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Nacht der Leidenschaft

Nacht der Leidenschaft

Titel: Nacht der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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den Tisch und schenkte sich ein.
    Der süßlich rauchige Geschmack füllte seinen Mund und rann ihm mit heißem Glühen die Kehle hinunter. Er leerte das Glas und goss sich ein zweites ein. Vielleicht hatte Fretwell Recht, dachte Jack verdrießlich – ein Mann in seiner Position hatte anderes zu tun, als Bücherkisten zu schleppen. Heute würde er nicht mehr arbeiten, das stand fest. Er würde hier sitzen bleiben und trinken, bis jeder Gedanke, jedes Gefühl betäubt war und die Bilder von Amanda, die nackt mit dem wohlerzogenen Charles Hardey im Bett lag, im Meer des Alkohols versanken.
    „Mr. Devlin.“ Oscar Fretwell stand in der Tür und blickte besorgt auf seinen Freund. „Ich wollte nicht stören, aber.“
    „Ich bin beschäftigt“, knurrte Jack.
    „Ja, Sir. Ein Besucher hat sich angemeldet. Mr. Francis Tode. Ein Anwalt, der anscheinend mit der Verwaltung des Nachlasses Ihres Vaters beauftragt ist.“
    Jack wurde sehr still und blickte den Geschäftsführer mit starren Augen an.
    Verwaltung des Nachlasses? Dazu gab es keinen Grund, es sei denn … „Bitten Sie ihn herein“, hörte er sich tonlos sagen.
    Mr. Tode war von kleinem Wuchs, kahlköpfig und mit runden, fleischigen Wangen ausgestattet, über denen sich ein Paar schwarzer feuchter Augen befand, die sich in seinem Gesicht unverhältnismäßig groß ausnahmen. Sein Blick aber war wachsam und intelligent. Er strahlte bedachtsamen Ernst und Verantwortungsbewusstsein aus, was Jack sofort gefiel.
    „Mr. Devlin.“ Er ging auf ihn zu und schüttelte ihm die Hand. „Danke, dass Sie sich die Zeit für mich nehmen. Ich bedauere, dass wir uns nicht unter glücklicheren Umständen begegnen. Ich bin gekommen, um Ihnen eine traurige Nachricht zu übermitteln.“
    „Der Earl ist tot“, sagte Jack und bedeutete dem Anwalt, Platz zu nehmen. Das war die einzige Erklärung, die Sinn machte.
    Mr. Tode nickte. Die wässrigen schwarzen Augen zeigten höfliches Mitgefühl. „Ja, Mr. Devlin. Ihr Vater ist gestern Nacht im Schlaf verschieden.“ Er blickte auf den Whiskey-Flakon auf Jacks Schreibtisch und fügte hinzu:
    „Anscheinend haben Sie bereits davon gehört.“
    Jack lachte kurz auf, weil der Mann annahm, er tränke aus Kummer über den Tod seines Vaters. „Nein, ich wusste nichts davon.“
    Einen Augenblick lang herrschte peinliche Stille. „Mein Gott, wie ähnlich Sie Ihrem Vater sehen“, bemerkte der Anwalt und starrte wie hypnotisiert auf Jacks kantiges Gesicht. „Über die Vaterschaft des Earls ist jeder Zweifel ausgeschlossen.“
    Übel gelaunt schwenkte Jack sein Whiskeyglas. „Leider.“
    Den Anwalt schien der abwertende Kommentar nicht zu überraschen. Der Earl hatte sich während seines langen Lebens eine Reihe von Feinden gemacht, einschließlich einiger bitter enttäuschter unehelicher Kinder. „Mir ist bekannt, dass Sie und der Earl … dass Sie sich nicht sehr nahe standen.“
    Jack lächelte leicht bei dieser Untertreibung und ließ es dabei bewenden.
    „Jedoch“, fuhr Mr. Tode fort, „hielt es der Earl für richtig, Sie vor seinem Tod in seinem Testament zu bedenken.
    Natürlich mehr eine Geste für einen Mann mit Ihrem Vermögen … aber es ist so etwas wie ein Familienerbstück.
    Der Earl hinterlässt Ihnen einen Besitz mit einem kleinen herrschaftlichen Haus in Herefordshire. Die Lage ist ausgezeichnet, und das Anwesen befindet sich in bestem Zustand. Ein Juwel, ehrlich gesagt. Ihr Ururgroßvater hatte es erbaut.“
    „Welch eine Ehre“, murmelte Jack.
    Mr. Tode überhörte seinen Sarkasmus. „Ihre Geschwister denken genauso“, antwortete er. „Viele von ihnen hatten vor dem Ableben Ihres Vaters damit geliebäugelt. Ich brauche wohl nicht zu sagen, dass sie alle bass erstaunt waren, dass er es Ihnen vermacht hatte.“
    Wie schön dachte Jack mit hämischer Zufriedenheit. Es freute ihn, dass er diesem privilegierten Haufen von Snobs, die von ihm keine Notiz nehmen wollten, verstimmt hatte. Zweifellos würde großes Gezeter und Gejammer herrschen, dass ein uralter Familienbesitz einem illegitimen Halbbruder vererbt worden war.
    „Ihr Vater hat diesen Nachtrag zu seinem Testament erst vor kurzer Zeit geschrieben“, bemerkte Tode. „Vielleicht interessiert es Sie, dass er Ihre Erfolge mit großer Aufmerksamkeit beobachtete. Er schien der Meinung zu sein, dass Sie ihm in vieler Hinsicht ähnlich waren.“
    „Wahrscheinlich hatte er Recht“, sagte Jack und ekelte sich vor sich selbst.
    Mit leicht zur Seite

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