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Nacht der Leidenschaft

Nacht der Leidenschaft

Titel: Nacht der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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dem Stock auf Devlin.
    Während die beiden Männer kämpften, suchten Amandas Augen fieberhaft den Raum ab. Gebannt hefteten sie sich auf das am Feuer liegende eiserne Kaminbesteck. „Ausgezeichnet“, murmelte sie und ergriff schnell den langen Schürhaken mit dem Messinggriff.
    Lord Tirwitt war zu sehr mit seinen Angriffen beschäftigt, um ihr Vorhaben zu bemerken. Jetzt packte sie den Schürhaken mit beiden Händen, blieb hinter dem Lord stehen und schwang das eiserne Gerät wie einen Knüppel in die Höhe. Mit äußerster Kraftanstrengung ließ sie die Waffe auf seinen Schädel niedersausen. Sie wollte ihn bewusstlos schlagen, ohne ihn zu töten. Da sie im Kampf jedoch nicht erprobt war, traf sie ihn nicht fest genug. Es war ein sonderbares Gefühl, mit einem Schürhaken auf den Hinterkopf eines Menschen zu schlagen, ihre Hände und Arme zitterten. Zu ihrer Enttäuschung wirbelte Lord Tirwitt zu ihr herum und blickte sie mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck an. Amanda schlug ein zweites Mal zu; jetzt zielte sie auf die Stirn und zuckte beim Aufprall des Eisens zusammen.
    Langsam schloss Lord Tirwitt die Augen und sackte dann lautlos in sich zusammen. Amanda ließ den Schürhaken auf der Stelle fallen und schwankte benommen. Sie sah zu, wie Devlin sich über seinen Widersacher beugte.
    „Habe ich ihn umgebracht?“, fragte sie unsicher.

Kapitel 5
    „Nein, Sie haben ihn nicht getötet“, antwortete Devlin auf Amandas bange Frage. „Jammerschade. Er wird am Leben bleiben.“ Mit einem großen Schritt über den Bewusstlosen eilte er zur Tür, riss sie auf und blickte in das erwartungsvolle Gesicht des gedungenen Schlägers. Bevor dem Mann auch nur eine Sekunde Zeit zum Denken blieb, krachte Devlins harte Faust auf seinen Bauch. Laut stöhnend beugte er sich nach vorn und ging zu Boden.
    „Fretwell“, rief Devlin, ohne die Stimme anzuheben. Man hätte meinen können, er bestelle eine zweite Kanne Tee.
    Fretwell, wo sind Sie?“
    Der Geschäftsführer erschien nach einer knappen Minute und schnaufte vom schnellen Laufen. Er war sichtlich erleichtert, seinen Herrn wohlauf zu sehen. Zwei kräftige, muskulöse junge Männer folgten ihm.
    „Ich habe einen Polizisten von der Bow Street rufen lassen“, sagte Fretwell atemlos, „und noch zwei junge Männer aus dem Lager mitgebracht, die mir bei der Entfernung dieses …“ Angewidert blickte er auf den Schläger, „… dieses Gewürms helfen.“
    „Vielen Dank“, antworte Devlin. „Gute Arbeit, Fretwell. Aber wie mir scheint, hat Miss Briars die Situation fest in der Hand.“
    „Miss Briars?“ Der Geschäftsführer warf Amanda, die neben Tirwitts zusammengekrümmtem Körper stand, einen erstaunten Blick zu. „Sie wollen doch nicht etwa sagen, dass sie …?“
    „Dass sie ihn niedergestreckt hat?“, half ihm Devlin und versuchte das belustigte Lächeln zu unterdrücken, das ihn plötzlich überkam.
    „Bevor Sie sich weiter auf meine Kosten amüsieren“, sagte Amanda streng, „sollten Sie sich um diese Wunde kümmern, Mr. Devlin sonst verbluten Sie noch vor unseren Augen,“
    „Großer Gott!“, rief Fretwell entsetzt und starrte auf den roten Fleck, der sich auf Devlins Hemd ausbreitete. „Ich werde nach einem Arzt schicken. Ich habe ja nicht geahnt, dass dieser Wahnsinnige Sie verletzt hat, Sir.“
    „Es ist nur ein Kratzer“, beschwichtigte ihn Devlin. „Ich brauche keinen Arzt.“
    „Ich denke schon.“ Fretwells Gesicht wurde aschfahl, als er sich Devlins blutgetränkte Kleidung besah.
    „Ich werde mir die Wunde ansehen“, sagte Amanda in einem Ton, der keine Widerrede duldete. Da sie viele Jahre im Krankenzimmer ihrer Eltern verbracht hatte, war sie an den Anblick von Blut gewöhnt. „Mr. Fretwell, Sie kümmern sich bitte um Lord Tirwitts Abtransport. In der Zwischenzeit werde ich die Wunde versorgen.“ Fest entschlossen blickte sie in Devlins tintenblaue Augen. „Ziehen Sie bitte Ihr Jackett aus und setzen Sie sich.“
    Devlin kam ihrer Aufforderung nach und verzog schmerzhaft das Gesicht, als er sich von den Jackenärmeln befreite. Amanda kam ihm zu Hilfe. Der Schnitt an der Seite brannte allmählich wie Feuer. Auch wenn es nur ein Kratzer war, so musste die Wunde gereinigt werden. Immerhin wusste keiner, wozu der Lord den Stock mit der Speerspitze tags zuvor noch verwendet hatte.
    Amanda nahm das Jackett entgegen und hing es sorgsam über den Stuhl. In dem wollenen Material hingen noch die Wärme und der Geruch seines Körpers,

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