Nacht der Leidenschaft
Lächeln an. „Das hört sich an, als ob Sie Mr. Devlin nicht mögen.“
„Ganz richtig. Ich finde ihn arrogant und berechnend.“
„So.“ Fretwell schien sich diese Bemerkung durch den Kopf gehen zu lassen. „Mr. Devlin kann leicht aggressiv werden, wenn er sich etwas Bestimmtes in den Kopf gesetzt hat. Aber ich kann Ihnen versichern: In ganz London gibt es keinen besseren Arbeitgeber. Er liebt seine Freunde und ist großzügig zu all en, die für ihn arbeiten. Neulich half er einem seiner Autoren beim Hauskauf. Er ist jedem behilflich, selbst wenn es um Theaterkarten geht.
Neulich besorgte er einem Freund, der schwer er krankt war, einen Spezialisten aus Dublin. Er ist immer bereit, seinen Freunden und Mitarbeitern auch bei persönlichen Problemen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen …“
Während Fretwell sich in weiteren Lobeshymnen über seinen Arbeitgeber erging, fügte Amanda im Stillen das Wort ‚beherrschend~ zu der Liste von Eigenschaften hinzu, die sie für Devlin gefunden hatte. Natürlich tat dieser Mann das Beste, um seine Freunde und Angestellten tiefer zu verpflichten … Dann konnte er ihr Gefühl des Dankes für eigene Zwecke ausnutzen.
„Aus welchem Grund und wie wurde Mr. Devlin Verleger?“, fragte sie. „Er ist so ganz anders als die Verleger, die ich kenne. Das heißt, man würde ihn nie mit Büchern in Verbindung bringen.
Ein merkwürdiges Zögern folgte, und Amanda, sah an Fretwells Ausdruck, dass ihm eine interessante und zudem persönliche Geschichte auf der Zunge lag, die sich auf Devlins mysteriöse Vergangenheit bezog. „Vielleicht sollten Sie Mr. Devlin selbst über das Wie und Warum befragen“, meinte Fretwell schließlich. “Aber eins kann ich Ihnen sagen: Er hat eine echte, von Herzen kommen de Liebe zum Lesen und größte Hochachtung vor dem geschriebenen Wort. Und er besitzt die große Gabe, die besonderen Stärken eines Schriftstellers zu erkennen und ihn zu ermutigen, sie voll auszuschöpfen, um ein erfolgreicher Autor zu werden.“
„Mit anderen Worten, er drängt sie, Profit zu machen“, sagte Amanda spöttisch.
Fretwells lächelte vielsagend. „Gegen einen Gewinn haben Sie doch sicherlich nichts einzuwenden, Miss Briars.“
„Nur wenn die Kunst dem Kommerz geopfert wird, Mr. Fretwell.“
„Oh, Sie werden sehen, dass Mr. Devlin der künstlerischen Freiheit größten Respekt entgegenbringt“, erwiderte er schnell.
Sie gingen zum rückwärtigen Teil des Gebäudes und stiegen eine breite Marmortreppe hinauf, die durch aneinandergereihte Oberlichter erhellt wurde. Das Innere von Devlins Verlagshaus schien dem Äußeren zu gleichen. Es war zweckmäßig, aber dennoch ästhetisch und hochwertig ausgestattet. Die verschiedenen Räume, die sie nacheinander durchquerten, wurden mit Holz- oder Gaskaminen beheizt. Sämtliche Kamineinfassungen bestanden aus fein geädertem Marmor, die Böden waren mit dicken Teppichen bedeckt. Amanda besaß ein gutes Gespür für Stimmungen und nahm sogleich die heitere, entspannte Atmosphäre unter den Angestellten in der Buchbinderei und Druckerei wahr.
Fretwell blieb vor einer besonders kunstvoll getäfelten Tür stehen und hob fragend die Brauen. „Miss Briars, möchten Sie unsere Sammlung seltener Bücher sehen?“
Amanda nickte und folgte ihm. Durch die geöffnete Tür fiel ihr Blick auf einen hohen Raum, der an allen vier Wänden mit Bücherregalen und bleiverglasten Türen verkleidet war. Kunstvolle Stuckaturen verzierten die Decke in Form eines Medaillons aus Blumenranken, das sich in dem Muster des kostbaren Aubusson-Teppichs am Fußboden wiederholte.
„Sind all diese Bücher zu kaufen?“, fragte Amanda ehrfurchtsvoll, als ob sie eine königliche Schatzkammer betreten hätte.
Fretwell nickte. „Sie finden hier alles. Von Antiquitäten bis zur Zoologie. Außerdem haben wir eine große Auswahl von alten Land- und Sternkarten, von Erstausgaben und Urschriften …“ Mit der Hand beschrieb er einen weiten Bogen, als ob die unzähligen Bücherreihen sich selbst erklärten.
„Am liebsten würde ich mich hier für eine Woche einschließen, sagte sie unwillkürlich.
Fretwell lachte und führte sie hinaus. Sie stiegen zur nächsten Etage zu den Geschäftsräumen hinauf. Bevor Amanda Gelegenheit hatte, sich über ihre plötzliche Nervosität klar zu werden, öffnete Fretwell eine Mahagonitür und drängte sie sanft über die Türschwelle. Ihre Eindrücke jagten sich … der schwere Schreibtisch, der
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