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Nacht der Leidenschaft

Nacht der Leidenschaft

Titel: Nacht der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Lippen, als sie seine riesige Hand dicht über der ihren spürte. Ihre zierlichen Finger, die immer kalt waren, brannten jetzt vor Hitze. Er packte sie und ließ sie nicht wieder los. Das war kein Handschlag, es war eine Inbesitznahme. Der Größenunterschied zwischen ihnen war so enorm, dass sie den Kopf weit nach hinten beugen musste, um ihm ins Gesicht zu blicken. Trotz ihrer üppigen Figur kam sie sich ihm gegenüber eher wie ein Püppchen vor.
    Ihre Lungen hatten plötzlich das Bedürfnis nach viel Luft und sogen sie in großen, hastigen Schüben ein. Als Folge davon schärften sich ihre Sinneswahrnehmungen. „Mr. Devlin“, brachte sie mühsam hervor, während er immer noch ihre Hand festhielt. „Wieso bestehen Sie darauf, mein Buch als Fortsetzungsroman herauszubringen?“
    „Weil der Besitz von Büchern nicht das Privileg der Begüterten sein sollte. Ich möchte gute Bücher drucken, die sich die breite Masse leisten kann. Ein Armer braucht die Flucht aus dein Alltag noch viel dringender als ein Reicher.“
    „Flucht …“, wiederholte Amanda. Noch nie hatte sie diese Umschreibung für ein Buch gehört.
    „Ja, ein Mittel, um den Geist abzulenken, von dem Wo, dem Wer und dem Was man ist. Jeder braucht das. Es gibt Zeiten in meiner Vergangenheit in der ein Buch das Einzige war, das zwischen mir und dem drohenden Wahnsinn stand. Ich…“
    Er hielt plötzlich inne. Amanda wurde klar, dass er dieses Bekenntnis nicht hatte machen wollen. Im Zimmer wurde es peinlich still, nur das Kaminfeuer knisterte leise. Die Luft schien vor unausgesprochenen Gedanken und Gefühlen zu vibrieren. Sie wollte ihm sagen, dass sie nur zu gut verstand, was er meinte, dass auch sie das selige Vergessen erfahren hatte, das geschriebene Worte schenken können. Auch in ihrem Leben gab Augenblicke der Verzweiflung, in denen Bücher ihr einziger Trost waren. Sie standen sich so dicht gegenüber, dass Amanda die Wärme seines Körpers zu spüren glaubte. Sie musste sich auf die Unterlippe beißen, um nicht nach seiner geheimnisvollen Vergangenheit zu fragen. Wovor hatte er fliehen müssen? Und hatten die Narben auf seinem Rücken etwas damit zu tun?
    „Amanda“, murmelte er. Auch wenn weder sein Blick noch seine Stimme etwas Anzügliches hatten, konnte sie die Erinnerung an den Abend ihres Geburtstags nicht verscheuchen … wie zärtlich er sie berührt hatte … wie süß sein Mund geschmeckt, wie glatt und schwer sich das schwarze Haar an ihren Fingerkuppen angefühlt hatte.
    Sie sucht e nach Worten, um den Bann zwischen ihnen zu brechen; sie musste sich schnellstens aus dieser Situation retten.
    Aber sie fürchtete zu stottern oder wie ein nervöses Mädchen zu stammeln. Dieser Mann hatte eine verheerende Wirkung auf sie.
    Die ersehnte Unterbrechung bot Oscar Fretwell der flüchtig an die Tür klopfte und ohne eine Antwort abzuwarten eintrat. Dabei schien ihm zu entgehen, dass Amanda hastig von Devlin abrückte und schuldbewusst errötete.
    „Verzeihung, Sir“, sagte Fretwell zu Devlin, „aber Konstabler Mr. Jacob Romley ist soeben eingetroffen. Er hat Lord Tirwitt in Gewahrsam genommen und möchte Ihnen einige Fragen bezüglich des Handgemenges von heute Morgen stellen.“
    Devlin antwortete nicht und sah Amanda stattdessen wie ein hungriger Kater an, dem gerade eine fette Maus entwischt war.
    „Ich muss jetzt gehen“, murmelte sie, nahm die Handschuhe von der Sessellehne am Kamin und streifte sie eilig über. „Ich möchte Sie wirklich nicht länger aufhalten, Mr. Devlin. Und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie meinen Namen gegenüber Mr. Romley nicht erwähnten – mir ist wahrlich nicht daran gelegen, dass man in Zeter und Mordio oder einem anderen Boulevardblatt über mich schreibt. Den Verdienst, Lord Tirwitt zur Strecke gebracht zu haben, überlasse ich ganz allein Ihnen.“
    „Ein solcher Artikel würde die Verkaufszahlen Ihrer Bücher in die Höhe jagen“, warf Devlin ein.
    „Meine Bücher sollen um ihrer Qualität willen gekauft werden, Mr. Devlin, und nicht infolge billiger Sensationshascherei.“
    Er blickte sie mit erstaunt hochgezogenen Brauen an. „Was spielt das für eine Rolle, solange sie sich verkaufen?“
    Sie lachte plötzlich und wandte sich an den Geschäftsführer, der an der Tür wartete. „Mr. Fretwell, würden Sie mich hinausbegleiten?“
    „Mit Vergnügen.“ Fretwell reichte ihr galant den Arm und führte sie hinaus.
    Jack hatte Gemma Bradshaw stets gemocht. Er sah in ihr eine

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