken. „Haben Sie Hartley von der Affäre erzählt?” Diese Frage konnte er sich nicht verkneifen.
Sie überraschte ihn mit einem Kopfnicken. „Er weiß Bescheid“, murmelte sie und verzog den Mund sarkastisch.
„Er ist sehr verständnisvoll. Ein echter Gentleman.“
Bitterkeit breitete sich in seinem Herzen aus. Hätte er dieses Geständnis wie ein Gentleman aufgenommen? Er bezweifelte es. Charles Hartley war tatsächlich der bessere Mann.
„Gut“, sagte er schroff. Er wollte sie unbedingt kränken. „Es wäre mir äußerst unangenehm, wenn er mir in meiner beruflichen Beziehung zu Ihnen im Wege stünde – so wie ich die Dinge sehe, werde ich aus Ihnen und Ihren Büchern noch einen Haufen Geld schlagen.“
Eine steile Falte entstand zwischen ihren Augenbrauen, die Mundwinkel verzogen sich nach unten. „Ja. Gott behüte, dass sich etwas zwischen Sie und Ihren Profit stellt. Guten Tag, Mr. Devlin. Ich habe heute noch eine Reihe von Terminen … Vorbereitungen für die Hochzeit.“ Sie wandte sich zum Gehen. Die weißen Federn auf ihrem blauen Hütchen wippten, als sie zur Tür ging.
Jack verzichtete auf die spöttische Frage, ob er eine Einladung zu diesem gesegneten Ereignis erhalten würde.
Versteinert blickte er ihr nach, ohne sie wie ein Gentleman zur Tür zu begleiten.
Amanda blieb an der Tür stehen und sah ihn über die Schulter hinweg an. Sie schien ihm noch etwas anderes sagen zu wollen. „Jack …“ Die Stirn war in Falten gezogen und sie schien mit den Worten zu kämpfen. Ihre Blicke trafen sich. Ein beunruhigtes silbergraues Augenpaar begegnete zwei harten tiefblauen Augen. Dann schüttelte Amanda resigniert den Kopf und verließ das Büro.
Der Kopf, das Herz und die Lenden brannten ihm, als Jack zu seinem Schreibtisch ging und sich schwerfällig hinsetzte. Er zog eine Schublade heraus, stellte ein Glas und den immer gegenwärtigen, mit Whiskey gefüllten Flakon auf
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