Nacht der Leidenschaft
Augenblick ein Gesicht in der Menge auftauchte. Ihr Herz machte einen Satz, der Atem stockte. In einem Anfall von Panik kniff sie die Augen zusammen.
„Amanda?“, fragte Francine sichtlich erstaunt.
„Ich dachte, ich hätte …“ Beunruhigt und mit kleinen Schweißperlen auf der Stirn, starrte Amanda auf die in Grüppchen zusammenstehenden Gäste, während das laute Pochen ihres Herzens alle anderen Geräusche übertönte.
Sie tat einen Schritt nach vorn, dann wieder zurück und blickte verzweifelt suchend nach rechts und links. „Wo ist er?“, murmelte sie aufgeregt.
„Amanda, ist Ihnen nicht wohl?“
„Nein, ich …“ Plötzlich wurde sie sich ihres seltsamen Benehmens bewusst und versuchte sich wieder zu fassen.
„Ich glaube, ich habe jemanden entdeckt, dem ich nicht begegnen möchte.“
Nachdenklich ließ Francine den Blick über die Gäste schweifen. „Aus welchem Grund? Ist es ein unangenehmer Kritiker? Oder jemand, mit dem Sie zerstritten sind?” Ein verschmitztes Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Vielleicht ein Geliebter, der Sie auf unschöne Weise verlassen hat?“
Obwohl sie Amanda mit dieser Bemerkung nur aus der Reserve locken wollte, hatte sie damit beinahe ins Schwarze getroffen. Eine leichte Röte stieg Amanda in die Wangen. „Das ist lächerlich“, meinte sie barsch und verbrannte sich zu allem Übel die Zunge am heißen Punsch, sodass ihr vor Schmerz die Tränen in die Augen traten.
„Sie werden nicht erraten, wer in diesem Augenblick auf uns zukommt, Amanda“, verkündete Francine unbefangen. „Wenn Mr. Devlin der Mann ist, dem Sie nicht begegnen möchten, dann ist es, fürchte ich, leider zu spät.“
Irgendwie wusste Amanda auch ohne aufzublicken, dass er es war.
Unverschämt blaue Augen richteten sich durchdringend auf sie. Die gleiche tiefe Stimme, die ihr vor einer Woche Liebesworte ins Ohr geflüstert hatte, sprach sie jetzt mit gelassener Höflichkeit an. „Mrs. Newlyn, ich hoffe, Sie machen mich mit Ihrer Begleiterin bekannt.“
Francine antwortete mit einem kehligen Lachen. „Ich bin nicht sicher, ob die Dame dies auch wünscht, Mr. Devlin.
Bedauerlicherweise scheint Ihnen Ihr schlechter Ruf vorausgeeilt zu sein.“
Amanda stockte der Atem. Das Unmögliche wurde Wirklichkeit … dieser Mann war ihr Geburtstagsgast. ‚Jack‘ – der Mann, der sie umarmt und geküsst hatte und der ihr in der dämmrigen Abgeschiedenheit ihres Salons die Freuden der Liebe geschenkt hatte. Er war kräftiger, größer und sehniger, als sie es in Erinnerung hatte.
Unwillkürlich dachte sie an die süße, verheißungsvolle Wärme seines Mundes, an die festen Muskeln seines Oberkörpers, die sie gestreichelt hatte … an ihren Körper, der sich eng an ihn geschmiegt hatte.
Amanda schwankte unmerklich. Ihre Knie zitterten. Aber sie durfte keine Szene machen, durfte kein Aufsehen erregen. Sie würde alles tun, um das entwürdigende Geheimnis, das sie beide teilten, zu verbergen. Obwohl sie kaum sprechen konnte, brachte sie ein paar zusammenhängende Worte hervor.
„Sie können mir diesen … Gentleman getrost vorstellen, Francine.“ Das schelmische Aufleuchten seiner Augen sagte ihr, dass die Betonung, die sie voller Ironie auf das Wort ‚Gentleman‘ gelegt hatte, seinen Zweck nicht verfehlt hatte.
Prüfend betrachtete die zierliche kleine Blondine die beiden. „Nein, ich glaube, das wird nicht nötig sein“, sagte sie zu Amandas Erstaunen. „Es ist ganz offensichtlich, dass Sie beide sich bereits kennen gelernt haben. Vielleicht hätte einer von Ihnen die Freundlichkeit, mich über die näheren Umstände Ihrer Bekanntschaft aufzuklären?“
„Nein“, antwortete Devlin und milderte seine knappe Absage mit einem charmanten Lächeln.
Francines verzauberter Blick schoss blitzartig von Devlin zu Amanda. „Schön. Dann überlasse ich es Ihnen beiden herauszufinden, ob Sie sich bereits kennen oder nicht.“ Sie lächelte. „Aber seien Sie vorgewarnt, Amanda, einem von Ihnen werde ich die Geschichte aus der Nase ziehen.“
Amanda bemerkte kaum, dass ihre Freundin sich verabschiedet hatte. Verwirrung, Empörung und Scham überkamen sie … Amanda war zu benommen, um auch nur ein Wort zu sagen. Jeder Atemzug schien ihr die Lungen zu versengen. John T. Devlin … Jack … stand mit dem lauernden Blick eines Tigers vor ihr.
Er hatte die Macht sie zu zerstören, dachte sie in aufwallender Angst. Mit wenigen Worten und vielleicht einer schriftlichen
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