Nacht der Leidenschaft
Ecke führen, wo sich die Bücher auf einem Mahagonitresen stapelten. „Mr. Fretwell, in welcher Eigenschaft sind sie für Mr. Devlin tätig?
„Ich bin sein Geschäftsführer. Gelegentlich fungiere ich auch als Leser und Herausgeber und lege ihm unveröffentlichte Romane vor, die ich beachtenswert finde.“ Er lächelte wieder. „Und ich schätze mich glücklich, Mr. Devlins Autoren zur Seite zu stehen, wenn sie meiner Hilfe bedürfen.“
„Ich gehöre nicht zu Mr. Devlins Autoren“, entgegnete Amanda streng.
„Ja, natürlich“, sagte Fretwell schnell, um sie nicht zu kränken. „Das wollte ich damit nicht zum Ausdruck bringen.
Darf ich Ihnen sagen, welch ein Lesevergnügen Ihr Werk mir und unseren Abonnenten gemacht hat? Ihre Bücher sind ständig verliehen und die Verkaufszahlen steigen. Für das letzte Buch Schatten der Vergangenheit mussten wir über fünfhundert Exemplare ordern.“
„Fünfhundert?” Diese Zahl erstaunte Amanda dermaßen, dass sie ihre Überraschung nicht verbergen konnte.
Bücher waren Luxusartikel und zu teuer für die meisten Leute. Bis jetzt war ihr nicht klargeworden, dass sie einen großen Prozentsatz ihrer Umsätze Devlins Unterstützung verdankte.
„O ja“, fuhr Fretwell erklärend fort, unterbrach sich aber, als es an einem der Tresen Ärger zu geben schien.
Anscheinend entrüstete sich ein Angestellter über den schlechten Zustand eines zurückgegebenen Buches. Die Kundin, die zu großzügig von ihrem Schminktiegel und Parfüm Gebrauch gemacht hatte, protestierte heftig gegen den Vorwurf, dass das Buch beschädigt worden sei. „Ah, das ist Mrs. Sandby“, erklärte Fretwell mit einem Seufzer. „Eine unserer Stammkundinnen. Leider hat sie die Eigenschaft, die geliehenen Bücher beim Friseur zu lesen. Wenn sie einen Band zurückgibt, verkleben Puder und Pomade die Seiten.
Amanda lachte auf und blickte auf den altmodischen, stark gepuderten Lockenberg der Dame. Es bestand kein Zweifel – sie und der Roman hatten Stunden beim Friseur verbracht. „Mir scheint, Sie werden verlangt, Mr. Fretwell. Vielleicht können Sie Frieden stiften, während ich hier warte.“
„Ich lasse Sie ungern allein“, sagte er mit einem leichten Stirnrunzeln. „Aber …“
„Ich werde mich nicht von der Stelle rühren“, versicherte Amanda lächelnd. „Es macht mir nichts aus zu warten.
Während Oscar Fretwell zum Tresen eilte, um die Wogen zu glätten, sah sich Amanda neugierig um. Überall Bücher, Bücher über Bücher, ordentlich aufgereiht in Regalen, die vom Boden bis zur Decke reichten. Die Räumlichkeiten erstreckten sich über zwei Stockwerke, eine Galerie bot den Zugang zur oberen Etage. Das Nebeneinander von roten, goldenen, grünen und braunen Buchrücken war ein Augenschmaus, und bei dem köstlichen Geruch von Pergament und Leder lief Amanda beinahe das Wasser im Munde zusammen. Ein feiner Duft von Teeblättern hing in der Luft. Für jeden, der mit Begeisterung las, musste dies ein Paradies sein.
Leser und Käufer warteten in Schlangen vor den Ausleihen und Verkaufstischen, die mit Katalogen und Büchern beladen waren. Rädchen mit Schnur und Rollen mit braunem Papier drehten sich unablässig, während die Angestellten die Bücher verpackten. Amanda bewunderte die Geschicklichkeit der Angestellten, die kleinere Bücherstapel flink in Papier wickelten und verschnürten. Größere Aufträge wurden in alten Teekisten verpackt – aha, daher der Teeduft – und auf Karren verladen.
Oscar Fretwell blickte sie mit einer Mischung von Verschmitztheit und Reue an, als er sich wieder zu ihr gesellte.
„Ich denke, die Sache ist geregelt“, erklärte er Amanda mit verschwörerischem Flüstern. “Ich bat den Angestellten, das Buch in seinem jetzigen Zustand anzunehmen. Wir werden versuchen, es zu restaurieren. Aber ich habe Mrs. Sandby ermahnt, in Zukunft sorgfältiger mit unseren Büchern umzugehen.“
„Sie hätten ihr auch vorschlagen können, einfach auf den Puder im Haar zu verzichten“, flüsterte Amanda zurück, und dann lachten sie beide.
Fretwell reichte ihr einladend den Arm. „Darf ich Sie zu Mr. Devlins Büro führen, Miss Briars?“
Der Gedanke, Jack Devlin wieder zu sehen, löste gemischte Gefühle in Amanda aus. Sie verspürte Freude und Angst zugleich – und wieder dieses eigentümliche Prickeln.
Sie straffte die Schultern. „Ja, unbedingt. Je eher ich mit Mr. Devlin spreche, desto besser.“
Fretwell schaute sie mit einem verblüfften
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