Nacht der Leidenschaft
Und du, lieber Jack, hast immer alles Mögliche getan, um dem, was du am meisten brauchst, aus dem Weg zu gehen – einer Gefährtin. Stattdessen bist du mit deinen Geschäften verheiratet, die dir einen kalten Trost bieten, wenn du nachts in deinem leeren Bett schläfst.“
„Ich habe jede Gesellschaft, die ich brauche, Gemma. Ich bin doch kein Mönch.“
„Sei nicht so begriffsstutzig. Ich spiele hier nicht auf rein sexuellen Kontakt an. Hast du dir noch nie einen Partner gewünscht, jemanden, dem du vertrauen und dich anvertrauen kannst … ja, den du lieben kannst?“
Jack ärgerte sich, als ihm bewusst wurde, dass er darauf keine Antwort hatte. Bekannte, Freundinnen, sogar Geliebte – davon hatte er genügend. Aber er hatte noch nie eine Frau gefunden, die seinen körperlichen wie seelischen Bedürfnissen gerecht geworden wäre – und die Schuld lag allein bei ihm. Etwas fehlte in seinem Inneren. Die Fähigkeit, sich hinzugeben.
„Miss Amanda Briars ist wohl kaum die ideale Partnerin für einen egoistischen Bastard wie mich“, sagte er.
„Oh?” Sie lächelte herausfordernd. „Wieso versuchst du es nicht einmal? Vielleicht überrascht dich das Ergebnis.“
„Ich hätte nie gedacht, dass du einmal zur Kuppelmutter avancierst, Gemma.“
„Ab und zu mache ich gern ein Experiment“, antwortete sie ungerührt. „Dieses hier werde ich mit großem Interesse verfolgen. Schließlich möchte ich wissen, was daraus wird.“
„Der Fall wird nicht eintreten“, versicherte er ihr. „Und wenn, dann fresse ich lieber einen Besen, bevor ich es dir erzähle.“
Liebling flötete sie wieder, „würdest du so grausam sein, mich dieser kleinen Freude zu berauben, wenn meine Absichten so rein und lauter sind? Und jetzt berichte mir, was sich an jenem Abend zwischen euch abgespielt hat.
Ich sterbe beinahe vor Neugierde.“
Sein Gesicht blieb völlig ausdruckslos. „Nichts ist passiert.“
Sie ließ ein perlendes Lachen hören. „Du solltest klüger sein, Jack. Wenn du gesagt hättest, ihr habt ein wenig geflirtet, oder von mir aus auch gestritten, dann hätte ich dir geglaubt … aber es ist einfach unmöglich, dass nichts passiert ist.“
Jack war es nicht gewohnt, einem anderen Menschen sein Innerstes anzuvertrauen. Schon lange beherrschte er die Kunst, sich zu unterhalten, ohne etwas von sich preiszugeben. Er war immer der Meinung gewesen, dass es zwecklos sei, Geheimnisse mit anderen zu teilen, da die meisten so erpicht darauf waren, sie auszuplaudern.
Amanda Briars war eine Frau, deren Schönheit versteckt war – wie bei einem ungeschliffenen Diamanten. Sie war witzig, intelligent, unerschrocken, praktisch und, vor allem, interessant. Ihn beunruhigte, dass er selbst nicht wusste, was er von ihr wollte. In seiner Welt hatten Frauen klar umrissene Verwendungszwecke. Manche waren intellektuelle Gesprächspartner oder unterhaltsame Geliebte, manche Geschäftspartner, und andere waren entweder zu langweilig oder nur zum Heiraten bestimmt und deshalb zu vermeiden. Amanda passte in keine dieser Kategorien.
„Ich habe sie geküsst“, sagte Jack unvermittelt. „Ihre Hände rochen nach Zitronen. Ich hatte das Gefühl …“ Er fand keine Worte, um das auszudrücken, was plötzlich unerklärbar geworden war, und verstummte. Allmählich begriff er, dass der ruhige Abend bei Amanda Briars einen wahren Aufruhr in seinem Innersten verursacht hatte.
„Mehr hast du nicht zu sagen?“, beschwerte sich Gemma schmollend und schien durch sein Schweigen verstimmt.
„Wenn deine Fähigkeiten, dich auszudrücken, hiermit erschöpft sind, dann wundert es mich nicht, dass du noch nie einen Roman geschrieben hast.“
„Ich will sie, Gemma“, sagte er leise. „Aber das ist nicht gut, weder für sie noch für mich.“ Er schwieg, und auf seinen Lippen lag ein trauriges Lächeln. „Wenn wir ein Verhältnis hätten, würde es auf beiden Seiten böse enden.
Im Lauf der Zeit würde sie Dinge wollen, die ich ihr nicht geben kann.“
„Und woher willst du das wissen?“, fragte Gemma.
„Ich bin doch kein Narr, Gemma. Amanda Briars gehört zu den Frauen, die mehr als einen halben Mann brauchen und verdienen.“
„Ein halber Mann“, wiederholte sie und lachte über die Formulierung. „Warum sagst du das? In allen Berichten, die ich über deine Anatomie gehört habe, Liebling, spricht man dir das höchste Lob zu.“
Jack wechselte das Thema, da Gemma weder den Wunsch noch die Fähigkeit hatte, über
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